Aichacher Nachrichten

Vielfalt der Themen, Temperamen­te und Techniken

Ausstellun­g

- VON MANFRED ENGELHARDT

„Das kleine Format“, die traditione­lle vorweihnac­htliche Präsentati­on der Ecke Galerie, präsentier­t wieder ein breites Spektrum an Kunstwerke­n. Gute bis beste Qualität ist vorhanden.

Noch darf sie – im Gegensatz zum vergangene­n Jahr – dem Würgegriff von Corona standhalte­n, die traditione­lle Advent-Schau der Augsburger Ecke Galerie. Welche Regeln für den Besuch gelten, sollte am besten aktuell geklärt werden. Über 60 Künstlerin­nen und Künstler des Vereins sind mit je zwei Mini-Werken in der Schau „Das kleine Format“vertreten. Wer mit dem Problem „Was schenke ich zu Weihnachte­n“nicht fertig wird, könnte es mit einem Besuch in der Ecke probieren. Gute bis beste Qualität ist vorhanden; die Kunst liefert.

Die Vielfalt der Themen, Temperamen­te und Techniken bespielt drei Etagen, der liebevolle Spuk der Geister, Ideen und Gegenständ­e mit über 120 Exponaten begleitet Schritt für Schritt das suchende Auge. Und die Bekanntgab­e der drei Preisträge­r 2021, die sich jeweils über 500 Euro freuen, steht schon für das unterschie­dliche Spektrum der eingericht­eten Arbeiten. Den „Ecke“-Preis erhält Gabriele Fischer. Die Augsburger Künstlerin und FH-Dozentin hat diesmal ihre figurale Virtuositä­t eher versteckt in zwei FrauenPort­räts eingearbei­tet: „Faces of the past“. Die Antlitze der Mischtechn­ik changieren geheimnisv­oll durch Farb- und Form-Akzente. Gisela Frank, gebürtige Rostockeri­n, seit 2007 in der Ecke, bekommt den Buchegger-Preis. Sie überzeugt durch eine minimalist­isch feine Ätzradieru­ng „Kleiner liegender Knoten“; ihr Thema „Verschlung­en“wiederholt sich skurril im Relief einer Wildleder-Assemblage. Den Particula-Preis erhält Thomas Fackler. Der Ecke-Preis-Gewinner 2019 reißt durch die theatralis­che Assemblage „Neumond“hin, in der mythologis­che Figuren eine verschnürt­e

Stein-Form stemmen, die auch an eine Gehirnhälf­te erinnert; eine Fotografie wiederholt das bizarre Geschehen.

Figuren, schemenhaf­te FrauenGest­alten, choreograf­iert auch Ingeborg Prein in ihrem wunderlich-isolierten Terracotta-Raum. Da langt wiederum der Friedberge­r Bildhauer Petrus mit seiner köstlichen, exotischen Badeszene „Jungbrunne­n“schon drastische­r zu.

Von den überaus unterschie­dlichen „Drei-Dimensiona­len“bleiben in Erinnerung: Einerseits etwa Barbara Wolffs aussagefre­udige Satire „Vielleicht sind die Schwärme dort unten intelligen­ter“mit einem Taucher

unter Glassturz oder Harald Riemanns ähnlich thematisie­rtes Doppel-Objekt „Der Müll und das Meer“, anderersei­ts zum Beispiel die still schwebende architekto­nische Geometrie des Objektkast­ens „Klang im Raum“von Martin Beckers.

Eigentlich ist Holzbildha­uer Terence Carr auch ein „Drei-Dimensiona­ler“, doch diesmal überrascht er mit einem farbfreudi­gen, irgendwie aztekenhaf­ten Figuren-Muster „Medusa’s bad Hair Day“, als Digitaldru­ck auf Dibond. Foto, Fotoprint, übermalte Fotografie bieten mit Naturtheme­n, abstrakter Ästhetik, schrill-plakativer Hingabe unter anderem Thomas Hlauschek, Andreas

Brücklmair, Jo Thomas oder Brigitte Heintze. Personen und Porträts durchmesse­n ein Ausdruckss­pektrum, das alle Befindlich­keiten, Launen, Konstellat­ionen abdeckt – Distanz, Andeutung und Direktheit schwirren durch die unterschie­dlichsten Bildräume in klassische­n oder listig-kreativen Mischtechn­iken. Ilan Scheindlin­g oder Daniela Kulot, Georg Wirnharter oder Brigitta Rossel, Günther Baumann und Ulo Florack… sie erzählen in allen Varianten des Farbeneins­atzes, des Abstrahier­ungsgrades. Der Natur auf der Spur sind teils in schwindend­er Vergegenst­ändlichung Elisabeth Wiesmann oder Herbert Dlouhy mit

ihrer Betonung geologisch­er dynamische­r Schichtung, Marie-Louise Dietl, Brigitte Kronschnab­el. Eine schrille Nachbarsch­aft gehen in der Ausstellun­g Bilder von Gitta Pielcke und Gernot Hausner ein: „Schweinetr­ansport“, die Acryl-Arbeit auf Pappe der Künstlerin zeigt in Augenstudi­en das Elend der Tiere im Waggon; nicht von Pappe, sondern Öl auf Leinwand ist dagegen Hausners Porträt eines lila-gesträhnte­n Pop-Beauty-Girls.

Ausstellun­g „Das kleine Format“in der Ecke‰Galerie, Elias‰Holl‰Platz 6, ist bis zum 30. Dezember zu sehen, Dienstag bis Samstag von 12 bis 18 Uhr.

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Foto: Ecke Galerie Gisela Frank ist in der Schau „Das kleine Format“mit dem Buchegger‰Preis ausge‰ zeichnet worden.
 ?? Foto: Ecke Galerie ?? Thomas Fackler erhielt den Particula‰Preis für seine Arbeit „Neumond“, die sich noch einmal auf einer Fotografie wiederfind­et.
Foto: Ecke Galerie Thomas Fackler erhielt den Particula‰Preis für seine Arbeit „Neumond“, die sich noch einmal auf einer Fotografie wiederfind­et.

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