Von Luftangriffen auf der Joggingrunde
Wer jemals einen Volkslauf aus der Nähe verfolgt hat, wird Joggen nicht mehr als gesundheitsfördernd verklären. Mögen Ärzte die positiven Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System lobpreisen, streichen Physiotherapeutinnen die Vorzüge für die Knochendichte heraus: Scharlachrot-beschädelte Freizeit-Marathonis lassen anderes vermuten. Angefutterte Zusatzkilos mögen den Energieverbrauch nach oben treiben, die Gelenke aber sind ein Fall für den Orthopäden.
Freilich gibt es auch jene beneidenswerten Exemplare, die leichtfüßig Feldwege betraben, sich angeregt mit Mitlaufenden unterhalten und dabei die Vorzüge sportlicher Betätigung an der frischen Luft genießen. Wer regelmäßig läuft, wird im Schnitt sechs Jahre älter als die sofafläzende Restbevölkerung.
Im Schnitt. Bedeutet: Der gesunde Geist kann auch trotz eines gesunden Körpers frühzeitig seinem Schöpfer (oder seiner Schöpferin) entgegentreten. Die Gefahren des Laufens sind unerwarteter Natur. Wie in jedem Jahr mehren sich auch in diesem Juni wieder die Klagen über überraschende Attacken aus der Luft.
Sehen Bussarde ihre Brut in Gefahr, reagieren sie mit Scheinangriffen,
die sie mit wütendem Geschrei begleiten. Experten raten zu Mütze (besser: Hut), falls die sturzfliegenden Vögel eine Attacke auf das Haupt fliegen. Sollte man sich gewahr sein, durch Bussard-Land zu laufen, sei es ratsam, mit einem Ast zu fuchteln. Die Joggingrunde gerät so zum Ganzkörper-Workout. Mit offenen Augen durch die Welt zu laufen, ist im Allgemeinen und hier im Speziellen ratsam.
In der Oberpfalz ist eine aufmerksame Joggerin auf eine scheinbare Missetat gestoßen. Sie entdeckte in einem Gebüsch mehr als 1000 Briefe, die der Postbote ganz offensichtlich nicht zugestellt hatte. Gegen den 32-Jährigen wurden Ermittlungen wegen des Verdachtes der Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses eingeleitet. Das Motiv des Mannes sei bisher unklar, sagte eine Sprecherin der Polizeiinspektion.
Möglicherweise aber hat der Mann auch nur schnell das Weite suchen müssen. Mit einem sorgenvollen Bussard ist schließlich nicht zu spaßen.