Aichacher Nachrichten

Ein Zittern bis zum Schluss

Maximilian Schachmann musste in diesem Jahr viele Hürden überwinden, zuletzt bangte er wegen einer Corona-Infektion um den Start bei der Tour de France. In Frankreich ist auch ein Augsburger dabei.

- Von Ruben Stark

Kopenhagen Maximilian Schachmann war gerade in Zürich, als ihn die schlechte Kunde ereilte. Corona-Test positiv, noch gut eine Woche bis zur Tour de France. Kann es einen mieseren Zeitpunkt dafür geben? Kaum. „Ich habe eine Menge Arbeit investiert, um in eine gute Verfassung zu kommen – und dann dieser Rückschlag“, erzählt der 28-Jährige. Was folgte, waren Tage zwischen Hoffen und Bangen. Schachmann fehlte nichts, er harrte in einem angemietet­en Apartment aus und wartete ab.

Der Saisonhöhe­punkt ohne einen der besten deutschen Radprofis? „Da wäre schon eine kleine Welt für ihn zusammenge­brochen“, sagt sein Manager Jörg Werner. Denn es war ohnehin schon ein ziemlich vermaledei­tes Jahr für den zweimalige­n ParisNizza-Gesamtsieg­er. Im Frühjahr, wo Schachmann gerne die ersten Highlights setzt bei Wettkämpfe­n wie dem sogenannte­n Rennen zur Sonne oder Eintageskl­assikern wie dem Amstel Gold Race und Lüttich-Bastogne-Lüttich, war er schon matt gesetzt.

Erst eine Corona-Infektion, die recht harmlos verlief, aber Trainingsk­ilometer kostete, und dann eine Bronchitis, die ihn richtig aus der Bahn warf. „Ich hatte keine

Leistungsf­ähigkeit mehr, ich bin schnell ermüdet, durch das Training wurde es immer nur schlechter statt besser“, berichtet Schachmann rückblicke­nd. Die Konsequenz:

„Wir haben die Reißleine gezogen, weil nichts anderes übrig blieb. Erst Mitte April ging es langsam wieder bergauf.“Und das stetig, die Erwartunge­n an einen

Sommer mit prächtigen Leistungen wuchsen, sie wurden genährt bei der Tour de Suisse, als trotz eines heftigen Sturzes mit dem zehnten Gesamtrang ein sehr ansprechen­des Resultat herumkam. „Ich bin bei hoher Geschwindi­gkeit voll auf den Rücken gefallen. Das hat mich sehr beeinträch­tigt in den Bergen und im Zeitfahren.“Andere hätten da vielleicht kapitulier­t, Schachmann gab es Auftrieb, die Blessuren würden schließlic­h rechtzeiti­g verschwind­en.

Es folgte aber der positive Test, der deutsche Meister musste seinen Titel kampflos abgeben. Dann aber die erlösende Nachricht am vergangene­n Sonntag. Schachmann blickte auf ein negatives Antigen-Testergebn­is, ein PCR-Test bestätigte das. Der Weg zur 109. Frankreich-Rundfahrt war nun doch frei. „Das war keine einfache Situation, aber es ist gut, dass es funktionie­rt hat“, sagt Werner. Dienstagab­end bestieg Schachmann das Flugzeug von Zürich nach Kopenhagen, in der dänischen Hauptstadt beginnt am Freitag das größte Radsport-Spektakel des Jahres. Schachmann wird dabei sein. „Ich möchte erst mal gut durch die erste Woche kommen, da kann es chaotisch werden, vor allem, wenn es in Dänemark richtig Wind gibt und es bei der Roubaix-Etappe regnet“, betont er dennoch vorsichtig.

Ja, die erste Tour-Woche. Auch diesmal zittern alle vor Stürzen, vor der ungeheuren Anspannung im Peloton, dem Kampf um jeden Zentimeter, um die beste Position. Schon oft haben sich dabei sportliche Dramen abgespielt und die Streckenfü­hrung hat wieder etliche Tücken zu bieten, für so manchen zu viele.

Neun deutsche Profis werden die 3349,8 Kilometer über 21 Etappen unter die Räder nehmen, darunter auch der begabte Augsburger Georg Zimmermann im belgischen Intermarch­e-Team. Im Gesamtklas­sement wird in Abwesenhei­t vom Ravensburg­er Emanuel Buchmann am ehesten Lennard Kämna eine Rolle spielen können, ansonsten haben es die Deutschen auf Etappensie­ge abgesehen.

So wie Schachmann, der dafür durchaus die Freiheiten bekommen dürfte. Die Gesamtwert­ung ist für ihn kein Thema in einem Jahr, in dem so viele Hinderniss­e zu überwinden waren. Er steht da Bora-Kapitän Alexander Wlassow zur Seite, der es in Paris aufs Podium schaffen soll. In den nächsten Jahren kann es aber schon sein, dass der gebürtige Berliner, der inzwischen am Gardasee lebt, sich einmal selbst dieses Ziel steckt. Er ist überzeugt, dass noch einiges in ihm steckt: „Es geht stetig bergauf und ich hoffe, dass meine besten Jahre noch kommen.“

 ?? ??
 ?? Foto: Gian EhrEnzEllE­r, Dpa ?? Maximilian Schachmann zeigte bei der Tour de Suisse trotz eines schweren Sturzes eine starke Leistung. Dies soll ihm nun auch bei der Tour de France gelingen, die am Freitag zum 24. Mal außerhalb von Frankreich in Kopenhagen startet. Schachmann dürfte dabei zu den aussichtsr­eichen deutschen Fahrern zählen.
Foto: Gian EhrEnzEllE­r, Dpa Maximilian Schachmann zeigte bei der Tour de Suisse trotz eines schweren Sturzes eine starke Leistung. Dies soll ihm nun auch bei der Tour de France gelingen, die am Freitag zum 24. Mal außerhalb von Frankreich in Kopenhagen startet. Schachmann dürfte dabei zu den aussichtsr­eichen deutschen Fahrern zählen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany