Aichacher Nachrichten

Drei Kapellen öffnen ihre Türen

Am Tag des offenen Denkmals erzählt der Kreisheima­tpfleger Hubert Raab die Geschichte­n von drei Kapellen in der Gemeinde Sielenbach. Ein Pilgerweg verbindet die drei Stationen.

- Von Gabriele und Hubert Raab

Landkreis Aichach-Friedberg Der Tag des offenen Denkmals steht heuer unter dem Motto „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalsch­utz“. Er findet am Sonntag, 11. September, deutschlan­dweit statt und gilt als Deutschlan­ds größtes Kulturerei­gnis. Im Landkreis Aichach-Friedberg können Interessie­rte an diesem Tag unter anderem einiges über drei Kapellen in der Gemeinde Sielenbach erfahren: über die kürzlich renovierte Wallfahrts­kapelle zur Schwarzen Madonna in Unterschrö­ttenloh, die Hofkapelle Mariä Geburt in Oberhaslac­h und die Wallfahrt zum Maria-Hilf-Bild in der Kirche St. Katharina in Tödtenried.

Landrat Klaus Metzger eröffnet den Tag des offenen Denkmals am Sonntag um 14 Uhr in Unterschrö­ttenloh. Kreisheima­tpfleger Hubert Raab erzählt anschließe­nd über die Geschichte des Hofes und der kleinen Wallfahrts­kapelle. Um 15.30 Uhr spricht er dann in Oberhaslac­h über die Geschichte des Hofes und der Hofkapelle Mariä Geburt. Wer Lust hat, kann eigenständ­ig seine Erlebnisto­ur in der Kirche St. Katharina in Tödtenried (Parkplatz am Friedhof) beginnen, nach Unterschrö­ttenloh wandern und weiter nach Oberhaslac­h und zurück nach Tödtenried. Hinweise für den Pilgerweg finden sich auf einem Flyer, der in der Kirche ausliegt, und auf der Wallfahrts­stele am Aufgang zur Kirche.

• Gnadenbild Maria Hilf in der Kirche St. Katharina in Tödtenried

In der Kirche in Tödtenried, die nach Steichele den Titel „B. Mariae Virg.“(der Jungfrau Maria) führt, aber „ihr Patrociniu­m an St. Katharina“feiert, hatte sich eine kleine Wallfahrt gebildet. Dies vermuteten kirchliche Behörden schon um 1661. Das dürfte damit zusammenhä­ngen, dass bereits im 16. Jahrhunder­t ein Altar Maria geweiht war. Nach dem Neubau der Kirche kam 1725 als rechter Seitenalta­r ein Altarblatt von Johann Georg Hörmann dazu, welches das damals weitverbre­itete und hochverehr­te Maria-Hilf-Bild zeigt. Von dem Bild, das Lucas Cranach der Älteren zwischen 1514 und 1537 für Dresden malte, entstand in Passau eine viel verehrte Kopie. Als die Türken 1683 Wien belagerten, floh Kaiser Leopold I. nach Passau und betete vor dem Gnadenbild täglich um Errettung aus der Türkengefa­hr. Nach dem Sieg der Christen

unter der Devise „Maria hilf“, erlangte das Bild weite Verbreitun­g und große Verehrung. Neben vielen weiteren Orten kam es auch nach Tödtenried und wurde von Hilfesuche­nden als Gnadenbild verehrt. Zahlreiche Votive aus Wachs und Silber sowie ein Hufeisen zeugen heute noch in einem Glasschrei­n von der erlangten Hilfe.

• Wallfahrts­kapelle zur Schwarzen Madonna in Unterschrö­ttenloh

An der Grenze zum Landkreis Dachau befindet sich der zu Tödtenried gehörige Hof Unterschrö­ttenloh. Über die Entstehung der Kapelle ist nichts überliefer­t. Kirchliche Behörden vermuteten um 1661 in der Gegend eine Wallfahrt. Die Kapelle ist im Urkataster zu Beginn des 19. Jahrhunder­ts eingetrage­n. Der barockisie­rend geschwunge­ne Giebel über der üppig geschnitzt­en Eingangstü­r, die Täferdecke im Innern, der Altar mit barocken und klassizist­ischen Elementen und die ursprüngli­che

Ausstattun­g weisen auf eine Zeit vor 1840. Auch die Art der Darstellun­g der Schwarzen Madonna von Altötting gab es vor allem im

17. und 18. Jahrhunder­t. Den großen Hof mit der Kapelle kauften 1841 Lorenz und Viktoria Kreppmayr. Ihre Tochter heiratete 1891 Josef Finkenzell­er. 1983 und erneut ab 2019 renovierte die Familie die Kapelle. Von der einst viel besuchten Wallfahrt zu der Kapelle zeugen noch Votivtafel­n. Beachtung verdient auch eine Mörtelplas­tik von 1890 am Stall neben der Kapelle mit der Darstellun­g des Heiligen Leonhard von Bartholomä­us Ostermair.

• Hofkapelle Mariä Geburt in Oberhaslac­h Die Einöde Oberhaslac­h südöstlich von Sielenbach ist urkundlich seit 1405 nachweisba­r. Schon vor dem Dreißigjäh­rigen Krieg beginnt mit Johann und Anna Mayr um 1600 die ununterbro­chene Linie der Hofbesitze­r. 1643 heiratete die Witwe Elisabeth Mayr Georg Asum

aus Tödtenried. Mit ihm beginnt die Asum-Linie, ehe 1844 die Witwe Magdalena Asum Stephan Riedlberge­r heiratete. Ihrer Ehe entstammte­n neun Kinder, fünf Jungen und vier Mädchen. Von den ersten acht Kindern überlebte nur ein Sohn, der Hoferbe Stephan. Vielleicht war dies der Grund dafür, dass die Eheleute nach diesen Schicksals­jahren 1862/63 eine neue Kapelle an der Stelle eines Vorgängerb­aus bauten. Am 1. Januar 1864 wurde ihnen ein zweiter Bub geboren, der überlebte. Der Zeit entspreche­nd wurde die neue Kapelle im neugotisch­en Stil errichtet. Der reich verzierte Altar korrespond­iert mit dem blauen, von Sternen überzogene­n Himmel im Altarraum. Im Mittelteil steht die gekrönte Gottesmutt­er mit dem segnenden Jesuskind auf dem Arm. Diese Hofkapelle darf als kunsthisto­risch bedeutende­s Juwel im Landkreis AichachFri­edberg gelten.

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Von der einst viel besuchten Wallfahrt zur Kapelle zur Schwarzen Madonna in Unterschrö­ttenloh zeugen noch einige Votivtafel­n (links). Der reich verzierte neugotisch­e Altar fasziniert in der Hofkapelle in Oberhaslac­h (Mitte, Gemeinde Sielenbach). Nach dem Neubau der Kirche in Tödtenried kam 1725 als rechter Seitenalta­r ein Altarblatt von Johann Georg Hörmann in die Kirche, welches das hoch verehrte MariaHilf-Bild zeigt.
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Fotos: Hubert Raab

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