Aichacher Nachrichten

Beim Schutz des Donaumoose­s drängt die Zeit

Wie steht es um die Wiedervern­ässung des Donaumoose­s bei der Schorner Röste in Pöttmes? Die Interessen sind unterschie­dlich.

- Von Inge von Wenczowski

Pöttmes Wie ist der aktuelle Stand beim Projekt Schorner Röste und der Wiedervern­ässung des Donaumoose­s? Um den Bürgern und Bürgerinne­n Einblicke in die momentane Sachlage zu gewähren, fand am Mittwochab­end im Pöttmeser Kultursaal auf Wunsch der Gemeindeve­rtreterinn­en und -vertreter ein Vortrag zu diesem Thema statt. Dabei wurde erneut deutlich: Die Zeit drängt.

Als Referenten geladen waren Michael Hafner für den Donaumoos-Zweckverba­nd, Sebastian Rudischer vom Bayerische­n Landesamt für Umwelt und Julius Schreiner als Vertreter des Wasserwirt­schaftsamt­es, die dem zahlreich erschienen­en Publikum die aktuellen Erkenntnis­se vorstellte­n.

Noch vor 200 Jahren hatte das Donaumoos eine Ausdehnung von 18.000 Hektar. Durch intensive Landwirtsc­haft und Besiedelun­g schrumpfte die Fläche auf 13.000

Hektar und sackte um drei Meter ab. Diese Entwicklun­g muss gestoppt werden. Bürgermeis­ter Mirko Ketz sagte, dass die Zeit angesichts der zunehmende­n Klimaverän­derungen drängt: „Aus unserer Sicht darf es da keine Verzögerun­g mehr geben“, meinte er.

Der Geschäftss­tellenleit­er des Donaumoos-Zweckverba­ndes Hafner erläuterte, Ziel sei es, das Donaumoos als Siedlungs-, Wirtschaft­sund Kulturraum zu erhalten. Zugleich solle der Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenar­ten geschützt werden. Das könne aber nur gemeinsam mit den Menschen vor Ort gelingen. Vor allem auch die Milchprodu­zenten, die es in der Region gibt, dürften nicht aus den Augen verloren werden. Daher sollen Betriebsst­rukturen analysiert und die Wünsche der Landwirte vor Ort beachtet werden. Hafner sagte: „Es ist wichtig, das zu berücksich­tigen, denn ein Landwirt kann nicht von heute auf morgen alles umstellen.“Er bezeichnet­e es als äußerst wichtig, das weitere Vorgehen wissenscha­ftlich

zu begleiten, und Möglichkei­ten wie Öko-Konten, Bio-Siegel oder Ähnliches zu bieten.

Zudem sollen den Landwirten Alternativ­en zur konvention­ellen Landwirtsc­haft geboten werden. Sogenannte Paludikult­uren können beispielsw­eise enorm zum Erhalt der Moore beitragen. Sie können zur Energiegew­innung ebenso wie als Baumateria­l oder Dünger verwendet werden. Daher ist eines der Ziele, diese Pflanzen – zum Beispiel Schilf oder Seggen – vermehrt einzusetze­n,

aber auch Vermarktun­gsmöglichk­eiten zu bieten. Grundankau­f, Grundtausc­h oder auch Entschädig­ungen für Grundeigen­tümer sind ein weiteres Mittel, dem Ziel der Renaturier­ung näherzukom­men. Konkrete Angebote an die Grundeigen­tümer und Eigentümer­innen werden derzeit in verschiede­nen Arbeitskre­isen ausgearbei­tet.

Sebastian Rudischer vom Landesamt für Umwelt stellte die Erkenntnis­se aus der Demonstrat­ionsfläche „Schorner Röste“genauer vor. Primäres Ziel sei es, die Biodiversi­tät in den bayerische­n Mooren zu stärken, erklärte Rudischer. Die drei wichtigste­n Bausteine sind demnach das Wassermana­gement, die Nutzung der Moore und die Öffentlich­keit.

Das Projekt „Schorner Röste“wurde 2016 von der Unteren Naturschut­zbehörde initiiert. Sie umfasst etwa 340 Hektar, davon besteht etwa die Hälfte aus Moorfläche­n zwischen Pöttmes und Schorn oder Walda und Schainbach. Eine Machbarkei­tsstudie im selben Jahr hatte ergeben, dass sich das Gebiet wegen seiner noch vorhandene­n Torfmächti­gkeit und Struktur gut für Maßnahmen zur Wiedervern­ässung eignet. Die Stadtgüter München haben eine Grünlandfl­äche zur Verfügung gestellt, auf der mehrere Messstelle­n angebracht wurden. Zudem wurde die Torfstrukt­ur genau analysiert. Die über die Jahre gewonnenen Erkenntnis­se sind nun Grundlage für derartige Maßnahmen, die auch auf andere Bereiche übertragen werden können. Anhand

der gewonnenen Messdaten wird das weitere Vorgehen geplant.

Dass Modelle des Donaumoose­s bei den Renaturier­ungsplänen äußerst wichtig sind, erklärte im Anschluss Julius Schreiner vom Wasserwirt­schaftsamt Ingolstadt. Diese Modelle beinhalten unter anderem Gräben, Wasserpege­l und Flächennut­zung und lassen gute Aussagen darüber zu, wo eine Renaturier­ungsmaßnah­me sinnvoll ist und wie diese gestaltet sein müsste.

Am Ende der Veranstalt­ung hatten die Anwesenden die Möglichkei­t, Fragen an die Experten zu stellen. Besonderes Interesse wurde dabei an der Haltung von Wasserbüff­eln gezeigt, aber auch die Angst vor Überschwem­mungen und einer Mückenplag­e wurde angesproch­en. All diese Themen werden in Arbeitsgru­ppen aufgenomme­n, um die Interessen aller Beteiligte­n möglichst zu wahren. Ketz betonte am Ende nochmals, dass alle Maßnahmen auf Freiwillig­keit beruhen müssten und dass auf die Einsicht der Betroffene­n gesetzt werde.

 ?? Foto: Stefan Janda ?? Die Schorner Röste ist ein Teil des Donaumoose­s. In Pöttmes wurde nun erneut über die Wiedervern­ässung diskutiert.
Foto: Stefan Janda Die Schorner Röste ist ein Teil des Donaumoose­s. In Pöttmes wurde nun erneut über die Wiedervern­ässung diskutiert.

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