Aichacher Nachrichten

Das „Effizienzh­aus 40“wird das Maß der Dinge

Energiekol­umne Wer nicht schon in wenigen Jahren ein „Auslaufmod­ell“haben will, sollte schon jetzt auf höhere Standards setzen – und mit staatliche­r Förderung und intelligen­ter Planung die Kosten im Zaum halten.

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Die alte Bundesregi­erung hatte im Herbst beschlosse­n, im Neubaubere­ich die bis dato häufig in Anspruch genommene Förderung für ein Effizienzh­aus 55 auslaufen zu lassen – und zwar schon sehr bald. Die Kreditanst­alt für Wiederaufb­au (KfW) nimmt noch bis Ende Januar 2022 Anträge für Förderkred­ite samt Tilgungs- oder Investitio­nszuschüss­e an. Danach gibt es vom Staat nur mehr Geld für den Bau eines neuen Hauses, das mindestens den anspruchsv­olleren Energiesta­ndard Effizienzh­aus 40 erfüllt.

Die Begründung für diesen Schritt ist nachvollzi­ehbar: Die Fördergeld­er sollen vermehrt dort eingesetzt werden, wo das CO2-Einsparpot­enzial am höchsten ist: in Gebäudesan­ierungen und in besonders effiziente­n Neubauten. Tatsächlic­h sind die Energievor­gaben des Effizienzh­auses 55 in weiten Teilen im Neubau längst Standard, weshalb vielen Experten eine Förderung für solche Gebäude in der Tat als fragwürdig erschien. Zum besseren Verständni­s: Die Zahl 40 oder 55 gibt an, wie viel Prozent der Primärener­gie das Effizienzh­aus im Vergleich zu einem Referenzge­bäude benötigt. Der gesetzlich­e Mindeststa­ndard entspricht derzeit in etwa einem Effizienzh­aus 70.

Aber das wird sich in absehbarer Zeit ändern. Im Koalitions­vertrag Ampelregie­rung findet sich ein entspreche­nder Passus. Dort heißt es, dass das Effizienzh­aus 40 ab 2025 Neubaustan­dard sein soll. Das bedeutet letztendli­ch, dass Bauherren, die jetzt ein Haus bauen und nicht gleich auf den Effizienzh­aus40-Standard setzen, bereits in wenigen Jahren quasi Eigentümer eines „Auslaufmod­ells“sind. Fachleute raten daher, jetzt schon auf die besonders energieeff­iziente Variante zu setzen und auch gleich für eine Wärmeverso­rgung auf Basis erneuerbar­er Energien zu sorgen, da auch hier die Anforderun­gen steigen werden.

Zumal die aktuelle Förderung für ein Effizienzh­aus 40 beziehungs­weise das Effizienzh­aus 40 plus äußerst attraktiv ist. Bei Letzterem wird beispielsw­eise durch eine Photovolta­ikanlage zusätzlich Strom erzeugt. Hier beträgt der maximale Kreditbetr­ag 150.000 Euro pro Wohneinhei­t mit einem Tilgungszu­schuss von 25 Prozent, also bis zu 37.500 Euro. Beim Effizienzh­aus 40 liegt die maximale Kredithöhe bei 120.000 Euro pro Wohneinhei­t sowie einem Tilgungszu­schuss von 20 Prozent der Kreditsumm­e (maximal 24.000 Euro).

Die üppigen staatliche­n Zuschüsse für ein Effizienzh­aus 40 oder Effizienzh­aus 40 plus decken in der Regel die Mehrkosten für den höheren Energiesta­ndard ab – nicht zu vergessen sind die zusätzlich­en Einspareff­ekte aufgrund niedrigere­r Energieaus­gaben über Jahrzehnte. Übrigens: Nachdem eine Einliegerw­ohnung bereits als zweite Wohnder einheit gilt, lässt sich dank einer intelligen­ten Planung mit vergleichs­weise einfachen Mitteln die staatliche Förderung verdoppeln.

Apropos intelligen­te Planung: Damit lassen sich die Baukosten deutlich reduzieren – nach dem Grundsatz „weniger ist mehr“. Beim Hausbau sollte auf nicht unbedingt benötigte Flächen verzichtet werden. Dies ist die mit Abstand effektivst­e Art zu sparen: an den Investitio­nsund späteren Betriebsko­sten. Wie groß muss das Wohnzimmer oder das Arbeitszim­mer wirklich sein? Das sollte hinterfrag­t werden. Fläche und damit Baukosten lassen sich auch bei den sogenannte­n Verkehrsfl­ächen wie den Fluren oder Treppenräu­men reduzieren. Klare Grundrisse ermögliche­n einfachere und kostengüns­tigere Lösungen bei den Installati­onen, weil etwa Bäder so liegen, dass Leitungen nur an einer Stelle des Hauses erforderli­ch werden.

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 ?? Foto: Marijan Murat, dpa ?? Die Förderung von Photovolta­ikanlagen ist beim Standard Effizienzh­aus 40 nach wie vor attraktiv.
Foto: Marijan Murat, dpa Die Förderung von Photovolta­ikanlagen ist beim Standard Effizienzh­aus 40 nach wie vor attraktiv.
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Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie‰ und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

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