Vom BankAzubi zum Direktor
Karriere Der 47-jährige Ralph Puschner ist neuer Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank Augsburg. Er möchte den Nachwuchs im eigenen Haus fördern und sagt, auf welche Punkte er besonders achtet
Sara Dimitrijevikj macht eine Ausbildung zur Bankkauffrau bei der Sparda-Bank in Augsburg. Die Auszubildende im zweiten Lehrjahr ist derzeit im Schalterbereich in der Hauptstelle in der Prinzregentenstraße tätig. „Es war immer mein Berufswunsch, eine Bankausbildung zu machen“, sagt die 20-Jährige. Ralph Puschner hatte ein anderes Berufsziel. Er wollte Pilot werden. Das klappte Anfang der 90er-Jahre nicht. Puschner ging zur SpardaBank in Augsburg und machte ebenfalls eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Es folgte ein steiler Karriereweg. 26 Jahre ist der 47-Jährige nun für die Bank tätig. Seit diesem Monat ist der dreifache Familienvater der Chef. Er ist Vorstandsvorsitzender. Dass ihm die Ausbildung des Nachwuchses im eigenen Haus besonders am Herzen liegt, mag insofern wohl wenig überraschen.
Ralph Puschner begann im September 1975 mit der Ausbildung. Er ist von der Pike auf ein Eigengewächs der Sparda-Bank: „Mein Vater war Steuerberater, daher lag das Interesse für Zahlen nahe.“Mit der Ausbildung begann er eher spät. Puschner war bereits 22 Jahre. Das lag daran, dass er nach dem Abitur länger auf eine von ihm begehrte Stelle für den Zivildienst gewartet habe. Puschner, der stolze 197 Zentimeter misst, wäre liebend gerne Pilot geworden. Es habe damals jedoch einen Aufnahmestopp bei der Lufthansa gegeben. Zudem hätte die Ausbildung 150.000 Mark gekostet: „Das hat dann nicht gepasst.“
Also ging der junge Mann, der in Augsburg geboren wurde und in Neusäß aufwuchs, zur Sparda-Bank. Die Ausbildung habe ihm viel Spaß bereitet. Es sei abwechslungsreich gewesen, die unterschiedlichen Filialen kennenzulernen. Die Lehre beendete er in Rekordzeit, sie dauerte zwei Jahre. Das Abitur und sehr gute Noten seien dafür ausschlaggebend gewesen, sagt er auf Nachfrage. Mittlerweile in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender sieht er die Ausgangslage für den Nachwuchs ein Stück anders: „Zwei Jahre sind tatsächlich zu kurz.“Die Bankausbildung sei sehr umfangreich.
Was sich nicht geändert habe, sagt Puschner, sei die vergleichsweise hohe Ausbildungsvergütung bei
Bankkaufleuten. Wenn er sich richtig erinnere, waren es bei ihm damals 1000 Mark. Heute verdient ein Banklehrling 1060 Euro im ersten Lehrjahr. „Das Geld hat gereicht, um mit meiner Freundin und deren Lehrlingsgehalt eine gemeinsame Wohnung zu finanzieren.“Freundin Heike wurde später die Ehefrau. Mit den Kindern Hannah, neun Jahre, Dominik, zwölf, und Lukas, 14, leben die Puschners in Neusäß. Die Familie habe für ihn stets eine ganz wichtige Rolle gespielt, sagt der Banker.
Dass es für Puschner bei der Sparda-Bank auf der Karriereleiter Schritt für Schritt nach oben ging, bringt der Bankdirektor mit seinem eigenen Streben und Antrieb in Verbindung: „Ich bin kein Studiertyp, eher der Praktiker.“Neben der Arbeit in der Bank habe er sich weitergebildet. Die damalige Führung der Sparda-Bank setzte wohl nicht nur deshalb auf Puschner. Für ihn wurde erstmals die Stelle eines Vorstandsassistenten geschaffen. 2010 rückte er in den Vorstand der Bank, die heute 120 Mitarbeiter beschäftigt und 78.000 Privatkunden betreut. Puschner wurde Vorstandsvize und ist jetzt der Chef.
Wer nach 26 Jahren Tätigkeit im Unternehmen nun die Chefposition besetzt, kennt die Kolleginnen und Kollegen natürlich bestens. Zumal Puschner seit einigen Jahren das Personalwesen betreut und es weiterhin tun wird. Nicht zuletzt wegen des eigenen Werdegangs hebt er die Bedeutung des Nachwuchses hervor: „Bei uns durchlaufen Auszubildende tatsächlich sämtliche Bereiche, damit sie den notwendigen Einblick bekommen.“Zwölf Auszubildende sind es derzeit in drei Lehrjahren. Dieses Jahr wurden fünf junge Leute eingestellt. „Auch hier entwickeln wir als Bank neue Strukturen“, erläutert der Vorstandsvorsitzende. Man habe drei angehende Bankkaufleute eingestellt und zudem einen Kaufmann für Versicherung sowie eine Kauffrau für Digitalisierungsmanagement.
Wenn er Auszubildende einstelle, schaue er auf das Schulzeugnis, sagt Puschner, aber auch die Persönlichkeit des jungen Menschen zähle. Wenn sich jemand als wissbegierig zeige und motiviert an Aufgaben herangehe, seien dies wichtige Faktoren. Sara Dimitrijevikj gefällt, wie sie sagt, die Ausbildung in der Bank. Und gibt es Ambitionen, vielleicht auch einmal in die Chefposition zu rücken? „Nein, daran denke ich derzeit wirklich nicht“, sagt die junge Augsburgerin mit einem Lächeln. Eine weibliche Note könnte der Vorstand der Sparda-Bank durchaus einmal vertragen. Bankdirektor Puschner will nicht widersprechen. Noch dominieren ausschließlich Männer. Puschners Stellvertreter ist Peter Lachenmayr, 41. Neu im Vorstand sitzt Wolfgang Winter, 42.