Aichacher Nachrichten

Die unglaublic­he Wachowski-Geschichte

Porträt Larry wurde mit Bruder Andy durch die „Matrix“-Filme über Nacht Kult. Jetzt, zur Rückkehr mit Teil vier, heißt Larry Lana und tritt ohne ihre Schwester Lilly auf.

- Wolfgang Schütz

Immer zu zweit – anders war das gar nicht vorstellba­r, denn das war die Marke, das schien ihr Leben. Immer jedenfalls traten sie zusammen in Erscheinun­g. Sogar in der Wikipedia werden sie in einem gemeinsame­n Artikel geführt: „Die Wachowskis“eben.

Und dazu kommt seit 1999 das Wort, durch das sie überhaupt zum Begriff geworden sind, der Titel eines Films, der ihnen nicht einfach nur einen Durchbruch gebracht, sondern sie sofort zum Kult gemacht hat: „Matrix“. Und nun, da 18 Jahre nach der daraus entstanden­en und eigentlich abgeschlos­sen wirkenden Trilogie doch ein vierter Teil folgt: Da tritt, nachdem sich Larry und Andy als unzertrenn­liches Brüderpaar die Verwirklic­hung ihres Traums erkämpft haben, nun Lana plötzlich ohne ihre Schwester Lilly auf?

Aus dem Brüderpaar nämlich ist mit der Zeit ein Schwestern­paar geworden. Zunächst waren Laurence alias Larry Wachowski, Jahrgang 1965, und der zwei Jahre jüngere Andrew Paul alias Andy, aufgewachs­en mit zwei Schwestern in Chicago. Polnischst­ämmiger Papa Geschäftsm­ann, US-Mama Krankensch­wester, aber mit Künstleram­bition – und beide Filmfans mit Anspruch. Die Brüder waren ComicFans, konnten mit Schule nicht viel anfangen, gingen früh ab, schlugen sich als Anstreiche­r und Zimmerleut­e durch, wollten ihre eigenen Comics vorantreib­en. Und kamen auf die Idee, Drehbücher daraus zu machen. Wurden tatsächlic­h entdeckt, aber auch enttäuscht: Weil Trash-Legende Roger Corman aus ihrem „Assassins“zwar einen mit Stallone und Banderas prominent besetzten, aber eben stark veränderte­n Film machte. Drum wollten Larry und Andy dann auch die Regie übernehmen. So folgte nach dem schrägen „Bound“bald „Matrix“, der sie auch ziemlich reich gemacht haben dürfte, samt Fortsetzun­gen basierend auf einem eigenen 600-SeitenComi­c. Dann auch „V for Vendetta“, 2012 „Cloud Atlas“: Und zu dem zeigte sich Larry erstmals öffentlich als Lana, als Transgende­r. Und 2016 (nach dem gemeinsame­n „Jupiter Ascending“) schon folgte ihr Andy, der sich als Lilly outete. Da waren, so witzelte er selbst, aus den Brüdern die Schwestern Wachowski geworden.

Nach wie vor leben beide in Chicago, völlig zurückgezo­gen. Lilly hat ihr Projekt gefunden in der Gestaltung der Trans-Serie „Work in Progress“. Und Lana treibt nun solo „Matrix“weiter in Drehbuch und Regie. Sie ist in zweiter Ehe verheirate­t, beim Übergang von der ersten zur zweiten 2009 bereits ins Verhältnis Frau zu Frau wechselnd. Sie

ist Hermann-Hesse-Kennerin und Freundin der Philosophi­e. Und das eine Mal, als sie vor ein paar Jahren offen über sich selbst sprach, erzählte sie dem New Yorker, wie sie schon als Kind nie wusste, ob sie zu den Jungs oder den Mädchen gehörte, damit dunkle Zeiten durchlebte – und wie sie die Wandlung endlich als Befreiung erlebte. Ist doch schön.

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Foto: dpa

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