Erst kommt die Melodie, dann der Text
Musik
Die Friedberger Band Bright Pattern veröffentlicht ihre neue Single. Die Gruppe ist im Lockdown entstanden und spielt rockige, blueslastige Musik. Zwei Mitglieder verraten, worum es in dem Lied geht und wie neue Songs entstehen.
AichachFriedberg Musik kann Freude ausdrücken, Lieder können wütend oder traurig klingen oder einem ein Lächeln übers Gesicht huschen lassen. Die Band Bright Pattern hat ihr neues Lied namens „The Phantom in My Mind“veröffentlicht. Die Combo aus Friedberg spielt rockige, blueslastige Musik, in die sie moderne Einflüsse mit einfließen lassen. Die Band gibt es in der aktuellen Formation erst seit dem zweiten Lockdown.
Den Song geschrieben hat Andreas Füger, der Bass spielt. Es geht in dem Lied um die mentale Verbindung zu Menschen, von denen man aber eigentlich gar nicht viel weiß. Diese Personen spielen im eigenen Leben zwar keine Rolle, geistern einem aber immer weiter im Kopf herum. Das könne beispielsweise jemand sein, mit dem man nur mal kurz ein paar Worte gewechselt hat, an dem man aber immer wieder denkt. Bei „The Phantom in My Mind“ist es laut Füger so, dass sich die betroffene Person einfach die Frage stellt, warum ihn oder sie der Gedanke an jemand anderes nicht mehr loslässt und ob das Phantom davon nichts weiß.
Zum Phantom aus dem Lied selbst gibt es gar nicht so viel zu sagen – man könne es emotional mit Liebe in Verbindung bringen, „Aber eigentlich kann es alles sein“, sagt er. Also spukt der Person im Lied keine verflossene Liebe im Kopf herum, sondern eine Person, die mal eine ganz kurze Zeit eine wichtige Rolle gespielt hat. Der Song rund um das Phantom beruht auf Ereignissen, die sich im Leben so eingebrannt haben. Wenn bei der Band ein Lied entsteht, dann sei immer eine Grundidee da. Das kann auch eine Melodie sein, die einem schon seit Monaten oder Jahren im Kopf herumschwirrt, sagt Füger. „Diese Melodie kommt beim Spielen zutage, dann folgt, woran diese Tonfolge Erinnerungen weckt.“
Dabei sind die Lieder von Bright Pattern schon emotionsgetrieben, das muss aber nicht die Emotion sein, die der oder die Schreibende gerade empfindet. Er spiele manchmal einfach herum und fange an zu singen, sagt Lukas Dingelmaier. Er
ist Sänger und spielt in der Band Gitarre. Manchmal findet er schnell einen guten ersten Satz – manchmal hapert es genau daran. Der Song „The Phantom in My Mind“ist dabei irgendwie alles: ein wenig Anklage gegenüber der Person, ein wenig Klage über die aktuelle Situation. „Es ist alles mehr wie eine Geschichte, bei der nichts ausgelassen wird“, erklärt Dingelmaier. Manchmal rege man sich darüber auf, dass etwas nicht geht, aber am Ende sei es schließlich auch nicht mehr so wichtig.
Aber wann endet eigentlich das Songschreiben? Da müssen Dingelmaier und Füger erstmals einen
kurzen Moment überlegen. Wenn man nicht mehr weiterkommt, wird zunächst konsequent aufgeschrieben und die Arbeit vielleicht auch erst einmal beiseitegelegt. Das Aufschreiben von Text und Geschichte sei, wie ein Storybook zu schreiben – das gehe relativ schnell, so Füger. „Es mit einer kreativen Komposition zu verbinden, ist schwerer.“Das Ende des Songschreibens sei gekommen, wenn die Geschichte aufgeschrieben ist und man dazu etwas Musikalisches gefunden hat. „Man lässt es auch manchmal noch eine Woche oder einen Monat liegen.“
Beim Komponieren gebe es quasi nie eine Grenze. Füger sagt, er habe
mal innerhalb einer Stunde einen Song über einen schönen Tag geschrieben, mit nur drei Akkorden. Aber man kann dann einfach unendlich weitermachen? Beim Lied „Phantom in My Mind“seien es am Ende 60 oder 70 Tonspuren gewesen, die zusammengesetzt wurden, sagt Dingelmaier. Die Emotionen in den Liedern seien immer echt, sie hätten mit dem echten Leben zu tun, handeln aber nicht davon.
Wenn ein Lied entsteht, singt und spielt Dingelmaier es meist erst demjenigen oder diejenigen vor, durch den oder die die Idee entstanden ist. „So fängt es dann an, dass man einen Song so einspielt, dass
man ihn live spielen kann“, sagt Dingelmaier. Die Person habe für das Lied dann immer ein bisschen die Zügel in der Hand, die Spielenden hätten aber die Möglichkeit der Interpretation. Das sei ihr Vorteil, sagt Dingelmaier: Keiner bei Bright Pattern beschränkt sich auf ein Instrument.
Er könne gut abschließen, wenn der Song fertig ist, sagt Andreas Füger. Dabei sei es nie so, dass er keine Idee mehr habe, oder man nicht noch etwas verbessern könne. „Wenn man das Gefühl hat, dass man etwas besser machen könnte, kann man daraus einen neuen Song machen.“