Darum findet Weinzierl die kurze Winterpause gut
Noch vor Jahreswechsel steigt der FCA ins Training ein. So verbringen Spieler und Verantwortliche die Tage rund um Weihnachten.
Der FC Augsburg hat sich in die Winterpause begeben. Die Geschäftsstelle schließt, der Rasen auf den Trainingsplätzen und im Stadion darf sich erholen, alles wird heruntergefahren. Mit einem Lächeln merkte Stefan Reuter aber an: „Ich bin für solche Dinge erreichbar.“
Solche Dinge, das wäre zum Beispiel ein Spieler, der plötzlich den starken Wunsch hegt, sich dem Fußball-Bundesligisten anzuschließen. Bislang setzt der Sport-Geschäftsführer des FCA darauf, dass Stammkräfte wie Florian Niederlechner, Alfred Finnbogason oder Felix Uduokhai nach überstandenen Verletzungen wieder zum Kader stoßen. Man beobachte selbstverständlich den Markt, wirft Reuter noch ein, tatsächlichen Handlungsbedarf vermitteln seine Worte allerdings nicht.
Längst verdient die Winterpause in der Bundesliga diesen Namen nicht mehr. Eher ist es eine mehrtägige Unterbrechung, eine verlängerte Länderspielpause, in der gerade noch Zeit bleibt, die Geschenke unterm Christbaum auszupacken.
Bereits vor dem Jahreswechsel wird Trainer Markus Weinzierl seine Mannschaft wieder um sich versammeln, am kommenden Mittwoch beginnt die Vorbereitung auf den Rückrundenauftakt bei der TSG Hoffenheim (Samstag, 8. Januar, 15.30 Uhr/live Sky). Einmal mehr werden sich die Spieler auf heimischen Plätzen auf die zweite Saisonhälfte vorbereiten, statt Sonne in südlichen Gefilden zu genießen. Im Januar 2020 befand sich der FCA-Tross letztmals in einem Wintertrainingslager, der damalige Trainer Martin Schmidt wollte auf Malta die Grundlagen für eine erfolgreiche Rückrunde legen. Wenige Monate später war er seinen Job los. Damals wie heute hatte der FCA einen punktereichen Endspurt vor der Winterpause hingelegt, im Frühjahr folgte die Trennung vom Schweizer Schmidt.
Ausschließen lässt es sich im schnelllebigen Fußballgeschäft nie,
doch wäre es arg verwunderlich, würde Weinzierl Ähnliches im kommenden Jahr widerfahren. Mit seiner Mannschaft wähnt er sich auf einem guten Weg, nach anfänglichen Problemen hat er das Konstrukt stabilisiert, die Ausgangslage im Abstiegskampf ist für den FCA nicht gut, aber auch nicht richtig schlecht. Dass nur wenig Zeit für Regeneration
und Vorbereitung bleiben, darin sieht Weinzierl nicht zwingend einen Nachteil. Mehr noch: Er sieht es sogar positiv. „Für uns kann das ein Vorteil sein, dass wir keine so lange Pause haben und weitermachen können.“Die Spieler könnten den Kopf freibekommen, würden körperlich aber nicht viel verlieren, begründet Weinzierl.
Hinter dem Trainer liegt ein anstrengendes halbes Jahr. Erst die nervenaufreibende Rettung am vorletzten Spieltag der vergangenen Runde, dann der knirschende Umbau, begleitet von Personalproblemen, in der laufenden Saison. Auf freie Zeit und unbeschwerte Tage an Weihnachten freut sich der 46-Jährige. „Ich bin bei meiner Familie, ganz entspannt und ganz ruhig. Weil ich weiß, dass es nur wenige Tage sind, ehe es wieder losgeht.“
Etliche FCA-Spieler nutzten die Freizeit, um Urlaub zu machen. In den sozialen Netzen posten sie Bilder und Videos, die sie am Meer, an Pools oder in glitzernden Wolkenkratzern aufgenommen haben. Niklas Dorsch, Ruben Vargas und Reece Oxford verstehen sich außerhalb des Platzes bestens. Dass sie dieser Tage gemeinsam in Dubai entspannen, dürfte also kein Zufall sein. Ebenfalls ins Emirat am Persischen Golf verschlagen hat es Torhüter Rafal Gikiewicz mit seiner Familie. Videos zeigen seine Kinder buddelnd am Strand. In Miami weilt
Sergio Cordova. Kapitän Jeffrey Gouweleeuw bleibt hingegen in seiner Wahlheimat Augsburg, reist weder zu Freunden noch zu Familienangehörigen in die Niederlande. Er erzählt: „Augsburg ist mein zweites Zuhause geworden. Die Kinder haben bis zum 23. Dezember Schule. Deshalb haben wir uns entschieden, hierzubleiben.“
Ob irgendwo in der Welt unterwegs oder im kühlen Schwaben – im Sinn haben alle das Gleiche: abschalten, entspannen, Kraft tanken. „Wieder neue Energie für die Rückrunde zu bekommen, darum geht es“, sagt etwa Gouweleeuw. FCASportchef Stefan Reuter gelingt das am besten, indem er im Kreis seiner Liebsten die beschneite Bergidylle genießt. „Das ist Tradition“, betont er. „Da freut sich jeder drauf, weil auch meine Kids unheimlich gerne Ski fahren. Dann bist du an der frischen Luft und kriegst besser den Kopf frei.“
Und sollte sich jemand Wichtiges melden wollen, Reuter ist erreichbar.