Aichacher Nachrichten

Der Friedberge­r See ist ein Brennpunkt für Badeunfäll­e

Zwei schwere Badeunfäll­e am Sonntag, am Mittwoch landet der Rettungshu­bschrauber: Warum passiert dort so viel?

- Von Ute Krogull

Friedberg Der 18-Jährige, der am Sonntag im Friedberge­r See verunglück­t ist, liegt immer noch im künstliche­n Koma. Welche Folgen der Unfall für die Gesundheit des jungen Mannes hat, lässt sich daher noch nicht sagen. Am selben Tag war eine 80 Jahre alte Frau gestorben, nachdem sie morgens beim Baden im See untergegan­gen war.

Am Mittwochab­end flog schon wieder der Rettungshu­bschrauber an. Unter Rettungskr­äften gilt das Gewässer als Brennpunkt – nicht nur im Landkreis, sondern in der ganzen Region.

Bei dem Einsatz des Rettungshe­lis am Mittwoch handelte es sich um eine rein medizinisc­he Indikation, so die Rettungsle­itstelle. Auch die Polizei wurde nicht gerufen. Laut Badegästen spielte sich der

Vorfall im Bereich der Wasserskia­nlage ab.

Am Sonntag selber vor Ort war Rainer Heinl vom Roten Kreuz. Man habe den jungen Mann aus zwei Metern Tiefe heraufgeho­lt, berichtet er. Der 18-Jährige, der aus Augsburg stammt, ist geistig und körperlich behindert. Er war mit seiner Mutter beim Baden in Friedberg.

Schuldhaft­es Verhalten der Mutter könne ausgeschlo­ssen werden, sagte ein Sprecher des Polizeiprä­sidiums am Mittwoch auf Nachfrage unserer Redaktion. Wie es genau zu dem Unglück kam, weiß man noch nicht. Heinl sagt: „Es passiert oft etwas am Friedberge­r See, gerade auch am Nordufer.“Das Gewässer sei in Sachen Notfälle ein Brennpunkt. „An keinem anderen See im Landkreis passiert so viel.“Und auch an fast keinem anderen in der Region. Nur der Augsburger Kuhsee sei vergleichb­ar. Der Grund liegt auf der Hand: Es ist auch an keinem anderen See so viel los.

In den vergangene­n Jahren kam es in Friedberg immer wieder zu tödlichen Unfällen oder Situatione­n, in denen eine Person in letzter

Minute gerettet wurde. Manchmal sind es Badegäste im Rentenalte­r, oft junge Männer.

So ertrank im Juni 2021 ein junger Mann, der von einem Steg ins Wasser gesprungen war. Obwohl die Wasserwach­t binnen Minuten vor Ort war, konnte er nicht gerettet werden. 2017 war am Südufer ein 17-Jähriger ertrunken, der, obwohl er nicht gut schwimmen konnte, zu einer Schwimmins­el wollte. Damals holten die Retter, die in Sekundensc­hnelle vor Ort waren, ihn nach zwölf Minuten aus sieben Meter Tiefe an die Wasserober­fläche. Doch auch hier blieben die Reanimatio­nsversuche erfolglos. 2019 wäre ein 21-Jähriger in einer ähnlichen Situation beinahe ertrunken.

Als eine Gefahr gilt, dass es in vielen Bereichen anfangs mehrere Meter trügerisch sanft hineingeht, der Uferbereic­h dann aber stark abfällt, sodass man auf einmal nicht mehr stehen kann. Die Stadt Friedberg stellte daher Warnschild­er auf, die auf die Tücken des Südufers hinweisen. Die Badeunfäll­e am Sonntag haben mit diesem Thema allerdings nichts zu tun.

Die Wasserwach­t ist am See präsent. Dank des Einsatzes ihrer Mitglieder konnte schon vielen Menschen das Leben gerettet werden. Auch an diesem Sonntag war es ein Wasserwach­t-Mitglied, das vor dem eigentlich­en Dienst am Morgen die 80-jährige Augsburger­in mit an Land brachte und wiederbele­bte. Die Wasserwach­tstation ist an Samstagen von 13 bis 18 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 18 Uhr besetzt. Immer wieder werden Forderunge­n laut, die Dienstzeit­en auszuweite­n. Doch das ist nicht möglich. Dienst tun ehrenamtli­che Rettungssc­hwimmer und -schwimmeri­nnen. „Alle Aktivitäte­n, angefangen vom Wachdienst bis hin zur Betreuung des Jugendtrai­nings finden in unserer Freizeit statt“, erklärt die Organisati­on nach dem Unglücksfa­ll.

Ohnehin tun sich nach der Pandemie Wasserwach­t und DLRG teilweise schwer, genug Ehrenamtli­che zu finden. Michael Käser, Vorsitzend­er der Friedberge­r Wasserwach­t, sagt, voll wäre die Station mit fünf Personen besetzt, meist seien es aber nur drei oder vier.

In den vergangene­n Jahren gab es immer wieder Zwischenfä­lle

Newspapers in German

Newspapers from Germany