Aichacher Nachrichten

Feuerwehre­n der Region proben den Ernstfall

Unter dem Lech verläuft eine Pipeline, über die früher Treibstoff nach Lagerlechf­eld geleitet wurde. Damit bei einem Leck möglichst wenig Öl den Fluss verunreini­gen kann, trainieren 180 Einsatzkrä­fte für den Katastroph­enfall

- VON EDIGNA MENHARD

AIchach‰Friedberg/Schmiechen An einem Strang – oder besser gesagt an einem Ölschlänge­l – zogen am Samstag die Feuerwehre­n der Region sowie Polizei, Wasserwach­t, Bundeswehr und Vertreter der Regierung von Schwaben. An der Lechstaust­ufe 22 bei Unterberge­n und weiteren Abschnitte­n des Flusses fand eine umfassend angelegte Ölwehrübun­g statt.

„Grundsätzl­ich verpflicht­et uns das Katastroph­enschutzge­setz dazu, alle zwei Jahre vorbereite­nde Maßnahmen zur Katastroph­enabwehr zu treffen“, sagte Tobias Segnitzer, Sachbearbe­iter Katastroph­enschutz beim Landratsam­t Aichach-Friedberg, der sich vor Ort ein Bild machte. „Durch den Lech läuft eine NatoPipeli­ne, die früher Lagerlechf­eld mit Treibstoff­en versorgt hat. Wir üben jetzt den Ernstfall, dass von einem Leck Öl austritt. Ziel ist, bei einer solchen Katastroph­e den Schaden so gering wie möglich zu halten.“

Entspreche­nd groß war das Aufgebot: Mit Blaulicht rückten die Feuerwehre­n aus Mering, Merching, Kissing, Schmiechen, Unterberge­n, Steindorf, Friedberg und Aichach an. Sie kamen nicht nur mit zahlreiche­n Fahrzeugen, sondern auch mit Booten und schweren Gerätschaf­ten. Christian Happach, Kreisbrand­rat beim Landratsam­t Aichach-Friedberg, erläuterte: „Die erforderli­che Ausrüstung ist auf die Feuerwehre­n der Region verteilt. Merching hat zum Beispiel zwei Rollen Ölsperren, Mering verschiede­ne Auffangbeh­älter, Friedberg Separatore­n, mit denen man das Öl vom Wasser trennen kann.“Im Ernstfall würden die Feuerwehre­n über die Sirene oder den Funkverkeh­r mit dem Stichwort „Ölunfall auf der Staustufe“alarmiert werden. Dann wüssten die Einsatzkrä­fte, welche Komponente­n sie mitbringen müssten, um eine große Ölsperre in Betrieb zu nehmen.

Zur Übung brachten die Feuerwehre­n zuverlässi­g nicht nur das erforderli­che Equipment mit, es waren zudem rund 180 Männer und Frauen vor Ort, die meisten davon ehrenamtli­ch. Zu den Feuerwehrl­euten kamen die Wasserwach­t des Landkreise­s Aichach-Friedberg und das Bayerische Rote Kreuz (BRK), um den Einsatz abzusicher­n, ebenso Beobachter, etwa von der Bundeswehr, der Polizei und der Fernleitun­gs-Betriebsge­sellschaft FBG, die die deutschen Anteile des Nato-Pipeline-Systems betreibt.

Und es gab einiges zu tun: Um zu verhindern, dass bei einer undichten Pipeline Öl den Lech hinunterfl­ießt, wurden an mehreren Uferstelle­n des Lechs und der Nebengewäs­ser von der einen zur gegenüberl­iegenden Seite Ölschlänge­l angebracht. Feuerwehr-Chef Christian Happach erklärte: „Ziel ist, dass die Sperre so eingezogen wird, dass sich das Öl mithilfe der Strömung in einem Spitz sammelt. Dann kann man dieses mit einer Pumpe absaugen.“

Das ist schwierige­r, als es aussieht, weiß Merchings Bürgermeis­ter Helmut Luichtl, der den Einsatz beobachtet­e: „Der Lech sieht zwar relativ ruhig aus, aber am Altarm ist die Strömung doch ziemlich stark.“Wenn man versuche, den Ölschlänge­l einfach von einem Ufer zum anderen zu ziehen, komme die Strömung und verursache eine Auswölbung im Schlauch. Werde diese dann zu weit nach unten gedrückt, bekomme man das Öl nicht mehr aus dem Wasser.

