Wenig Weihnachtsgeschäft trotz voller Innenstadt
Advent Am Samstag bummelten viele Menschen durch die Augsburger Fußgängerzone. Doch die Einzelhändler beklagen sich über einen geringen Umsatz. Was verändert sich mit 2G?
Am zweiten Adventswochenende war die Innenstadt teilweise gut gefüllt mit Menschen, die durch Einkaufsstraßen bummelten. Doch in großer Einkaufslaune waren sie offenbar nicht – viele Händler beklagten sich, dass in ihren Geschäften kaum etwas los war. Und die Corona-Verschärfungen, unter anderem für den Handel, die am Mittwoch in Kraft treten sollen, lassen nichts Gutes für das Weihnachtsgeschäft erhoffen, war die fast einhellige Meinung.
In der Annastraße war am Samstagnachmittag einiges los. Man sah Pärchen, Familien und einzelne Menschen, die durch die dekorierte Einkaufsstraße schlenderten. Was man kaum sah, waren Einkaufstüten. Offenbar wollten sich viele den traditionellen Adventsbummel in der Stadt nicht nehmen lassen, doch die Geschäfte mieden sie. Und während die einen froh waren, dass die drohenden 2G-Kontrollen in den Geschäften an diesem Wochenende noch nicht aktiv waren, wollten andere mit ihren Einkäufen abwarten, bis es nach ihrer Meinung durch die Verschärfung sicherer wird.
„Wir sind wie jedes Jahr aus Lindau gekommen, um unsere Weihnachtseinkäufe zu machen“, berichtet Margit Keller, die mit ihren Schwestern den Abstecher nach Augsburg mit einem Besuch ihrer hier studierenden Tochter verbindet. „Eigentlich würden wir jetzt auf dem Christkindlesmarkt einen Glühwein trinken“, bedauert die Mutter. „Und wenn jetzt schon 2G im Handel kontrolliert würde, wären wir Zuhause geblieben“, bekräftigt die Besucherin. „Ständig das Handy zur Kontrolle rauszuholen wäre mir zu blöd.“
Dagegen will Carsten Hoersch aus Bobingen erst nächste Woche in Ruhe nach Weihnachtsgeschenken stöbern. „Ich denke, dass es dann ruhiger wird, wenn die Ungeimpften zu Hause bleiben müssen“, sagt er. Hoersch begrüßt die Maßnahme ausdrücklich. Ohne Druck würde es mit dem Durchimpfen der Gesellschaft ja offenbar nichts werden.
Bei Siller & Lahr geht man nicht davon aus, dass sich die Kundenzahlen durch 2G drastisch verändern werden. „Es ist doch der überwiegende Teil der Bevölkerung geimpft
und ich glaube nicht, dass heute lauter Ungeimpfte in der Stadt unterwegs sind“, sagt Geschäftsführer Michael Bertz. Er fragt sich vor allem, wie die Geschäfte die Maßnahmen mit möglichst wenig Aufwand und ohne die Kunden zu verärgern kontrollieren können.
„Bislang steht nur 2G fest und, dass es kontrolliert werden muss“, sagt er. Ob jeder Kunde beim Einlass seinen Impfstatus vorzeigen müsse, oder beispielsweise Stichproben ausreichten, sei noch nicht klar.
„Wenn wir jeden Kunden kontrollieren, brauche ich zwei Mitarbeiter an der Tür und es werden sich lange Schlangen bilden“, befürchtet der Geschäftsführer.
Er wäre für Stichproben oder beispielsweise Armbändchen für Geimpfte, wie sie mittlerweile in
Hamburg und anderen Bundesländern im Einsatz sind. „Wer sich nicht an die Regeln hält und erwischt wird, begeht eine Ordnungswidrigkeit und wird entsprechend bestraft“, sagt er.
Vor allem kleinere Läden rätseln noch, wie die technische Herausforderung der 2G-Kontrollen gemeistert werden sollen. „Ich habe gar kein Smartphone, auf dem eine entsprechende App laufen würde“, sagt beispielsweise Christine Spurway von „Die Töpferei“in der Altstadt. „Und was darf ich rechtlich gesehen die Kunden eigentlich fragen?“, würde sie gerne wissen. „Ich werde wohl Schilder aufhängen, dass die Kunden unaufgefordert ihren Impfstatus vorzeigen sollen“, sagt die Töpferin.
Natürlich sei es besser, mit 2G weiterhin die Kunden bedienen zu
können, als ganz zuzumachen, wie im vergangenen Jahr. 2020 trat am 16. Dezember ein harter Lockdown in Kraft, der bei den Händlern zu enormen Umsatzeinbußen führte. „Da war es ein riesiger Aufwand, bis wir alle Bestellungen rechtzeitig bei den Kunden hatten“, erinnert sie sich. „Wir sind ein kleines Team und müssen halt flexibel bleiben“, ist ihre Devise.
Ein kleines Team ist auch bei „Ideen Reich“am Judenberg an der Arbeit. Für den Geschenkeladen ist Weihnachten eine extrem wichtige Zeit, entsprechend unglücklich ist Inhaberin Milana Reitmayer über die Lage. „Mir ist klar, dass das gerade sein muss – aber trotzdem fühle ich mich als Geschäftsinhaberin schon gepiesackt“, sagt sie. Einerseits müsse man gerade alles tun, um Kunden ins Geschäft zu locken. „Und dann stellen wir ihnen ein dickes Stoppschild vor die Nase“, ärgert sich die Geschäftsfrau.
Der November sei in diesem Jahr extrem schlecht gelaufen – und auch
im Dezember sei von Kauflaune noch nichts zu spüren. „Sehen Sie irgendwo Menschen mit Einkaufstüten?“, fragt die Geschäftsfrau. Den Kopf hängen lassen will sie trotzdem nicht. „Ich nehme das gerade als persönliche Herausforderung und es wird auch wieder besser werden“, ist sie überzeugt.
Bis zuletzt hatte Meinolf Krüger vom Taschenbuchladen im Färbergässchen gebangt, ob Buchhandlungen unter 2G fallen oder nicht. „Wir waren sehr erleichtert, als Söder am Mittwoch verkündet hat, für uns bleibe alles beim Alten“, sagt er. Das heißt, Buchläden stehen weiterhin auf der Liste von Läden des täglichen Bedarfs, für welche die „Bundesnotbremse“nicht gilt. Auch wenn das Novembergeschäft „grottig“verlaufen sei, sei er froh, dass das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr wohl stattfinden könne. „Ich gehe davon aus, dass die Zahlen stabil bleiben und wir in diesem Jahr nicht schließen müssen“, sagt Krüger.