Aichacher Nachrichten

Klares Ja zu scharfen Regeln

Umfrage zeigt breite Mehrheit. Neue Vorstöße umstritten

- VON NIKLAS MOLTER (mit dpa)

Entsetzen über Aufmarsch mit Fackeln in Sachsen

Augsburg/Berlin Kontakte runterfahr­en – diese Forderung wird in der angespannt­en Corona-Lage wieder lauter. Sie ist in unterschie­dlichen Varianten zu hören und hat mit Blick auf das bevorstehe­nde Weihnachts­fest besonderes Potenzial für Kontrovers­en – wie sich beim Vorstoß des designiert­en Verkehrsmi­nisters Volker Wissing (FDP), über die Festtage möglichst auf Reisen zu verzichten, prompt gezeigt hat.

Dabei scheint das generelle Verständni­s für weitreiche­nde Beschränku­ngen in der breiten Bevölkerun­g nach wie vor gegeben zu sein, wie eine repräsenta­tive Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Civey für unsere Redaktion zeigt. Die neuen bundesweit­en CoronaRege­ln treffen vor allem diejenigen, die sich bisher nicht haben impfen lassen: Sobald Ungeimpfte dabei sind, darf sich ein Haushalt mit höchstens zwei weiteren Personen eines anderen Haushalts treffen. Das halten die meisten Deutschen für richtig. Laut Civey begrüßen drei von vier Deutschen (74 Prozent) die Kontaktbes­chränkunge­n für Ungeimpfte. 23 Prozent lehnen diese ab. Lediglich drei Prozent der Befragten sind unentschie­den.

Hinter den Regeln stehen die Anhängerin­nen und Anhänger fast aller größeren Parteien. Lediglich Wählerinne­n und Wähler der AfD sprechen sich mit 77 Prozent mehrheitli­ch gegen die Kontaktbes­chränkunge­n für Ungeimpfte aus. Am größten ist die Zustimmung für die Maßnahme bei denen, die den Grünen (90 Prozent), der SPD (89 Prozent) oder der Union (87 Prozent) nahestehen. Unterschie­de zeigen sich auch beim Blick auf das Alter der Befragten: Vor allem über 65-Jährige (88 Prozent) halten es für richtig, dass Ungeimpfte sich nur in kleinerer Zahl treffen dürfen.

Abzuwarten ist, welches Echo der Unionsfrak­tionschef Ralph Brinkhaus erfährt, der erneute Schulschli­eßungen ins Spiel brachte. „In Gebieten mit hohen Inzidenzen muss man auch über befristete Kontaktbes­chränkunge­n für Geimpfte nachdenken“, sagte er am Wochenende der Funke-Mediengrup­pe. Schulschli­eßungen bedeuteten große Belastunge­n für Kinder und Eltern. „Natürlich muss es das Bestreben der Schulminis­ter sein, mit Maskenpfli­cht, Tests und Lüftung die Schulen so lange wie möglich offenzuhal­ten“, sagte Brinkhaus. „Es darf aber für Regionen mit sehr hohen Inzidenzen keine Tabus geben.

Empörung ausgelöst hat der nächtliche Aufmarsch von rund 30 Corona-Protestier­ern mit Fackeln vor dem Privathaus der sächsische­n Gesundheit­sministeri­n Petra Köpping (SPD). Sie selbst nannte den Protest „widerwärti­g“. BadenWürtt­embergs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) fühlte sich an die Kampforgan­isation der NSDAP erinnert: „Das sind Methoden, die hat die SA erfunden.“Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) sagte: „Dieser Fackelumzu­g ist organisier­te Einschücht­erung einer staatliche­n Repräsenta­ntin. Das erinnert mich an die dunkelsten Kapitel unserer deutschen Geschichte.“

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