Drei Kapellen öffnen ihre Türen
Am Tag des offenen Denkmals erzählt der Kreisheimatpfleger Hubert Raab die Geschichten von drei Kapellen in der Gemeinde Sielenbach. Ein Pilgerweg verbindet die drei Stationen.
Landkreis Aichach-Friedberg Der Tag des offenen Denkmals steht heuer unter dem Motto „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“. Er findet am Sonntag, 11. September, deutschlandweit statt und gilt als Deutschlands größtes Kulturereignis. Im Landkreis Aichach-Friedberg können Interessierte an diesem Tag unter anderem einiges über drei Kapellen in der Gemeinde Sielenbach erfahren: über die kürzlich renovierte Wallfahrtskapelle zur Schwarzen Madonna in Unterschröttenloh, die Hofkapelle Mariä Geburt in Oberhaslach und die Wallfahrt zum Maria-Hilf-Bild in der Kirche St. Katharina in Tödtenried.
Landrat Klaus Metzger eröffnet den Tag des offenen Denkmals am Sonntag um 14 Uhr in Unterschröttenloh. Kreisheimatpfleger Hubert Raab erzählt anschließend über die Geschichte des Hofes und der kleinen Wallfahrtskapelle. Um 15.30 Uhr spricht er dann in Oberhaslach über die Geschichte des Hofes und der Hofkapelle Mariä Geburt. Wer Lust hat, kann eigenständig seine Erlebnistour in der Kirche St. Katharina in Tödtenried (Parkplatz am Friedhof) beginnen, nach Unterschröttenloh wandern und weiter nach Oberhaslach und zurück nach Tödtenried. Hinweise für den Pilgerweg finden sich auf einem Flyer, der in der Kirche ausliegt, und auf der Wallfahrtsstele am Aufgang zur Kirche.
• Gnadenbild Maria Hilf in der Kirche St. Katharina in Tödtenried
In der Kirche in Tödtenried, die nach Steichele den Titel „B. Mariae Virg.“(der Jungfrau Maria) führt, aber „ihr Patrocinium an St. Katharina“feiert, hatte sich eine kleine Wallfahrt gebildet. Dies vermuteten kirchliche Behörden schon um 1661. Das dürfte damit zusammenhängen, dass bereits im 16. Jahrhundert ein Altar Maria geweiht war. Nach dem Neubau der Kirche kam 1725 als rechter Seitenaltar ein Altarblatt von Johann Georg Hörmann dazu, welches das damals weitverbreitete und hochverehrte Maria-Hilf-Bild zeigt. Von dem Bild, das Lucas Cranach der Älteren zwischen 1514 und 1537 für Dresden malte, entstand in Passau eine viel verehrte Kopie. Als die Türken 1683 Wien belagerten, floh Kaiser Leopold I. nach Passau und betete vor dem Gnadenbild täglich um Errettung aus der Türkengefahr. Nach dem Sieg der Christen
unter der Devise „Maria hilf“, erlangte das Bild weite Verbreitung und große Verehrung. Neben vielen weiteren Orten kam es auch nach Tödtenried und wurde von Hilfesuchenden als Gnadenbild verehrt. Zahlreiche Votive aus Wachs und Silber sowie ein Hufeisen zeugen heute noch in einem Glasschrein von der erlangten Hilfe.
• Wallfahrtskapelle zur Schwarzen Madonna in Unterschröttenloh
An der Grenze zum Landkreis Dachau befindet sich der zu Tödtenried gehörige Hof Unterschröttenloh. Über die Entstehung der Kapelle ist nichts überliefert. Kirchliche Behörden vermuteten um 1661 in der Gegend eine Wallfahrt. Die Kapelle ist im Urkataster zu Beginn des 19. Jahrhunderts eingetragen. Der barockisierend geschwungene Giebel über der üppig geschnitzten Eingangstür, die Täferdecke im Innern, der Altar mit barocken und klassizistischen Elementen und die ursprüngliche
Ausstattung weisen auf eine Zeit vor 1840. Auch die Art der Darstellung der Schwarzen Madonna von Altötting gab es vor allem im
17. und 18. Jahrhundert. Den großen Hof mit der Kapelle kauften 1841 Lorenz und Viktoria Kreppmayr. Ihre Tochter heiratete 1891 Josef Finkenzeller. 1983 und erneut ab 2019 renovierte die Familie die Kapelle. Von der einst viel besuchten Wallfahrt zu der Kapelle zeugen noch Votivtafeln. Beachtung verdient auch eine Mörtelplastik von 1890 am Stall neben der Kapelle mit der Darstellung des Heiligen Leonhard von Bartholomäus Ostermair.
• Hofkapelle Mariä Geburt in Oberhaslach Die Einöde Oberhaslach südöstlich von Sielenbach ist urkundlich seit 1405 nachweisbar. Schon vor dem Dreißigjährigen Krieg beginnt mit Johann und Anna Mayr um 1600 die ununterbrochene Linie der Hofbesitzer. 1643 heiratete die Witwe Elisabeth Mayr Georg Asum
aus Tödtenried. Mit ihm beginnt die Asum-Linie, ehe 1844 die Witwe Magdalena Asum Stephan Riedlberger heiratete. Ihrer Ehe entstammten neun Kinder, fünf Jungen und vier Mädchen. Von den ersten acht Kindern überlebte nur ein Sohn, der Hoferbe Stephan. Vielleicht war dies der Grund dafür, dass die Eheleute nach diesen Schicksalsjahren 1862/63 eine neue Kapelle an der Stelle eines Vorgängerbaus bauten. Am 1. Januar 1864 wurde ihnen ein zweiter Bub geboren, der überlebte. Der Zeit entsprechend wurde die neue Kapelle im neugotischen Stil errichtet. Der reich verzierte Altar korrespondiert mit dem blauen, von Sternen überzogenen Himmel im Altarraum. Im Mittelteil steht die gekrönte Gottesmutter mit dem segnenden Jesuskind auf dem Arm. Diese Hofkapelle darf als kunsthistorisch bedeutendes Juwel im Landkreis AichachFriedberg gelten.