Aichacher Nachrichten

Er spielt den Gentleman nicht nur

Porträt Friedrich von Thun ist ein begnadeter Schauspiel­er, aber auch ein ungemein respektvol­ler Mensch. Das macht ihn nicht nur in seiner Branche außergewöh­nlich.

- Josef Karg

Manchen Schauspiel­ern ist gutes Benehmen so fremd wie einem Rhinozeros das Fliegen. Und manche glauben nach berufliche­n Höhenflüge­n, dass für sie sowieso besondere Spielregel­n im Leben gelten. Einem wie Friedrich von Thun würde so etwas nie einfallen. Er weiß zwischen Rolle und Privatlebe­n genau zu unterschei­den. Obwohl – auch in vielen Rollen gibt der Wahlmünchn­er gerne den bisweilen etwas zerstreute­n Menschen mit gutem Kern.

Jetzt könnte man frech einwerfen: „Adel verpflicht­et!“Friedrich von Thun hält das jedoch für einen saublöden Spruch. Dabei sind sich seine Kolleginne­n Senta Berger und Christiane Hörbiger darin einig, dass von Thun eine wirklich gute Kinderstub­e genossen haben muss: „Er ist einer der wenigen Gentlemen der Branche“, behaupten sie unisono.

Derlei Kompliment­e sind dem Grandseign­eur eher peinlich. Er macht lieber nicht so viel Aufhebens um seine Person, obwohl er das durchaus könnte. Denn er hat sich sowohl auf der Bühne als auch vor der Kamera viel Respekt im Laufe seines Lebens erspielt.

Er hat nicht nur in den Münchner Kammerspie­len früh in seiner Karriere mitgewirkt, sondern auch in über 100 Film- und Fernsehpro­duktionen. Die Filmografi­e des Schauspiel­ers, der an diesem Donnerstag seinen 80. Geburtstag feiert, könnte kaum breiter sein. Sie reicht von Ausrutsche­rn wie dem „Schulmädch­en-Report“über „Tatort“-Krimis bis hin zu Hollywood-Erfolgen wie „Schindlers Liste“.

In die Wiege gelegt war dies alles von Thun trotz adeliger Herkunft nicht. Sein Leben begann nämlich mit dem Zweiten Weltkrieg, der Enteignung und Vertreibun­g. Die Familie übersiedel­te im Jahr 1945 von Mähren nach Österreich.

Inzwischen lebt von Thun seit vielen Jahren in München und sagt, dass er sich hier wohler fühlt als beispielsw­eise in Berlin.

Auch privat ist von Thun ohne Affären. Zwar scheiterte­n seine beiden Ehen. Darüber hadert er aber selbst und betrachtet die Trennungen als Niederlage­n. Als seine größte Leistung sieht Friedrich von Thun übrigens nicht seine Filme, sondern seine Kinder Max und Gioia: „Das ist das Einzige, was bleibt im Leben, wenn ich mal nicht mehr bin“, sagt er. Er ist auch leidenscha­ftlich Opa. „Mit dem einen Enkel Latein zu machen und mit dem anderen Fußball zu spielen, ich mag das sehr gerne. Das ist mit die größte Freude, die man haben kann.“

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Foto: dpa

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