Damit der Affinger Kirchturm 100 weitere Jahre hält
Die Pfarrkirche braucht eine grundlegende Sanierung. Die Kirchenstiftung wendet sich wegen eines Zuschusses an die Gemeinde.
Affing Der Affinger Kirchturm ist in Gefahr. Durch die Kupferhaube dringt Regen ein, die Hölzer des Dachstuhls sind teilweise stark nass. Architekt Daniel Eggeling spricht von „gewaltigen Mängeln in der Statik“. Die Schäden an der Affinger Pfarrkirche St. Peter und Paul sind enorm (wir berichteten).
Die Sanierung wird auf rund 1,5 Millionen Euro geschätzt. Für das Kirchenschiff ist die Kirche zuständig. Die Kirchenstiftung erwartet bis zu 75 Prozent Zuschuss, den Rest muss sie selbst aufbringen. Beim Turm bat die Pfarrei die Gemeinde, die Kosten zu tragen.
Allein 271.000 Euro sind dafür veranschlagt. Besonders die Zwiebel hat es in sich. Der Architekt vermutet, dass noch größere Schäden zutage treten, sobald das Blech entfernt wird. Die Eindeckung hat immerhin 175 Jahre gehalten.
Zwei Probleme verteuern das Projekt. So müssen aus der Dachkonstruktion gesundheitsbedenkliche Holzschutzmittel entfernt werden. Und: Im Turm wohnen drei Fledermausarten, darunter das besonders geschützte Große Mausohr. Um sie zu schützen, darf in der Aufzuchtphase nicht gearbeitet werden. Das verlängert die Bauzeit und erhöht die Kosten.
Der Architekt sprach von einem Affinger Wahrzeichen, das „wirklich etwas Besonderes sei“, handelt es sich bei der Zwiebel doch um die seltene „Welsche Haube“. Grün wird sie nach der Sanierung nicht mehr sein. Hohe Schwefelanteile in der Luft, die es heute nicht mehr gibt, haben dem Kupfer früher diese Patina verliehen. Der Fachmann versicherte: Wird der Turm grundlegend saniert, sei „wieder für 100 Jahre Ruhe“.
Grundsätzlich zeigte sich der Gemeinderat am Dienstag aufgeschlossen, die Bitte der Kirchenstiftung zu erfüllen. Zumal es etwa 75 Prozent Zuschüsse gibt. Damit blieben für die Gemeinde etwa 70.000 Euro übrig, wobei die Kostenschätzung schon ein Jahr alt ist. Allerdings handelt es sich um eine freiwillige Leistung, worauf insbesondere Rudi Fuchs verwies. Der frühere Affinger Bürgermeister erinnerte sich daran, dass die Gemeinde keinen Grund von der Kirche bekommen habe, als es um den Bau des Kinderhauses ging. Gleichwohl sei er nicht gegen eine Förderung.
Josef Tränkl erinnerte sich, dass Türme früher nur bis zur Unterkante der Zwiebel bezuschusst worden seien, was Markus Heidenreich bestätigte. Eine grundsätzliche Regelung, wie mit derartigen Anträgen umzugehen ist, gibt es in Affing nicht. Das hatte sich der Gemeinderat zwar schon 2012 vorgenommen. Doch es geschah nichts, was Bürgermeister Markus
Winklhofer zu der Bemerkung veranlasste: „Das gab es früher offenbar auch schon, dass nicht jeder Gemeinderatsbeschluss sofort vollzogen wurde.“
Pfarrer Max Bauer bot dem Gemeinderat an, gerne an einer solchen Regelung mitzuarbeiten. Größere Sanierungsmaßnahmen stünden in der Pfarreiengemeinschaft in den nächsten Jahren aber ohnehin nicht an, versicherte er.
Die Mehrheit entschied schließlich, die nicht durch Zuschüsse gedeckten Kosten für den Kirchturm zu übernehmen und nicht an der Unterkante des Zwiebels zu stoppen. Dagegen stimmten Rudi Fuchs, Andreas Widmann und Markus Lindermeir.