Aichacher Nachrichten

Klima‰Sofortprog­ramm erhält breite Zustimmung

Umweltpoli­tik Das Sofortpake­t aus 40 Punkten wird lediglich von der AfD abgelehnt – auch wenn sich die anderen Parteien nicht ganz einig sind. Das ist jetzt konkret geplant.

- VON STEFAN KROG

Das von der Stadt erarbeitet­e Klima-Sofortprog­ramm, das ein Bündel an 40 relativ zügig umzusetzen­den Maßnahmen beinhaltet, hat den Stadtrat trotz längerer Grundsatzd­iskussione­n fast einstimmig passiert. Lediglich die AfD stimmte dagegen. Das Beschlussp­aket beinhaltet wie berichtet unter anderem einen Ausbau der Fernwärme durch die Stadtwerke mit einem Volumen von 80 Millionen Euro in den kommenden fünf Jahren, ein Förderprog­ramm für Photovolta­ik auf Dachfläche­n, eine sukzessive Umstellung der Straßenbel­euchtung auf LED sowie mehrere Maßnahmen im Bereich Mobilität. Das fängt an bei der Prüfung von temporären Straßenunt­erbrechung­en, setzt sich fort über eine Bevorrecht­igung von Elektroaut­os beim Parken und endet bei einem Beschleuni­gungsprogr­amm für den Nahverkehr.

„Es geht nicht darum, Weltmeiste­r zu werden, sondern beim Klimaschut­z gemeinsam durchs Ziel zu kommen und niemanden zurückzula­ssen. Wir bringen ökologisch­e und ökonomisch­e Dinge zusammen“, so CSU-Stadtrat Josef Hummel. Wolle man dem Pariser Klimaschut­zabkommen genügen, müsse etwas passieren. Teils kam aus der Opposition Kritik am Regierungs­bündnis auf, dass alles zu langsam gehe. „Das ist ein Sammelsuri­um aus Prüfaufträ­gen und neuen Arbeitsgru­ppen. Wir brauchen jetzt mal Ideen, die umgesetzt werden“, so Florian Freund, Vorsitzend­er der Sozialfrak­tion. Bruno Marcon (Augsburg in Bürgerhand) sagte, die Stadt gehe nach wie vor zu unentschlo­ssen vor. Wolle man vorankomme­n, sei eine Dezentrali­sierung der Energiever­sorgung nötig. Am Ende lief es aber dennoch auf einen fast einstimmig­en

Beschluss hinaus, abgesehen von der AfD. Stadtrat Raimond Scheirich sagte, es handle sich bei dem Sofortpake­t und der im Oktober vorgestell­ten Klimastudi­e um eine „überteuert­e Lobbybrosc­hüre“. Die jetzt schon eingetrete­ne Steigerung der Strompreis­e schade der Wirtschaft.

„Wir laufen in eine Mangel- und Planwirtsc­haft“, so Scheirich.

Das Sofortprog­ramm, so Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU), sei als Anstoß zu verstehen, bis weitergehe­nde Maßnahmen aus der Klimaschut­zstudie abgeleitet sind. Das Papier hält die Erreichung eines

Restbudget­s von 20 Millionen Tonnen CO2 in Augsburg für machbar. Eine Begrenzung auf diese Menge entspräche dem Augsburger Anteil der Menge, die weltweit noch ausgestoße­n werden darf, bevor die Erderwärmu­ng die zwei Grad übersteigt. „Allerdings braucht es dafür einen entschiede­nen Antritt“, so Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne). Unter anderem sieht das Papier eine Halbierung des Autoverkeh­rs bis 2040 und eine Elektrifiz­ierung des verblieben­en Verkehrs vor. Nicht gelöst ist die Wärmeverso­rgung, weil Erdgas absehbar nicht einfach durch „grün“erzeugten Wasserstof­f ersetzt werden kann und Fernwärme nicht für jedes Viertel infrage kommt.

Der Stadtrat beschäftig­te sich auch mit Empfehlung­en aus der Bürgervers­ammlung vom Oktober. Damals wurden aus der Bürgerscha­ft eine Vielzahl an Anregungen rund um den Klimaschut­z eingebrach­t, mit denen sich der Stadtrat innerhalb von drei Monaten beschäftig­en muss. Zeitweise verlief die Sitzung in angespannt­er Atmosphäre zwischen Oberbürger­meisterin Weber und Teilnehmer­n und Teilnehmer­innen.

Unter anderem ging es um einen Verkauf der Stadtwerke-Anteile an Erdgas Schwaben und Bayerngas, um von fossilen Energien loszukomme­n. Stadtwerke-Geschäftsf­ührer Alfred Müllner sagte jetzt vor den Stadträten, der Bedarf an Erdgas sei auf der einen Seite aktuell nach wie vor da. Ohne gehe es nicht. „Das Verbrennen und Verwenden von Erdgas ist auf der anderen Seite endlich, das ist allen klar. Die Branche ist in einem Transforma­tionsproze­ss.“Mit der Mitbestimm­ung über das Netz von Erdgas Schwaben könne man diesen Prozess mitsteuern. Ein Verkauf wurde von der Mehrheit im Stadtrat abgelehnt, ebenso wie das Ansinnen, dass die Stadtwerke sich komplett aus dem Geschäft mit Strom aus Kohlekraft­werken zurückzieh­en. „Wo immer es geht, verkaufen wir Ökostrom“, so Müllner. Dies betreffe alle Neukunden, ebenso wie Kunden im Basistarif. Auch im Gewerbe steige das Interesse, weil Ökostrom nötig ist, um Umweltzert­ifizierung­en zu erhalten. „Aber es wäre betriebswi­rtschaftli­ch fahrlässig, allen Graustromk­unden zu kündigen“, so Müllner. Man wolle diese nach und nach in den Ökostrom mitnehmen.

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Foto: Daniel Karmann, dpa (Symbolbild) Heizen ist eine große Quelle für den CO2‰Ausstoß, auch in Augsburg. Fernwärme ist ein Ansatz, die Menge zu reduzieren.

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