Gute und schlechte Momente der Pandemie
Weihnachtsausstellung Fünf Künstler zeigen derzeit in der Werkstatt-Galerie Schiele in der Aichacher Bauerntanzgasse ihre unterschiedlichen Arbeiten. Wie sie sich in diesem Jahr von Corona zu ungewöhnlichen Stücken inspirieren ließen.
Aichach Nächtliche Spaziergänge durch Berlin, die Bilanz eines Pandemie-Jahres oder das Entstehen und Vergehen von grüner Kraft: Die fünf Künstlerinnen und Künstler, die dieses Jahr in der gemeinsamen Weihnachtsausstellung in der Werkstatt-Galerie Schiele in Aichach ihre Arbeiten zeigen, haben sich auf unterschiedlichste Weise inspirieren lassen. Bis Ende Januar sind die Holzschnitte und Collagen, Keramiken, Zeichnungen und Malerei zu sehen.
Es sieht aus wie ein aufgeschlagenes Notizbuch, ist aber eine Töpferarbeit. Rita Maria Mayr hat in ihrer „Bilanz“in Form einer Strichliste die guten und schlechte Momente gezählt, die sie während der Pandemie erlebt hat. Für ihre „Dornenwiege“sammelte Mayer Dornen von Rosen und trocknete sie, bevor sie die Wiege damit spickte. Auf ihren ausgedehnten Reisen bis in die letzten Winkel der Erde studierte Mayr nicht nur die unterschiedlichen Töpfer- und Keramiktechniken, sondern auch die Lebensphilosophien, die diesen zugrunde lagen. Eine Reise nach Kamerun inspirierte sie zu den Seelengefäßen, die sie aus Porzellan herstellte. In ihnen geben die Kameruner ihren Toten Essen und Trinken für die Reise mit.
Wie Fotografien, die nachts aufgenommen wurden, wirken die Arbeiten von Christine Metz. Tatsächlich sind es jedoch Bleistiftzeichnungen, die sie nach Fotografien anfertigte. Die Künstlerin sei nachts durch Berlin gelaufen und habe fotografiert, erzählte Ulrike Schiele, die die Ausstellung in ihrer Werkstatt-Galerie auch kuratiert hat. Metz hatte ihren nächtlichen Fotospaziergang so beschrieben: „Ich habe wild in der Gegend herumge
schossen.“Ihre „Szenen bei Nacht“zeigen eigentlich Alltägliches wie Scheinwerfer, Fast-Food-Restaurants oder den Blick auf eine Straße aus Kopfsteinpflaster mit am Straßenrand geparkten Autos. Was die Zeichnungen so besonders macht, ist Metz’ Gespür für Feinheiten, mit
sie die Details herausarbeitet. Heimat ist das Thema, unter dem die meisten der ausgestellten Arbeiten von Gernot Thamm stehen. Seine Bilder tragen Namen wie „Wintersport“, „Bergenzian“oder „Himmlisch“. Was seinen Bildern gemeinsam ist: Sie vermitteln
Leichtigkeit. Auf den ersten Blick genauso heimatlich oder sogar bayerisch wirkt ein Gemälde, das einen Fingerhakler zeigt, der sich mit ganzer Kraft gegen seinen Kontrahenten stemmt. Das Gegenüber ist nur schemenhaft zu erkennen. Liest man den Titel des Gemäldes – „Heidem mat, gegen rechts“– wird mancher Betrachter vielleicht Gänsehaut bekommen, wenn er den Schemen genauer ansieht.
Anneliese Hirschvogl ist „offen für Neues“. So lautet der Titel einer ihrer Collagen, die sie in der Gemeinschaftsausstellung zeigt. Bei ihren Holzschnitten fallen als Erstes die Farben auf. Es sind kräftige, warme Farben, die die Künstlerin mit teilweise sehr filigranen Mustern kombiniert. Was sich auch immer wieder findet, sind Überlagerungen. Manche der Holzschnitte erinnern dadurch sogar an Collagen. Seit 1983 hat Hirschvogl ein eigenes Atelier und ist als freischaffende Künstlerin tätig. Seit rund 30 Jahren zeigt sie ihre Arbeiten vermehrt in Einzelausstellungen und Beteiligungen, auch über deutsche Grenzen hinaus.
Fast ein Zungenbrecher ist der Name, den Bente Wolke einer ihrer Arbeiten gegeben hat: „Physeter Macrocephalus“. Übersetzt heißt das Pottwal und eben diesen hat die gebürtige Hamburgerin aus Metall ausgesägt. Der Schaukasten, in dem er auf metallenen Wellen schwimmt, gebe ihm ein unantastbares Refugium, so die Künstlerin. Bente Wolke sieht in ihm den „Hüter unseres Wissens und der Zeit“. Der Nutzer als lebendiger Energiekörper ist bei ihrer Collage „Machine No. III“angesprochen. Er könne damit seinen aktuellen Gefühl- und Energie-Zustand auswerten und gegebenenfalls korrigieren, heißt es in ihrer Beschreibung der „Maschine“.
ⓘ
Öffnungszeiten Die Ausstellung „Weihnachten 2021 BilderSchmuck Objekte“ist in der WerkstattGalerie Schiele, Bauerntanzgasse 4, Aichach, bis Ende Januar während der üblichen Öffnungszeiten zu sehen.