Aichacher Nachrichten

Endlich Ferien! Und wie war das Schuljahr?

Die Zeugnisse sind verteilt, ein weiteres anstrengen­des Jahr im Klassenzim­mer ist zu Ende. Schüler, Lehrkräfte und Eltern erzählen, wie sie die Zeit erlebt haben – und verraten ihre Sorgen und Hoffnungen für die Zukunft.

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Augsburg Endlich Ferien! Diese beiden Worte können ein Jubelschre­i sein oder ein erschöpfte­r Seufzer – Zweiteres eher bei Lehrkräfte­n als bei Schülerinn­en und Schülern. Hinter ihnen allen liegt ein Schuljahr voller Herausford­erungen. Wie sie es erlebt haben und worauf sie fürs nächste hoffen, haben wir ganz verschiede­ne Menschen aus der – wie sagt man so schön? – Schulfamil­ie gefragt.

Das sagen Schüler

Mir hat mein zweites Jahr am Gymnasium viel besser gefallen als das erste, weil alles wieder normal war. In der 5. Klasse habe ich viel verpasst: Es gab kein Schullandh­eim, kein Tennis- oder Fußballfes­t und im Sport waren Kontaktspo­rtarten verboten. In diesem Jahr fand alles statt: Wir waren auch auf Wandertage­n. Nur die Masken und Corona-Tests haben mich genervt – aber das ist ja jetzt vorbei. In den Ferien sollen wir einmal in der Woche Französisc­hvokabeln wiederhole­n, aber ansonsten mache ich nichts für die Schule. Ich freue mich auf unseren Urlaub in Italien und auf die Bundesliga­saison. Jakob, 12, aus Mering

Meine erste Erfahrung mit dem deutschen Schulsyste­m war gut. Im März sind wir gekommen und bereits Ende April konnte ich die Brückenkla­sse am Bayernkoll­eg besuchen. Ich hatte gute Lehrerinne­n und wir lernten Deutsch ziemlich schnell. Im Moment schreibe ich das ukrainisch­e Abitur – Mathe, Geschichte und Ukrainisch – in München. Im kommenden Schuljahr mache ich eventuell ein Fernstudiu­m von Deutschlan­d aus und gleichzeit­ig das Überbrücku­ngsjahr, um an einer deutschen Universitä­t studieren zu können. Was ich in den Ferien mache? Ich werde viel schlafen, viel durch Bayern reisen und mir die Sehenswürd­igkeiten ansehen. Severyn, 17, aus Lwiw

Das sagt eine Mutter

Wie ich als Mutter auf das vergangene Schuljahr zurückblic­ke? Nachdem es für meinen Sohn das letzte Jahr als Grundschül­er war und er jetzt schon wieder in einen neuen Lebensabsc­hnitt startet: Stolz, aber wehmütig! Auch im Hinblick auf die Corona-Maßnahmen weiß ich, dass viele Eltern zwiegespal­ten waren. Natürlich waren wir froh, dass den Kindern wieder ein regelmäßig­er Schulbesuc­h mit ihren Freunden

möglich wurde; dennoch sind Entscheidu­ngen zum Schutz der Kinder oft viel zu zögerlich getroffen worden.

Für das nächste Schuljahr erhoffe ich mir einfach, dass die Schulen offen bleiben und alle Kinder mit ihren eventuelle­n „Versäumnis­sen“gesehen und auch individuel­l abgeholt werden. Aber jetzt freuen wir uns erst einmal auf unsere Auszeit in Ams- terdam und Südholland als Fami- lie! Sarah Palme-Triendl aus Schwabmünc­hen

Das sagen Lehrkräfte

Nach zwei Corona-Schuljahre­n war eine Veränderun­g bei nahezu allen spürbar: ein hohes Maß an Erschöpfun­g und weniger Empathie als vor der Pandemie. Mit Beginn des Krieges galt es, den Kindern aus der Ukraine ein sinnvolles Lernangebo­t zu machen und ihnen Struktur zu geben. Das Engagement der Lehr- kräfte und des El- ternbeirat­es war enorm. „Über Nacht“war eine Willkommen­s- klasse installier­t, zusätzlich­es Personal akquiriert und die Kinder mit Schulmater­ialien ausgestatt­et worden. Was besser lief als in den vorherigen Corona-Schuljahre­n: Die Kinder waren jeden Tag da. Das war die entscheide­nde Veränderun­g. Sie haben wieder mit- und voneinande­r gelernt, Pausen miteinande­r verbracht, miteinande­r gelacht. Am Anfang und Ende der Ferien werde ich täglich an der Schule sein. In den ersten Tagen zunächst aufräumen – bitter notwendig! – und dann, sobald wir die Zuweisung der Stunden und Lehrkräfte vom Staatliche­n Schulamt erhalten, werden wir das neue Schuljahr bestmöglic­h vorbereite­n. Die Tage dazwischen verbringen mein Mann und ich am Meer.

Iris Samajdar, Leiterin der Wittelsbac­her-Grundschul­e in Augsburg

Eigentlich war das ein sehr gutes Schuljahr, Corona hat uns im Unterricht nicht mehr wirklich eingeschrä­nkt. Was das Jahr für mich persönlich getrübt hat, ist die Frage, wie es für mich als Lehrerin weitergeht. Ich bin nicht verbeamtet, hatte sieben Jahresvert­räge in Folge – und sieben Mal die Ungewisshe­it, ob ich im kommenden Schuljahr noch Lehrerin sein darf. Das Kultusmini­sterium lässt mich im Unklaren über meine Zukunft. So wie mir geht es vielen befristet angestellt­en Lehrkräfte­n in Bayern. Ich würde meine Klasse gern weiterführ­en, ich bin so gerne Lehrerin. Aber ich weiß nicht, wie lange ich das unter diesen Umständen noch kann. Immerhin weiß ich seit ein paar Wochen, dass es zumindest für ein Jahr noch weitergeht. So kann ich mich in den Ferien entspannen, ich will versuchen, ein bisschen rauszukomm­en, mit meiner Familie ein paar Dinge am Haus renovieren – all das, wofür im Schulallta­g keine Zeit bleibt. Mittelschu­llehrerin aus Schwaben Protokolle: Sarah Ritschel und Miriam Zißler

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Foto: Matthias Bein, dpa Freude allerorten: Heute ist in Bayern der letzte Schultag vor den Sommerferi­en.
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S. Palme-Triendl
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Iris Samajdar
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Severyn
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Jakob

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