Die Schallplatte dreht sich weiter
In den 1970er Jahren erlebte Dual als Hersteller von Plattenspielern seine goldenen Jahre. Auch heute hat die Marke noch einen guten Klang – und die zweite Insolvenz überlebt.
Die Geschichte der traditionsreichen Firma Dual bekommt ein neues Kapitel: Der Hersteller von Schallplattenspielern mit Sitz in Fuchstal bei Landsberg am Lech ist vorerst gerettet. Mitte November hatte das Unternehmen, das unter Musikfans einen gewissen Kultstatus genießt, Insolvenz anmelden müssen. Seither bangten die Beschäftigten um ihre Zukunft. Am Montag dann die Erlösung: Ein Investorenkonsortium hat Dual übernommen und wird den Betrieb langfristig fortsetzen, wie Insolvenzverwalter Christian Plail von der Kanzlei Schneider, Geiwitz & Partner mitteilte.
Hinter den neuen Besitzern steckt ein alter Bekannter, denn das Konsortium wird angeführt von Josef Zellner, der 2018 als geschäftsführender Gesellschafter bei Dual eingestiegen war und das Comeback der Marke mit dem klangvollen Namen vorangetrieben hatte – ehe die Kaufzurückhaltung der Kunden infolge von Inflation, Energiepreisschock und Krisenängsten Dual im vergangenen Herbst in die Zahlungsunfähigkeit stürzte.
„Wir konnten dank der Unterstützung unseres Teams und vieler Geschäftspartner das Weihnachtsgeschäft nutzen und so eine gute Grundlage für einen langfristigen Fortbestand sichern“, sagte der neue alte Geschäftsführer Zellner nach der Übernahme. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. In Zukunft will man sich noch stärker auf die Marke Dual und das ertragreiche Hi-FiSegment konzentrieren. Die Firma macht sich dabei den anhaltenden Retro-Trend zunutze. Viele Musikliebhaber setzen weiterhin auf Vinyl, und so könnte auch Dual eine
unternehmerische Langspielplatte bleiben.
Die Wurzeln der Firma reichen mehr als 120 Jahre zurück. Gegründet wurde sie einst im Schwarzwald, damals ging es noch um Uhren. Später kamen Grammofone hinzu, bis in den 30er Jahren der erste Plattenspieler aus dem Hause
Dual entwickelt wurde. Und diese Scheibe wurde ein Hit für das Unternehmen, das nach dem Zweiten Weltkrieg seine goldenen Jahre erlebte. Das Wirtschaftswunder und das Bedürfnis von Millionen Menschen nach Zerstreuung und Konsum lösten auch in der Musikbranche einen Boom aus.
Als führender deutscher Produzent von Plattenspielern beschäftigte Dual zeitweise etwa 3500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Heute sind es noch 16. Der Niedergang begann bereits Ende der 70er. Die Schallplatte bekam ihre ersten tiefen Kratzer, die besten Jahre des populären Tonträgers waren vorbei, zudem drängten japanische Elektronikriesen auf den europäischen Markt und machten den heimischen Herstellern das Leben schwer.
Die Folge: Im Jahr 1981 ging Dual erstmals das Geld aus. Nach der damaligen Insolvenz wechselte die Marke dann mehrfach den Eigentümer, gehörte zeitweise zum Kaufhausriesen Karstadt und den Schneider Rundfunkwerken in Türkheim (Kreis Unterallgäu).
Auch wenn die Geschäfte nicht mehr so gut liefen, behielt die Marke, die Ende der 80er Jahre sogar als Sponsor die Trikots des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 zierte, ihren guten Ruf. Schalke stieg in die zweite Liga ab und auch Dual konnte nicht mehr an die großen Erfolge vergangener Tage anknüpfen. Doch genau wie der Fußballverein aus dem Ruhrpott ist das mehrfach totgesagte Unternehmen immer wieder aufgestanden. Auch jetzt.
„Ich freue mich, dass wir so schnell eine stabile Fortführungslösung finden konnten“, sagte Insolvenzverwalter Plail und betonte: „Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass Dual einen guten Namen am Markt hat.“