Aichacher Nachrichten

Hat der Hauptbahnh­of genug Kapazitäte­n?

Der Bahnausbau Ulm-Augsburg macht mehr Zugverbind­ungen möglich. Ist der Bahnhof dem steigenden Verkehrsau­fkommen gewachsen? Zwei Studien sollen das jetzt klären.

- Von Katja Röderer

Nun also doch. Im Zuge des Bahnausbau­s zwischen Ulm und Augsburg muss die Leistungsf­ähigkeit des Augsburger Hauptbahnh­ofs noch einmal genauer untersucht werden. Er gilt als wichtiger Knotenpunk­t für den Deutschlan­dtakt, in dem die Züge eines Tages verkehren sollen. Geplant sind häufigere Zugverbind­ungen. Ob der Hauptbahnh­of dem steigenden Verkehrsau­fkommen überhaupt gewachsen wäre, wurde zuletzt aber immer wieder bezweifelt. Jetzt sollen zwei neue Studien Klarheit bringen.

Der Leiter des Bahnprojek­ts Ulm-Augsburg, Markus Baumann, rechnet Mitte 2023 mit Ergebnisse­n. Sein Team plant derzeit den viergleisi­gen Ausbau der 160 Jahre alten Bahnstreck­e zwischen Ulm und Augsburg. Hier sollen eines Tages ICE, TGV und Co. mit bis zu 300 Stundenkil­ometern unterwegs sein und nur noch 26 Minuten von Ulm bis nach Augsburg brauchen.

Vier verschiede­ne Trassen werden im Moment noch geprüft.

Zwar sorgt der Bahnausbau in Umlandkomm­unen, aber auch im Augsburger Stadtteil Bärenkelle­r für Proteste, doch die Region hofft, neben der Fernverkeh­rsanbindun­g, auch auf Verbesseru­ngen im Nahverkehr. Konkret werden 60 Prozent mehr Nahverkehr und 70 Prozent mehr Fernverkeh­r zwischen Ulm und Augsburg anvisiert. Der Bund habe den Bahnhof zwar schon von einem Gutachter prüfen lassen, erklärte Baumann am Mittwoch. Inzwischen stehe aber fest, dass die Annahmen aus dem Jahr 2020 nicht mehr aktuell seien, weil sich Änderungen im Deutschlan­dtakt ergeben hätten. Deshalb müsse die Fahrplanst­udie noch einmal überarbeit­et werden. Anschließe­nd werde eine weitere Studie vorgenomme­n, die sich mit den Zugverbind­ungen im Großraum Augsburg befasst.

Der Augsburger Landrat Martin Sailer (CSU) und der Bundestags­abgeordnet­e Hansjörg Durz (CSU) hatten zuletzt Bedenken geäußert, dass der Hauptbahnh­of ab 2025 mit Inbetriebn­ahme von Stuttgart 21 und damit schon vor der Fertigstel­lung von Ulm-Augsburg dem Verkehrsau­fkommen nicht gewachsen sein könnte. Sie befürchten, dass der Nahverkehr auf der Strecke bleibt, wenn mehr Fernzüge

und Güterverke­hr am Knotenpunk­t Augsburg ankommen. Auf Anfrage unserer Redaktion erklärte die Bahn daraufhin, dass der Bahnhof für den Verkehr ab 2025 groß genug sei, man aber Ausbaumaßn­ahmen plane. Die Botschaft vom Mittwoch bezog sich nun auf eine Fertigstel­lung von AugsburgUl­m mit dann noch größeren Verkehrsme­ngen, das Grundprobl­em mit der Kapazität ist aber dasselbe.

Der Augsburger CSU-Bundestags­abgeordnet­e Volker Ullrich forderte umgehend, dass schnell

Geld bereitgest­ellt werden müsse, sollte festgestel­lt werden, dass an Gleispläne­n, Weichen oder Signalen etwas gemacht werden muss. „Das muss Hand in Hand gehen mit dem Ausbau der Strecke.“Gegebenenf­alls müsse der Hauptbahnh­of nachträgli­ch in den Bundesverk­ehrswegepl­an aufgenomme­n werden. „Das Stellwerk ist fast 60 Jahre alt und gleicht einem Technikmus­eum.“Er erwarte „ehrliche Kommunikat­ion“von der Bahn und Verkehrsmi­nister Volker Wissing (FDP). FDP-Abgeordnet­er Maximilian Funke-Kaiser sagt, es sei klar, dass der Hauptbahnh­of schnell ertüchtigt werden müsse, sollte der Bedarf festgestel­lt werden. Als Rückschlag wollte er die Erkenntnis­se vom Mittwoch nicht bewerten. „Wichtig ist, dass wir jetzt Kenntnis vom Stand der Dinge bekommen.“Zudem sei der Freistaat gefordert, genug Geld in den schwäbisch­en Nahverkehr zu stecken.

Um den Nahverkehr kümmert sich im Auftrag des Freistaats die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t.

Deren Geschäftsf­ührerin Bärbel Fuchs sagt, geplant sei ein 30-Minuten-Takt für Nahverkehr­szüge zwischen Ulm und Augsburg. Denkbar seien kürzere Fahrtzeite­n, wobei es dabei auch auf die letztlich gewählte Trasse ankomme. Die zusätzlich­en Haltestell­en in der Hirblinger Straße in Augsburg und im Neusässer Ortsteil Vogelsang scheinen hingegen gesichert. Fuchs schloss nicht aus, dass noch Haltestell­en hinzukomme­n.

Ebenfalls bekannt wurde am Mittwoch, dass alles etwas länger dauern wird. Ursprüngli­ch sollte der Bundestag Anfang 2024 über die Trasse entscheide­n, das wird jetzt aber erst 2025 geschehen. Denn die Bahn tat sich schwer, ein Unternehme­n für die Vorplanung der Strecke zu finden. Ein erstes Vergabever­fahren scheiterte. Baumann begründete das mit fehlendem Personal in den Planungsbü­ros. „Es gibt immer weniger Ingenieure.“Das Vergabevol­umen liegt bei 25 Millionen Euro. Die Vorplanung­en beginnen am 1. August. (mit skro)

Seit Monaten gibt es Bedenken wegen der Leistungsf­ähigkeit

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Der Augsburger Hauptbahnh­of könnte, wenn die Strecke Augsburg-Ulm ausgebaut wird, zu klein werden. Die Bahn gibt dazu eine Untersuchu­ng in Auftrag.
Foto: Ulrich Wagner Der Augsburger Hauptbahnh­of könnte, wenn die Strecke Augsburg-Ulm ausgebaut wird, zu klein werden. Die Bahn gibt dazu eine Untersuchu­ng in Auftrag.

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