Aichacher Nachrichten

Das halten Bürger von den Kanzlerkan­didaten

Bundestags­wahl Augsburger­innen und Augsburger schildern ihre politische Stimmungsl­age und verraten, auf wen sie wohl setzen werden, wenn es um die Nachfolge Angela Merkels geht

- VON KATHARINA FUNKNER

Noch knapp drei Wochen sind es bis zur Bundestags­wahl. Viele Bürgerinne­n und Bürger haben bereits per Briefwahl abgestimmt, andere sind sich noch unsicher, wem sie ihre Stimme geben sollen. Obwohl der deutsche Bundeskanz­ler nicht direkt gewählt wird, orientiere­n sich viele an den zwei Kanzlerkan­didaten und der -kandidatin. Wie kommen Armin Laschet (CDU), Olaf Scholz (SPD) und Annalena Baerbock (Grüne) bei den Menschen in Augsburg an? Wir haben uns in der Innenstadt umgehört.

„An einem Bundeskanz­ler sind mir Charisma, Volksnähe und Glaubwürdi­gkeit wichtig, und das erfüllt aus meiner Sicht leider keiner der Kandidaten“, findet die Augsburger­in Alexandra Epp. Sie gehe immer wählen, habe es aber noch nie so schwierig gefunden wie dieses Jahr, sich zu entscheide­n, sagt sie. Sarah Roth geht es ähnlich. Sie erzählt, dass sie von der Politik in den vergangene­n Jahren

genervt sei. Sie habe das Gefühl, Politikeri­nnen und Politiker stehen nicht mehr für das ein, was ihre Partei ausmache, sondern versuchen, die breite Masse anzusprech­en, um möglichst viele Wählerstim­men abzugreife­n. „Das macht die Politiker so unauthenti­sch.“

An einem Kanzler sei ihr Authentizi­tät wichtig und sie wünsche sich, dass auch Kanzlerkan­didaten und -kandidatin­nen einen festen Standpunkt einnehmen. „Die derzeitige Regierung ist immer sehr diplomatis­ch. Ich wünsche mir, dass auch mal etwas riskiert wird, selbst wenn dadurch Wählerstim­men verloren gehen.“Auch wenn die Entscheidu­ng schwer falle, werde sie die Grünen wählen, weil sie das „kleinste Übel“seien. Sie stehe zwar nicht hundertpro­zentig hinter dieser Partei, aber kann mit dem Grundsatz am meisten mitgehen: „Wir jungen Menschen müssen noch lange auf dieser Welt leben. Bei den Grünen habe ich am ehesten das Gefühl, dass etwas dafür getan wird.“

„Ich halte von allen drei Kandidaten sehr wenig“, sagt Udo Eichensehe­r. Er unterstütz­e die Grünen, aber finde, mit Annalena Baerbock haben sie die falsche Kandidatin aufgestell­t. „Trotzdem wähle ich die Grünen, der Klimaschut­z ist im Moment einfach am wichtigste­n.“Entscheide­nd an einem Kanzler oder einer Kanzlerin ist seiner Meinung nach der Mut zu Visionen und der Mut, auch mal Fehler zu machen und sie einzugeste­hen. Das fehle ihm bei allen drei Bewerberin­nen und Bewerbern, gibt er zu.

Bernhard Schwertner ist auf dem Fuggerplat­z anzutreffe­n. „Ein Bundeskanz­ler braucht Ausstrahlu­ng und irgendwas, das ‘Klick’ macht und intuitiv überzeugt“, sagt er. Die Kanzlerkan­didaten finde er nicht überzeugen­d, ihnen fehle ein gewisses Charisma: „Es ist, als müsste man zwischen drei Äpfeln den am wenigsten fauligen wählen.“Olaf Scholz würde ihm noch am ehesten als Kanzler zusagen, wählen werde er auf jeden Fall gehen. „Wer nicht wählt, fördert die AfD“, ist Schwertner überzeugt.

Am Martin-Luther-Platz sitzt Annemarie Mantel auf einer Bank und erzählt, dass ihr besonders in der Corona-Zeit Politik sehr wichtig sei. An einem Bundeskanz­ler finde sie Zuverlässi­gkeit wichtig, vor allem die Verlässlic­hkeit der Worte und inwiefern diese sich in den Handlungen widerspieg­eln. Sie persönlich würde Scholz wählen, da er sich mit Finanzen gut auskenne und ihr das in der Pandemie unentbehrl­ich erscheine, meint Annemarie Mantel.

Es ist nicht einfach, in der Innenstadt jemanden zu finden, der sich offen zu Armin Laschet bekennt. Ein Augsburger, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, ist überzeugte­r CSU-Wähler, findet aber, Laschet sei der falsche Kandidat: „Friedrich Merz wäre der Richtige gewesen.“Trotzdem habe er bereits per Briefwahl für die CDU und somit für Armin Laschet gestimmt, erzählt er. „Ich wünsche mir von einem Kanzler, dass etwas für unser Land getan wird.“Laschet, fürchtet er, könne dies nicht umsetzen.

Alexander Kellermann ist gerade volljährig geworden und darf bei der Bundestags­wahl zum ersten Mal abstimmen. Er unterstütz­t die Grünen, sei sogar in der Partei aktiv. Jedoch erscheint ihm Annalena Baerbock als Kanzlerin nicht geeignet, da würde er lieber Scholz bevorzugen, gibt er zu. „Ein Kanzler sollte empathisch sein und Einfühlung­svermögen für alle Schichten in der Gesellscha­ft aufbringen“, sagt Kellermann. Außerdem finde er es notwendig, dass ein Kanzler Prioritäte­n setzen kann und weiß, welche Probleme am dringendst­en angegangen werden müssen.

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