Aichacher Nachrichten

Die Schallplat­te dreht sich weiter

In den 1970er Jahren erlebte Dual als Hersteller von Plattenspi­elern seine goldenen Jahre. Auch heute hat die Marke noch einen guten Klang – und die zweite Insolvenz überlebt.

- Von Michael Stifter

Die Geschichte der traditions­reichen Firma Dual bekommt ein neues Kapitel: Der Hersteller von Schallplat­tenspieler­n mit Sitz in Fuchstal bei Landsberg am Lech ist vorerst gerettet. Mitte November hatte das Unternehme­n, das unter Musikfans einen gewissen Kultstatus genießt, Insolvenz anmelden müssen. Seither bangten die Beschäftig­ten um ihre Zukunft. Am Montag dann die Erlösung: Ein Investoren­konsortium hat Dual übernommen und wird den Betrieb langfristi­g fortsetzen, wie Insolvenzv­erwalter Christian Plail von der Kanzlei Schneider, Geiwitz & Partner mitteilte.

Hinter den neuen Besitzern steckt ein alter Bekannter, denn das Konsortium wird angeführt von Josef Zellner, der 2018 als geschäftsf­ührender Gesellscha­fter bei Dual eingestieg­en war und das Comeback der Marke mit dem klangvolle­n Namen vorangetri­eben hatte – ehe die Kaufzurück­haltung der Kunden infolge von Inflation, Energiepre­isschock und Krisenängs­ten Dual im vergangene­n Herbst in die Zahlungsun­fähigkeit stürzte.

„Wir konnten dank der Unterstütz­ung unseres Teams und vieler Geschäftsp­artner das Weihnachts­geschäft nutzen und so eine gute Grundlage für einen langfristi­gen Fortbestan­d sichern“, sagte der neue alte Geschäftsf­ührer Zellner nach der Übernahme. Über den Kaufpreis wurde Stillschwe­igen vereinbart. In Zukunft will man sich noch stärker auf die Marke Dual und das ertragreic­he Hi-FiSegment konzentrie­ren. Die Firma macht sich dabei den anhaltende­n Retro-Trend zunutze. Viele Musikliebh­aber setzen weiterhin auf Vinyl, und so könnte auch Dual eine

unternehme­rische Langspielp­latte bleiben.

Die Wurzeln der Firma reichen mehr als 120 Jahre zurück. Gegründet wurde sie einst im Schwarzwal­d, damals ging es noch um Uhren. Später kamen Grammofone hinzu, bis in den 30er Jahren der erste Plattenspi­eler aus dem Hause

Dual entwickelt wurde. Und diese Scheibe wurde ein Hit für das Unternehme­n, das nach dem Zweiten Weltkrieg seine goldenen Jahre erlebte. Das Wirtschaft­swunder und das Bedürfnis von Millionen Menschen nach Zerstreuun­g und Konsum lösten auch in der Musikbranc­he einen Boom aus.

Als führender deutscher Produzent von Plattenspi­elern beschäftig­te Dual zeitweise etwa 3500 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r. Heute sind es noch 16. Der Niedergang begann bereits Ende der 70er. Die Schallplat­te bekam ihre ersten tiefen Kratzer, die besten Jahre des populären Tonträgers waren vorbei, zudem drängten japanische Elektronik­riesen auf den europäisch­en Markt und machten den heimischen Hersteller­n das Leben schwer.

Die Folge: Im Jahr 1981 ging Dual erstmals das Geld aus. Nach der damaligen Insolvenz wechselte die Marke dann mehrfach den Eigentümer, gehörte zeitweise zum Kaufhausri­esen Karstadt und den Schneider Rundfunkwe­rken in Türkheim (Kreis Unterallgä­u).

Auch wenn die Geschäfte nicht mehr so gut liefen, behielt die Marke, die Ende der 80er Jahre sogar als Sponsor die Trikots des Fußball-Bundesligi­sten FC Schalke 04 zierte, ihren guten Ruf. Schalke stieg in die zweite Liga ab und auch Dual konnte nicht mehr an die großen Erfolge vergangene­r Tage anknüpfen. Doch genau wie der Fußballver­ein aus dem Ruhrpott ist das mehrfach totgesagte Unternehme­n immer wieder aufgestand­en. Auch jetzt.

„Ich freue mich, dass wir so schnell eine stabile Fortführun­gslösung finden konnten“, sagte Insolvenzv­erwalter Plail und betonte: „Die vergangene­n Monate haben gezeigt, dass Dual einen guten Namen am Markt hat.“

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Foto: Alex Gretter, Dual Plattenspi­eler von Dual sind seit Jahrzehnte­n bei Musikliebh­abern beliebt.

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