Höchststrafen im Bataclan-Prozess
Salah Abdeslam, der einzige Überlebende des Mordkommandos, das die Pariser Attentate vom 13. November 2015 durchführte, muss lebenslang ins Gefängnis. In seinem Urteil erkannte das Gericht 19 der 20 Angeklagten für schuldig in allen Anklagepunkten.
Paris Milde Urteile würde es nicht geben im Prozess um die Pariser Terrorattentate vom 13. November 2015 – das war auch den Angeklagten klar, noch bevor Mittwochabend die Entscheidungen des Gerichts fielen. Mehrere von ihnen müssen nun lebenslang ins Gefängnis, ohne Möglichkeit der Haftverkürzung. Das ist der Fall des Haupt-Angeklagten Salah Abdeslam. Zu monströs waren die Taten, mit denen sie in Verbindung stehen: Bei Anschlägen auf das Fußballstadion Stade de France im Pariser Vorort Saint-Denis, Bars und Restaurants in der französischen Hauptstadt und die Konzerthalle Bataclan wurden damals 131 Menschen getötet, rund 350 teils schwer verletzt und tausende traumatisiert.
Fast zehn Monate lang dauerte der Prozess vor einem Spezialgericht, für den extra ein großer Saal im historischen Justizpalast auf der Seine-Insel Île de la Cité gebaut worden war. Rund 1800 Nebenkläger traten auf, mehr als 300 Anwälte vertraten Opfer, Hinterbliebene und Angeklagte. Ein großes Sicherheitsaufgebot begleitete den Prozess, der für die Archive gefilmt wurde. Er war in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich.
Abdeslam war noch in der
Nacht des Anschlags zurück in seine Heimatstadt Brüssel geflohen, wo er im März 2016 festgenommen wurde. Sein Sprengstoffgürtel war defekt, Abdeslam selbst sagte aus, er habe ihn nicht zu zünden versucht. Gerichtspräsident JeanLouis Périès zufolge glaubte man ihm nicht.
Einige der anderen Angeklagten hatten den Tätern falsche Pässe, Waffen, Geld oder Verstecke besorgt und stritten ab, von den dschihadistischen Projekten gewusst zu haben. Doch indem sie „die Bestie ernährten, beherbergten, belieferten“, so die Staatsanwaltschaft, hätten sie „das Schlimmste erst ermöglicht“. Das Gericht bestätigte diese Lesart.
Nach der Urteilsverkündung äußerten sich die Nebenkläger überwiegend zufrieden. Philippe Duperron, dessen Sohn im Bataclan starb, lobte den großen Raum, der den Opfern eingeräumt wurde: „Dadurch haben sich die Angeklagten selbst weiterentwickelt.“
Sie habe diese zehn Monate im Gerichtssaal gebraucht, um sich wiederzufinden, sagte Aurélie Silvestre, die in der Terrornacht ihren Partner verlor – den Vater ihrer kleinen Tochter und ihres damals noch ungeborenen Sohnes. Silvestre sagte auch: „Mit diesem Prozess konnte ich die Frau, die ich vorher war, wieder zum Leben erwecken.“