RadlDemo setzt Zeichen gegen Osttangente
100 Radlerinnen und Radler sind für einen Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs. Bei einer Kundgebung am Wochenende wird ein neues Mobilitätskonzept statt einer weiteren großen Straße gefordert
AichachFriedberg/Mering „Petrus ist ein Grüner“, davon war Anita Schneider, Ortssprecherin der Grünen in Mering, überzeugt, denn das Wetter spielte bei der Radl-Demo gegen die Osttangente am Samstag mit. „Ein Straßenbau mitten durch ein wertvolles Naturschutzgebiet darf nicht sein“, sagte sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Statt das Geld in das „sinnlose Straßenprojekt“zwischen der B17 bei Königsbrunn und der Autobahn A8 bei Derching zu stecken, könne man damit Fahrrad und öffentlichen Personennahverkehr voranbringen.
Dass sich bei den geradezu hochsommerlichen Temperaturen schnell die maximal gestattete Teilnehmerzahl von 100 Radfahrerinnen und -fahrern zusammenfand, war nicht verwunderlich. Bei dem von den Grünen organisierten Event wollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Zeichen setzen, dass sie sich in der aktuellen hitzigen Diskussion über den Ausbau der Osttangente klar dagegen positionieren.
„Eine weitere große Straße ist das falsche Signal, weil es bereits die B17 gibt“, findet beispielsweise Isabelle Konrad aus Mering, die mit ihrem Mann nebst Kind im Anhänger mitradelte. Statt mehr Autoverkehr wünscht sie sich „mehr Radl und ÖPNV“. Auch Wolfgang Pfeiffer aus Friedberg stieg in die Pedale, um sein „Nein“zur Osttangente öffentlich zu bekunden. Wie viele andere Teilnehmer der politisch engagierten Radl-Tour ist er der Ansicht, „dass die Politik reagieren muss, wenn sie den Willen der Mehrheit der Menschen sieht“. Hundert dieser Menschen starteten daher um 14 Uhr vom Park-andride-Parkplatz am Bahnhaltepunkt in Mering-St. Afra in Richtung Mandichosee. Vorher allerdings erklärte Grünen-Sprecher Wolfhard von Thienen die Regeln, die zur Sicherheit der Radler eingehalten werden mussten. Von Thienen ist auch Sprecher des vor sechs Jahren gegründeten A-KO, dem „Aktionsbündnis keine Osttangente“. Dass das Bauvorhaben noch verhinderbar sei, hält er für realistisch. In allen Phasen sei eine Bürgerbeteiligung vorgesehen. Zudem würden die Naturschutzbehörden Einspruch einlegen.
Die Sternenfahrt zur Internationalen Auto Ausstellung (IAA) habe gezeigt, dass viele Menschen eine andere Verkehrspolitik wünschen. Das gleiche Signal wollten sie in Mering auch am Samstag zeigen.
Polizeifahrzeuge vor und hinter den Radlern sicherten die für die
der Veranstaltung in beiden Fahrtrichtungen gesperrte Staatsstraße 2380. Befahren durfte man die Straße allerdings nur einspurig, da die linke Fahrspur für Rettungsfahrzeuge freigehalten werden musste. Dass die Radfahrer das Engagement für die Umwelt bei strahlendem Sonnenschein auch als Freizeitvergnügen genossen, merkte man ihnen an. Die Diskussion über die Osttangente findet Grünen-Landtagsabgeordnete Christina Haubrich unsäglich: „Durch autonomes Fahren wird in Zukunft 30 Prozent weniger Kapazität auf der Straße benötigt, daher macht es Sinn, ein neues Mobilitätskonzept zu entwickeln, anstatt ewig auf weiteren Straßenbau zu setzen.“Radfahren, ÖPNV und Fußgänger seien gleichberechtigt, findet sie. Ihr
Radl-Weggefährte Stefan Lindauer sieht das genauso. Der Bundestagskandidat der Grünen weist darauf hin, dass die Autobahnstrecken in Bayern von 1981 bis heute von 1561 Kilometern auf 2548 Kilometer wuchsen. „Die Antwort der aktuellen Regierung auf mehr Autos ist noch immer mehr Investition in Straßen, statt eine Verkehrswende einzuleiten.“Das zu ändern bezeichnet er als einen seiner politischen Kernpunkte.
Auch wenn das Wetter dazu eingeladen hätte: Eine Badepause am Mandichosee war nicht möglich. Stattdessen ging die Route vor der Abfahrt zur Lechstaustufe 23 wieder zurück zum Ausgangspunkt. Dort machten die regionalen Grünen-Politiker in ihren AbschlusskundgeDauer bungen deutlich, was sie von der Osttangente halten. Angereist war auch der Landtagsabgeordnete und Vorsitzende der Grünen Oberbayern, Markus Büchler. Die Osttangente nannte der Sprecher für Mobilität von Bündnis 90/Die Grünen einen „Monsterstraßenplan“. Zwar sei derzeit angeblich eine abgespeckte Variante des ursprünglichen Mammut-Projektes geplant, doch Büchler fragte sich, ob es sich dabei wirklich um eine seriöse Absicht oder nur um ein leeres Wahlversprechen handeln würde. Daher sei es „absolut wichtig, dass das Projekt aus dem Bundesverkehrswegeplan gestrichen wird“.
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