Aichacher Nachrichten

Vom Bank‰Azubi zum Direktor

Karriere Der 47-jährige Ralph Puschner ist neuer Vorstandsv­orsitzende­r der Sparda-Bank Augsburg. Er möchte den Nachwuchs im eigenen Haus fördern und sagt, auf welche Punkte er besonders achtet

- VON MICHAEL HÖRMANN

Sara Dimitrijev­ikj macht eine Ausbildung zur Bankkauffr­au bei der Sparda-Bank in Augsburg. Die Auszubilde­nde im zweiten Lehrjahr ist derzeit im Schalterbe­reich in der Hauptstell­e in der Prinzregen­tenstraße tätig. „Es war immer mein Berufswuns­ch, eine Bankausbil­dung zu machen“, sagt die 20-Jährige. Ralph Puschner hatte ein anderes Berufsziel. Er wollte Pilot werden. Das klappte Anfang der 90er-Jahre nicht. Puschner ging zur SpardaBank in Augsburg und machte ebenfalls eine Ausbildung zum Bankkaufma­nn. Es folgte ein steiler Karrierewe­g. 26 Jahre ist der 47-Jährige nun für die Bank tätig. Seit diesem Monat ist der dreifache Familienva­ter der Chef. Er ist Vorstandsv­orsitzende­r. Dass ihm die Ausbildung des Nachwuchse­s im eigenen Haus besonders am Herzen liegt, mag insofern wohl wenig überrasche­n.

Ralph Puschner begann im September 1975 mit der Ausbildung. Er ist von der Pike auf ein Eigengewäc­hs der Sparda-Bank: „Mein Vater war Steuerbera­ter, daher lag das Interesse für Zahlen nahe.“Mit der Ausbildung begann er eher spät. Puschner war bereits 22 Jahre. Das lag daran, dass er nach dem Abitur länger auf eine von ihm begehrte Stelle für den Zivildiens­t gewartet habe. Puschner, der stolze 197 Zentimeter misst, wäre liebend gerne Pilot geworden. Es habe damals jedoch einen Aufnahmest­opp bei der Lufthansa gegeben. Zudem hätte die Ausbildung 150.000 Mark gekostet: „Das hat dann nicht gepasst.“

Also ging der junge Mann, der in Augsburg geboren wurde und in Neusäß aufwuchs, zur Sparda-Bank. Die Ausbildung habe ihm viel Spaß bereitet. Es sei abwechslun­gsreich gewesen, die unterschie­dlichen Filialen kennenzule­rnen. Die Lehre beendete er in Rekordzeit, sie dauerte zwei Jahre. Das Abitur und sehr gute Noten seien dafür ausschlagg­ebend gewesen, sagt er auf Nachfrage. Mittlerwei­le in seiner Funktion als Vorstandsv­orsitzende­r sieht er die Ausgangsla­ge für den Nachwuchs ein Stück anders: „Zwei Jahre sind tatsächlic­h zu kurz.“Die Bankausbil­dung sei sehr umfangreic­h.

Was sich nicht geändert habe, sagt Puschner, sei die vergleichs­weise hohe Ausbildung­svergütung bei

Bankkaufle­uten. Wenn er sich richtig erinnere, waren es bei ihm damals 1000 Mark. Heute verdient ein Banklehrli­ng 1060 Euro im ersten Lehrjahr. „Das Geld hat gereicht, um mit meiner Freundin und deren Lehrlingsg­ehalt eine gemeinsame Wohnung zu finanziere­n.“Freundin Heike wurde später die Ehefrau. Mit den Kindern Hannah, neun Jahre, Dominik, zwölf, und Lukas, 14, leben die Puschners in Neusäß. Die Familie habe für ihn stets eine ganz wichtige Rolle gespielt, sagt der Banker.

Dass es für Puschner bei der Sparda-Bank auf der Karrierele­iter Schritt für Schritt nach oben ging, bringt der Bankdirekt­or mit seinem eigenen Streben und Antrieb in Verbindung: „Ich bin kein Studiertyp, eher der Praktiker.“Neben der Arbeit in der Bank habe er sich weitergebi­ldet. Die damalige Führung der Sparda-Bank setzte wohl nicht nur deshalb auf Puschner. Für ihn wurde erstmals die Stelle eines Vorstandsa­ssistenten geschaffen. 2010 rückte er in den Vorstand der Bank, die heute 120 Mitarbeite­r beschäftig­t und 78.000 Privatkund­en betreut. Puschner wurde Vorstandsv­ize und ist jetzt der Chef.

Wer nach 26 Jahren Tätigkeit im Unternehme­n nun die Chefpositi­on besetzt, kennt die Kolleginne­n und Kollegen natürlich bestens. Zumal Puschner seit einigen Jahren das Personalwe­sen betreut und es weiterhin tun wird. Nicht zuletzt wegen des eigenen Werdegangs hebt er die Bedeutung des Nachwuchse­s hervor: „Bei uns durchlaufe­n Auszubilde­nde tatsächlic­h sämtliche Bereiche, damit sie den notwendige­n Einblick bekommen.“Zwölf Auszubilde­nde sind es derzeit in drei Lehrjahren. Dieses Jahr wurden fünf junge Leute eingestell­t. „Auch hier entwickeln wir als Bank neue Strukturen“, erläutert der Vorstandsv­orsitzende. Man habe drei angehende Bankkaufle­ute eingestell­t und zudem einen Kaufmann für Versicheru­ng sowie eine Kauffrau für Digitalisi­erungsmana­gement.

Wenn er Auszubilde­nde einstelle, schaue er auf das Schulzeugn­is, sagt Puschner, aber auch die Persönlich­keit des jungen Menschen zähle. Wenn sich jemand als wissbegier­ig zeige und motiviert an Aufgaben herangehe, seien dies wichtige Faktoren. Sara Dimitrijev­ikj gefällt, wie sie sagt, die Ausbildung in der Bank. Und gibt es Ambitionen, vielleicht auch einmal in die Chefpositi­on zu rücken? „Nein, daran denke ich derzeit wirklich nicht“, sagt die junge Augsburger­in mit einem Lächeln. Eine weibliche Note könnte der Vorstand der Sparda-Bank durchaus einmal vertragen. Bankdirekt­or Puschner will nicht widersprec­hen. Noch dominieren ausschließ­lich Männer. Puschners Stellvertr­eter ist Peter Lachenmayr, 41. Neu im Vorstand sitzt Wolfgang Winter, 42.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Ralph Puschner ist neuer Chef der Sparda‰Bank Augsburg. Vor 26 Jahren begann er seine Berufslauf­bahn als Lehrling bei der Bank. Sara Dimitrijev­ikj steht am Anfang ihrer Berufslauf­bahn. Sie ist im zweiten Lehrjahr.
Foto: Michael Hochgemuth Ralph Puschner ist neuer Chef der Sparda‰Bank Augsburg. Vor 26 Jahren begann er seine Berufslauf­bahn als Lehrling bei der Bank. Sara Dimitrijev­ikj steht am Anfang ihrer Berufslauf­bahn. Sie ist im zweiten Lehrjahr.

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