Klares Ja zu scharfen Regeln
Umfrage zeigt breite Mehrheit. Neue Vorstöße umstritten
Entsetzen über Aufmarsch mit Fackeln in Sachsen
Augsburg/Berlin Kontakte runterfahren – diese Forderung wird in der angespannten Corona-Lage wieder lauter. Sie ist in unterschiedlichen Varianten zu hören und hat mit Blick auf das bevorstehende Weihnachtsfest besonderes Potenzial für Kontroversen – wie sich beim Vorstoß des designierten Verkehrsministers Volker Wissing (FDP), über die Festtage möglichst auf Reisen zu verzichten, prompt gezeigt hat.
Dabei scheint das generelle Verständnis für weitreichende Beschränkungen in der breiten Bevölkerung nach wie vor gegeben zu sein, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für unsere Redaktion zeigt. Die neuen bundesweiten CoronaRegeln treffen vor allem diejenigen, die sich bisher nicht haben impfen lassen: Sobald Ungeimpfte dabei sind, darf sich ein Haushalt mit höchstens zwei weiteren Personen eines anderen Haushalts treffen. Das halten die meisten Deutschen für richtig. Laut Civey begrüßen drei von vier Deutschen (74 Prozent) die Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte. 23 Prozent lehnen diese ab. Lediglich drei Prozent der Befragten sind unentschieden.
Hinter den Regeln stehen die Anhängerinnen und Anhänger fast aller größeren Parteien. Lediglich Wählerinnen und Wähler der AfD sprechen sich mit 77 Prozent mehrheitlich gegen die Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte aus. Am größten ist die Zustimmung für die Maßnahme bei denen, die den Grünen (90 Prozent), der SPD (89 Prozent) oder der Union (87 Prozent) nahestehen. Unterschiede zeigen sich auch beim Blick auf das Alter der Befragten: Vor allem über 65-Jährige (88 Prozent) halten es für richtig, dass Ungeimpfte sich nur in kleinerer Zahl treffen dürfen.
Abzuwarten ist, welches Echo der Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus erfährt, der erneute Schulschließungen ins Spiel brachte. „In Gebieten mit hohen Inzidenzen muss man auch über befristete Kontaktbeschränkungen für Geimpfte nachdenken“, sagte er am Wochenende der Funke-Mediengruppe. Schulschließungen bedeuteten große Belastungen für Kinder und Eltern. „Natürlich muss es das Bestreben der Schulminister sein, mit Maskenpflicht, Tests und Lüftung die Schulen so lange wie möglich offenzuhalten“, sagte Brinkhaus. „Es darf aber für Regionen mit sehr hohen Inzidenzen keine Tabus geben.
Empörung ausgelöst hat der nächtliche Aufmarsch von rund 30 Corona-Protestierern mit Fackeln vor dem Privathaus der sächsischen Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD). Sie selbst nannte den Protest „widerwärtig“. BadenWürttembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) fühlte sich an die Kampforganisation der NSDAP erinnert: „Das sind Methoden, die hat die SA erfunden.“Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sagte: „Dieser Fackelumzug ist organisierte Einschüchterung einer staatlichen Repräsentantin. Das erinnert mich an die dunkelsten Kapitel unserer deutschen Geschichte.“