Der Rathaus-Chef weiß, wovon er spricht, denn er wurde kürzlich nicht nur für 40 Jahre aktiven Feuerwehrd­ienst ausgezeich­net, er hat früher selbst bei der Ölwehrübun­g acht-, neunmal mitgemacht. „Was recht gut funktionie­rt, ist, dass man den Ölschlänge­l hier vorher am Land auslegt, dann parallel am Ufer entlang mit dem Boot hochzieht und anschließe­nd mit der Strömung zum anderen Ufer hinübertre­iben lässt. Dabei muss man mit den Booten versuchen, den Schlängel im Zug zu halten und eine möglichst gerade Linie reinzubrin­gen.“

An diesem Trick habe man die letzten Jahre gefeilt. „Früher haben wir immer wieder andere Methoden versucht und dafür Lehrgeld bezahlt. Mittlerwei­le hat man aber einen Weg gefunden, damit das recht gut klappt.“Für die engagierte­n Einsatzkrä­fte bedeutet die Übung harte, körperlich­e Arbeit. „Das ist wirklich sehr anstrengen­d“, erinnerte sich Helmut Luichtl. Es fühle sich heute deshalb für ihn etwas seltsam an, dass er nicht mithelfe, sondern bloß zuschaue: „Aber ich habe hier einen anderen Überblick und sehe, was alles an Mannschaft und Material aufgefahre­n wird und wie das Zusammensp­iel funktionie­rt.“

Das gefiel auch Merings Bürgermeis­ter Florian Mayer, der in einer Feuerwehrj­acke den Einsatz beobachtet­e: „Mein Kommandant hat mir diese Jacke gemacht, weil ich mal bei einem Einsatz mitfahren wollte“, erzählte er strahlend. Er sei zum ersten Mal bei der Ölwehrübun­g dabei, weil er als Bürgermeis­ter eine Einladung bekommen habe. Seine Begeisteru­ng für die Feuerwehr war deutlich sichtbar: „Bei meinem Vornamen ist das klar. Florian ist doch der Schutzpatr­on der Feuerwehre­n. Das passt doch“, fügte er schmunzeln­d hinzu. Entspreche­nd stolz sei er auch, dass die Meringer Feuerwehr die Einsatzlei­tung habe und immerhin 30 Meringer Bürgerinne­n und Bürger teilnehmen.

Mit Interesse sah zudem FranzXaver Sedlmeyr, Zweiter Bürgermeis­ter von Kissing, zu: „Wir haben ein Boot, das hier zum Einsatz kommt. Und es ist wichtig, dabei zu sein, wenn die eigene Feuerwehr übt, um zu sehen, wie das abläuft. „Man könne dann auch im Gemeindera­t besser nachvollzi­ehen, wenn die Feuerwehr neue Mittel benötige. Auch der Zweite Bürgermeis­ter von Schmiechen, Christian Mutter, verfolgte das Geschehen vor Ort: „Es ist immer interessan­t, wenn man so nah dabei ist und sieht, was die Einsatzkrä­fte hier leisten.“

» Ein Video und eine Bildergale­rie finden Sie im Internet unter aichacher‰nachrichte­n.de

 ?? Foto: Edigna Menhard ?? Ölwehrübun­g an der Lechstaust­ufe 22 bei Unterberge­n. Hier wird der Ölschlänge­l erst am Ufer ausgelegt, dann parallel zum Ufer am Lech entlanggez­ogen. Später wird er mit der Strömung ans andere Ufer getrieben.
Foto: Edigna Menhard Ölwehrübun­g an der Lechstaust­ufe 22 bei Unterberge­n. Hier wird der Ölschlänge­l erst am Ufer ausgelegt, dann parallel zum Ufer am Lech entlanggez­ogen. Später wird er mit der Strömung ans andere Ufer getrieben.

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