Aichacher Nachrichten

Er liebte den Stadtmarkt und den FCA

Nachruf Der unerwartet­e Tod des Stadtmarkt­händlers Markus Uhl bestürzt. Am Stand, neben dem Eingang zur Fleischhal­le, sind die Fenster verschloss­en. Kolleginne­n und Kollegen erinnern sich an den 44-Jährigen.

- VON INA MARKS

Doris Wiedemann schenkt zwei leichte Prosecco-Schorlen ein. „Das trinken wir jetzt auf Markus. Er hätte das so gewollt“, sagt die Inhaberin des Geschäfts Destille. Wiedemann hat Tränen in den Augen, als sie nach gegenüber blickt. Dort am Stand, neben dem Eingang zur Fleischhal­le, sind die Fenster nicht geöffnet. Zettel weisen an den Scheiben darauf hin, dass der Laden aus familiären Gründen geschlosse­n sei. Auf der Auflage, wo sonst frisches Gemüse liegt, wurden Blumen hingestell­t. Immer wieder bleiben Kunden vor dem verwaisten Gemüseund Obststand stehen. Der Tod des Stadtmarkt­händlers Markus Uhl löst Bestürzung und Trauer aus. Kolleginne­n und Kollegen erinnern sich an den 44-Jährigen, der neben seiner Arbeit noch eine weitere große Leidenscha­ft hatte.

„Er war wie ein kleiner Bruder für mich“, erzählt Doris Wiedemann, die ein Foto von Markus Uhl in ihrem Laden aufgehängt hat. Ein Schwarz-Weiß-Bild, auf dem der Mann mit der Brille und den dunklen Haaren verschmitz­t lächelt. Dass er auf einmal nicht mehr da ist, kann die Händlerin noch nicht fassen. Uhl starb vor wenigen Tagen nach einer kurzen, schweren Erkrankung. Seit 14 Jahren betreibt Wiedemann die Destille. So lange kannte sie auch Markus Uhl, den sie als einen hilfsberei­ten und unkomplizi­erten Mann beschreibt.

„Wenn mir mal wieder die Zitronen und Orangen ausgingen, durfte ich von seinem Stand einfach welche wegnehmen. Es reichte, dass ich sie hochhielt und ihm zeigte. Er nickte dann und hakte es auf einer extra Strichlist­e ab“, erzählt sie und lächelt. Sie wiederum unterstütz­te ihn gerne mit ihren Waren, wenn er bestellte Geschenkkö­rbe fertigmach­te. „Es war ein Geben und Nehmen“, sagt die 66-Jährige. Aus einer Nachbarsch­aft auf dem Stadtmarkt entstand eine Freundscha­ft zwischen den Familien, man traf sich auch privat. „Markus war der Einzige,

der mich Dorle nennen durfte. Für mich war er immer der Uhli.“„Für uns war es ein Schlag, als wir von seinem Tod erfuhren“, berichtet Rosi Necker vom gleichnami­gen Gemüsestan­d ums Eck. Auch ihre Kollegin vom Nachbarsta­nd, Maria Schuster, ist traurig. „Ich kann es noch gar nicht glauben. Es tut uns vor allem auch für seine Frau leid. Sie waren gerade mal ein Jahr verheirate­t“, sagt Schuster mitfühlend. Uhl habe seinen Stand und die Arbeit auf dem Stadtmarkt geliebt, weiß Martina Hörmann vom Blumenlade­n Bosch, die mit ihm und seiner Frau befreundet ist. „Und er

Feuer und Flamme für den FCA.“Seine Leidenscha­ft für den Augsburger Bundesligi­sten bekam sogar die Kundschaft mit.

Denn Markus Uhl hatte in seinem Stand einige FCA-Trikots hängen, aus seiner Fanliebe machte er keinen Hehl. Mit Helmut Kolper von der Allgäuer Käsehütte in der Viktualien­halle und zwei weiteren Bekannten führte der gebürtige Haunstette­r über viele Jahre eine Fußball-Tippgemein­schaft. „Das war immer sehr nett, wir standen dann am Weinstand in der Halle, tranken eine Schorle und fachsimpel­ten“, erinnert sich Helmut Kolper. Stolz sei

der Markus immer gewesen, wenn FCA-Spieler oder Manager Stefan Reuter bei ihm Obst und Gemüse einkauften. „Es ist so tragisch“, meint er niedergesc­hlagen. Auch Thomas Gruno, der am Obst- und Gemüsestan­d von Maria Schuster arbeitet, sagt sichtlich bewegt: „Markus fehlt.“

Doris Wiedemann von der Destille hofft, dass der Stand weitergefü­hrt wird. Zuletzt habe seine Frau die Arbeit übernommen. „Ich bewundere sie dafür, wie sie den Laden durch diese Zeit gebracht hat und wie viel Kraft sie Markus gab.“Wiedemann beschreibt den Verstorben­en als eiwar

nen Händler, der sehr sorgfältig mit seinen Waren umgegangen sei. „Bei ihm gab es das nicht, dass das schöne Obst oben auflag und Angedatsch­tes unten, wie es andere vielleicht machen. Er hatte niemandem etwas untergejub­elt.“

Markus Uhl sei ein Mensch mit einem ausgeprägt­en Gerechtigk­eitssinn gewesen. „Er konnte es nicht ab, wenn jemand mehr durfte als der andere oder wenn man sich nicht an das hielt, für was man sich auf dem Stadtmarkt beworben hatte.“Da habe er sich tierisch aufregen können. „Markus war einfach ein Mensch mit viel Herzblut.“

 ?? Foto: Ina Marks ?? Blumen stehen vor dem verschloss­enen Obst‰ und Gemüsestan­d auf dem Stadtmarkt. Händler Markus Uhl ist im Alter von nur 44 Jahren gestorben.
Foto: Ina Marks Blumen stehen vor dem verschloss­enen Obst‰ und Gemüsestan­d auf dem Stadtmarkt. Händler Markus Uhl ist im Alter von nur 44 Jahren gestorben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany