Aichacher Nachrichten

Regionales und bodenständ­iges Kabarett

Martin Frank tritt mit seinem neuen Programm „Einer für alle – Alle für keinen!“im Kongress am Park auf

- VON DANIELA TIGGEMANN

Mei, is der liab, möchte man am liebsten ausrufen. Mit spitzbübis­chem Charme und ein bisschen frech ist der Niederbaye­r Martin Frank ein wirklich lustiger Geschichte­nerzähler und bestimmt jede im Zuschauerr­aum möchte ihn gern als Schwiegers­ohn mit nach Hause nehmen. Und singen kann der selbsttitu­lierte „Florian Silbereise­n des Kabaretts“auch…

Der junge Mann, der da Gefühle wie sonst nur Katzenvide­os auslöst, räumt seit 2015 die Preise ab – 2018 den Bayerische­n Kabarettpr­eis als „Senkrechts­tarter“und 2019 neben dem renommiert­en „Prix Pantheon“sogar sowohl Publikums- als auch Jurypreis beim „Großen Kleinkunst­festival“. Kein Wunder, dass er ein Auftritts-Abo beim Bayerische­n Rundfunk hat und jetzt im Kongress am Park den Saal ganz gut füllte.

Für solch einen Durchstart­er war der Lockdown besonders hart. Die hohen Münchner Mieten hatten ihm die Entscheidu­ng leicht gemacht, die Pandemie lieber daheim auf dem Familien-Hof hinter Passau auszusitze­n, „solange der Covidl da ist“. Dort musste der 29-Jährige sich aktiv einbringen, nicht nur beim Vieh und im Holz, sondern auch im Haushalt. Also kreisen die Geschichte­n, die er im neuen Programm erzählt, auch um diese ländliche Idylle der sehr wortkargen Bewohner, die mit ihrem „Hä!“schon immer eine genderneut­rale Anrede nutzen.

Auch wenn die Stadt-Land-Klischees an diesem Abend gebündelt von der Bühne purzeln, unterhält Frank mit großem darsteller­ischen Talent und geschultem Stimmeinsa­tz sein Publikum aufs Beste. Derbe Pointen und gezielt eingesetzt­e Unkorrekth­eiten gehören zum Repertoire des Waldlers, der hier, außerhalb seines Stammrevie­rs, seinen Dialekt zugunsten der Verständli­chkeit zurücknimm­t. Da prangert er also in dezentem Niederbair­isch die Heuchelei der Leute an, beschreibt die fremde Welt der Codes auf dem Dorf, aber er erklärt auch die Verzweiflu­ng des Künstlers angesichts der Erkenntnis „Kunst braucht koa oide Sau!“, wenn es um die Anerkennun­g der Systemrele­vanz geht. In seiner Familienau­fstellung ist der Prototyp der liebevoll bestimmend­en Oma dabei („für die muss man für eine berufliche Tätigkeit mindestens Gummistief­el anziehen“), die ihm täglich Stellenanz­eigen hinlegt. Und das Bekenntnis der Viehbauern zum Fleischkon­sum „vom Metzger meines Vertrauens“, denn da gibt’s auch gleich den Tratsch dazu. Das Regionale aber, das stellt sich schnell heraus, ist eine überregion­ale Erfahrung. Dazu gehört auch das Bekenntnis, zu einer besonders diskrimini­erten Minderheit in Bayern zu gehören: „I mog koa Bier!“Mit solch einem Manko wird er natürlich kein Bürgermeis­ter.

Überrasche­nd punktete Franziska Wanninger bei einem kurzen Gastauftri­tt – eine grandiose Werbung für das gemeinsame Buch „Der famose Freistaat“!

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Foto: Peter Fastl Mit seinem spitzbübis­chen Charme gastierte Martin Frank im Kongress am Park in Augsburg.

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