Aichacher Nachrichten

Omikron ist da – wie rüstet sich die Stadt?

Corona Es gibt fünf Verdachtsf­älle in Augsburg, 24 Menschen sind in Quarantäne. So bereiten sich Feuerwehr, Rettungsdi­enste und andere kritische Bereiche auf die Virus-Variante vor.

- VON JÖRG HEINZLE

Dass die Nachricht kommen würde, war klar. Es war nur die Frage, wann es so weit sein würde. Auch in Augsburg gibt es jetzt fünf Omikron-Verdachtsf­älle. Bei den betroffene­n Personen legt nach Angaben der Stadt das Ergebnis des PCRTests den Verdacht nahe, dass sie sich mit der neuen Mutation des Coronaviru­s angesteckt haben. Rund zwei Dutzend Augsburger­innen und Augsburger befinden sich derzeit in Quarantäne, weil sie sich vermutlich mit Omikron infiziert haben oder engen Kontakt zu einem Infizierte­n hatten. Weil die neue Mutation offensicht­lich hoch ansteckend ist, gibt es bei der Quarantäne keine Unterschie­de mehr zwischen Geimpften und Ungeimpfte­n – alle müssen sich 14 Tage isolieren. Wenn sich viele Menschen infizieren oder isolieren müssen, drohen Personalau­sfälle auch in kritischen Bereichen, etwa bei der Feuerwehr. Ist Augsburg darauf vorbereite­t?

Schaut man auf die aktuellen Corona-Zahlen für Augsburg, so sieht es auf den ersten Blick immer noch nach einer Entspannun­g der Lage aus. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag laut Stadt am Mittwoch bei 203,3 – sie pendelt damit seit einigen Tagen um die Marke von 200. Auch an der Uniklinik ist die Zahl der CoronaPati­enten wieder etwas gesunken. Am Mittwoch wurden dort 25 Covid-Fälle auf der Intensivst­ation behandelt, nach einem Höchststan­d von 36 Anfang Dezember. Allerdings scheint das wohl eher eine Verschnauf­pause zu sein. Dr. Thomas Wibmer, der stellvertr­etende Chef des Gesundheit­samtes, rechnet mit einer „Zunahme des Infektions­geschehens“über die Feiertage – und damit, dass Omikron schon bald dominant werden dürfte. Da nicht jeder PCR-Test standardmä­ßig auf Omikron untersucht wird, kann man ohnehin davon ausgehen, dass es neben den fünf Verdachtsf­ällen in Augsburg auch eine größere Dunkelziff­er an Omikron-Fällen gibt.

Die Corona-Dunkelziff­er dürfte über die Feiertage auch noch wachsen. Denn an diesen Tagen gibt es weniger Möglichkei­ten, sich testen zu lassen. Wer Symptome hat und einen kostenlose­n PCR-Test machen will, muss in Bayern inzwi

zwingend zum Arzt gehen. Im Testzentru­m an der Messe wird man in solchen Fällen abgewiesen. Die meisten Arztpraxen haben aber über die Feiertage zu, viele auch in der Zeit zwischen den Jahren. Zudem gibt es in den Ferien keine Tests an den Schulen, die viele Fälle aufdecken. Wie schnell sich die Omikron-Variante wirklich ausbreitet, lasse sich momentan noch nicht abschätzen, sagt Thomas Wibmer vom Gesundheit­samt. Unklar ist auch noch, ob die neue Variante wirklich, wie teils berichtet, mildere Verläufe nach sich zieht. Zuletzt lag der sogenannte R-Wert in Augsburg unter 1. Das bedeutet, dass ein Infizierte­r im Schnitt weniger als eine Person angesteckt hat. Steigt er über die Marke von 1, nimmt das Infektions­geschehen wieder zu.

Die Stadt bereitet sich auf die von Experten angekündig­te Omikron

vor – vor allem in Bereichen der kritischen Infrastruk­tur, also jenen Bereichen, die für die Versorgung der Bevölkerun­g und die Aufrechter­haltung des öffentlich­en Lebens wichtig sind. Dazu zählen etwa die Feuerwehr, der Abfallwirt­schaftsbet­rieb und die Stadtwerke mit der Energie- und Wasservers­orgung. Sie seien alle aufgeforde­rt worden, die Hygienekon­zepte noch einmal zu überprüfen und wenn nötig zu überarbeit­en, sagt Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU). Dazu gehörten so viel Homeoffice wie möglich, eine räumliche und personelle Entzerrung von Beschäftig­ten, Schichtbet­riebe und die Doppelbese­tzung von zentralen Funktionen. Seit Beginn der Pandemie sei es so gelungen, größere Corona-Ausbrüche zu verhindern. Gleichzeit­ig wurde inzwischen auch eine spezielle Arbeitsgru­ppe gebilschen

det, die kritische Bereiche der Stadtverwa­ltung tagesaktue­ll beobachtet und sofort reagiert, wenn die Funktionsf­ähigkeit wegen Personalau­sfällen gefährdet ist. Dann könne unter anderem Personal umgeschich­tet werden. Auch an den Feiertagen beobachte man die Lage weiter, sagt Eva Weber.

Bei der Berufsfeue­rwehr bereitet man sich auf Omikron vor, indem die Kontakte zwischen den Beschäftig­ten so gut es geht reduziert werden – unter anderem durch getrennte Pausen und Mahlzeiten und eine Einzelbele­gung in den Ruheräumen. Zweimal täglich werden die Feuerwehrl­eute, die im Wachdienst in der Regel 24-Stunden-Schichten haben, zudem auf das Coronaviru­s getestet. In den Wachmannsc­haften der Feuerwehr könne man bis zu acht Krankheits­fälle pro Schicht kompensier­en, sagt Ordnungsre­feWelle

rent Frank Pintsch (CSU). Bei Bedarf könnten auch weitere Feuerwehrl­eute aus anderen Bereichen für den Wachdienst herangezog­en werden.

Im Rettungsdi­enst gebe es schon jetzt strikte Hygienevor­schriften, die sich bewährt hätten, sagt Michael Gebler, Geschäftsf­ührer des Roten Kreuzes in Augsburg und Sprecher der Arbeitsgem­einschaft der Hilfsorgan­isationen. Man setze dabei auf die Erfahrung der Hauptund Ehrenamtli­chen, die in zwei Jahren Pandemie oft „an vorderster Front“tätig seien.

Beim Roten Kreuz setzt man auch darauf, dass nicht jede Kontaktper­son zwingend für 14 Tage in Quarantäne muss – zumindest nicht jene Einsatzkrä­fte, die eine Auffrischu­ngsimpfung erhalten haben. Das könne Personalen­gpässe verhindern.

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Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolbild) Damit die Feuerwehr auch während einer möglichen Omikron‰Welle einsatzber­eit bleibt, wurden Hygienereg­eln noch einmal verschärft.

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