Wo wird weiter getestet?
Ab dem 1. Juli können sich deutschlandweit nur noch Risikogruppen kostenlos auf Corona testen lassen. Schließen Betreiber im Landkreis nun ihre Teststationen?
Landkreis Aichach-Friedberg Bei Husten oder einem Kratzen im Hals kurz einen kostenlosen CoronaSchnelltest machen lassen – oder bevor man die Großeltern besucht? Damit ist ab dem 1. Juli Schluss. Dann übernimmt der Staat die Kosten nur noch für gefährdete Gruppen. Was passiert dann mit lokalen Teststationen? Die Redaktion hat bei Betreibern im Wittelsbacher Land nachgefragt.
Kostenlose Tests gibt es ab Juli nur noch für vulnerable Gruppen, etwa für Kinder bis fünf Jahren, Frauen bis zum ersten Drittel der Schwangerschaft, Besucherinnen und Besucher von Krankenhäusern und Pflegeheimen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach teilte mit, es stehe den Ländern frei, die Eigenbeteiligung von drei Euro auch für weitere Personengruppen zu übernehmen. Allerdings wurde noch keine offizielle Neufassung der Testverordnung veröffentlicht.
Der Landkreis wartet darauf nicht. Der Pressesprecher des Landratsamtes, Wolfgang Müller, berichtet, sie hätten schon vor Wochen beschlossen, das vom Landkreis betriebene Testzentrum am Plattenberg 12 in Aichach weiterzuführen. Ungeachtet dessen, was vom Bundesgesundheitsministerium kommen wird.
Müller weiß noch nichts Genaues. „Es geistert schon das ein oder andere zu dem Thema im Netz herum, aber eine offizielle Info gibt es noch nicht.“Hoffentlich erfahren wir noch vor dem 1. Juli, wie es weitergehen wird“, sagt der Pressesprecher. Von der Entscheidung der Bundesregierung wollte sich das Landratsamt nicht abhängig machen. Daher laufen die Öffnungszeiten weiter wie bisher: montags bis freitags von 8 bis 12.45 Uhr und von 13.30 bis 16.30
Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 13 Uhr und von 13.45 bis 18 Uhr.
Wie reagieren private Betreiber? Die Friedberger Rosenapotheke und die Schlossapotheke in Affing zum Beispiel, werden laut Inhaber Hannes Proeller weitertesten. „Wir warten alle darauf, was Herr Lauterbach uns mitteilt. Es steht im Raum, dass pro Test eine Zuzahlung von drei Euro erhoben wird. Die Politik wird uns schon rechtzeitig Bescheid sagen. Das meine ich jetzt ironisch“, sagt er und lacht. Apotheker seien in den vergangenen Jahren sehr flexibel geworden und hätten es geschafft, Vorgaben innerhalb eines Tages umzusetzen.
In Friedberg hat Proeller seine Teststation in der Pfarrstraße abbauen lassen. Von nun an werden die Schnelltests in der Rosenapotheke durchgeführt: montags bis freitags von 9 bis 11 Uhr. Bürgerinnen und Bürger müssen vorab einen Testtermin vereinbaren. Seine Mitarbeiter in der Affinger Filiale testen ebenfalls weiter, allerdings in geringerem Umfang.
Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) des Kreisverbands AichachFriedberg hat inzwischen seine Teststationen in Aichach, Friedberg, Pöttmes, Mering und Kissing aufgegeben.
Bis Ende Juni testeten die Ehrenamtlichen der Sanitätsbereitschaften Pöttmes und Kissing noch einmal wöchentlich. Der Katastrophenschutzbeauftragte, Mario Pettinger, berichtet, die Nachfrage nach Schnelltests sei seit längerer Zeit nicht mehr sehr hoch. Deshalb hatte sich das BRK auch dazu entschieden, an keinem der Standorte mehr zu testen. „Jetzt sind wir auch wieder oft auf Veranstaltungen im Einsatz. Das ist unser Kerngeschäft“, erklärt Pettinger. „Personell könnten wir es aktuell gar nicht mehr stemmen, noch die Teststationen zu betreiben.“
Käme es im Herbst aufgrund steigender Zahlen jedoch zu Engpässen bei den Teststationen, sei das BRK sicherlich wieder bereit dazu, weiterzumachen. Jedoch nur unter einer Prämisse: Wenn Corona-Tests kostenfrei bleiben.
Noch wurde keine Neufassung der Testverordnung veröffentlicht