Lässt sich das Flughafen-Chaos lösen?
Tausende Arbeitskräfte aus der Türkei sollen den akuten Personalmangel beheben.
Berlin Geplatzte Urlaubsträume wegen annullierter Flüge, weinende Kinder, gestresste Eltern: Der Start in die Sommerferien wird für tausende Passagiere an deutschen Flughäfen zum Albtraum. Nachdem der Staat zum Ausbruch der Corona-Pandemie fast eine Viertelmillion deutsche Touristen aus dem Urlaub zurückholte, kümmert er sich nun erneut um das Wohl der Reisenden und sorgt für Verstärkung an den deutschen Flughäfen. Die Regierung will unbürokratisch und möglichst schnell türkische Arbeitskräfte ins Land lassen, damit sie an den Airports beispielsweise in der Gepäckabfertigung unterstützen.
Die Regierung kommt damit „dem Wunsch der Branche“nach, wie Arbeitsminister Hubertus Heil erklärte. Demnach gibt es ein Angebot aus der Türkei, das mehrere tausend Kräfte umfasst. Wie es zustande kam, ist nicht bekannt. Aber es gibt durchaus Bedenken: In Berlin etwa ist das Sicherheitsgewerbe von mafiösen Strukturen durchzogen, die Clans mischen und verdienen mit.
Heil will darauf achten, dass wenigstens an den Flughäfen alles seine Ordnung hat. Leiharbeit, Sozialdumping und Ausbeutung soll es nicht geben. Die zusätzlichen Kräfte aus der Türkei müssen direkt beim Arbeitgeber angestellt und nach Tarif bezahlt werden. Er erwarte eine menschenwürdige Unterbringung und nicht, „dass sie in irgendwelche Hütten gebracht werden“, sagte der SPD-Politiker und betonte, dass es sich um eine befristete Maßnahme handle, aus der keine Dauerlösung werden dürfe.
Der Deal geht auf ein Treffen von Verkehrsminister Volker Wissing mit Branchenvertretern zurück. Die Regierung gibt direkt kein Geld, will aber die nötigen Arbeitsund Aufenthaltserlaubnisse „sehr schnell erteilen“, wie der FDP-Politiker erklärte. Der Flughafenverband
ADV zeigte sich erleichtert. „Ich danke der Bundesregierung, dass sie schnell und unbürokratisch den Weg freigeräumt hat, um die dringend benötigten Arbeitskräfte in unser Land zu holen“, sagte Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel unserer Redaktion. Dies sei ein wichtiger Schritt, „damit Dienstleister und Flughäfen in den operativen Bereichen Saisonfachkräfte beschäftigen können“.
Mit operativen Bereichen dürften vor allem die Flugzeug- und Gepäckabfertigung gemeint sein. Dort können auch Quereinsteiger eingesetzt werden. Für die Sicherheitskontrollen ist eine Ausbildung zur Luftsicherheitskontrollkraft gesetzlich vorgeschrieben, in
Die Sicherheit soll gewährleistet bleiben
den Stellenausschreibungen sind „sehr gute Deutschkenntnisse“gefragt. Abstriche bei der Sicherheit soll es keine geben, versprach Innenministerin Nancy Faeser (SPD). Die Bundespolizei stehe bereit, die Sicherheitskontrollen zu unterstützen.
Der verbraucherpolitische Sprecher der Unionsfraktion und CSUInnenexperte Volker Ullrich bedauert, dass die Initiative der Ampel zu spät komme. Er forderte Verbesserungen bei den Fluggastrechten, wenn sich Flüge verspäten oder ausfallen. „Hier wäre dringender Handlungsbedarf gegeben, damit Fluggäste schneller zu ihrem Geld kommen können“, sagte er unserer Redaktion.
Die Lufthansa hat bereits für den Sommer rund 3100 Verbindungen aus dem Flugplan genommen. Airline-Chef Carsten Spohr entschuldigte sich bei den Passagieren und machte den strikten Sparkurs in der Pandemie für das Chaos mitverantwortlich.
Weitere Hintergründe zum drohenden Verkehrsinfarkt, der ja auch Bahn und Straßen betrifft, finden Sie in der Politik und im