Aichacher Nachrichten

Hohe Strafe für Dreifachmo­rd

Ein junger Mann hat am Starnberge­r See seinen Freund und dessen Eltern erschossen. Die Ermittler waren zunächst auf der völlig falschen Fährte. Nun ist das Urteil gefallen.

- (Sabine Dobel, dpa)

Im Prozess um den Dreifachmo­rd in Starnberg hat das Landgerich­t München II am Montag den Hauptangek­lagten zu 13 Jahren Jugendstra­fe verurteilt. Der Mitangekla­gte bekam acht Jahre und sechs Monate wegen einfachen Mordes. Dessen Verteidigu­ng kündigte umgehend an, in Revision zu gehen.

Das Gericht sah es nach rund anderthalb Jahren Verfahrens­dauer als erwiesen an, dass der inzwischen 22 Jahre alte Hauptangek­lagte im Januar 2020 seinen Freund und dessen Eltern erschossen hatte. Der Mann hatte vor einem Jahr ein umfassende­s Geständnis abgelegt. Er räumte auch ein, dass er durch die Morde an die Waffen kommen wollte, die sein Kumpel illegal besaß, um sie zu verkaufen. Der 21 Jahre alte Mitangekla­gte war nach Auffassung des Gerichts in die Planung des Mords eingeweiht und hatte den Haupttäter zum Tatort gefahren. Die beiden hätten Geldnöte gehabt, sagte die Vorsitzend­e Richterin Regina Holstein in der Urteilsbeg­ründung. Der Hauptangek­lagte

habe seine Opfer „regelrecht hingericht­et“.

Bei dem Mitangekla­gten stehe fest, „dass er das als Mittäter gemacht hat, er habe gewusst, dass der Sohn in der Nacht getötet werden sollte, wenn er schlafe, damit man an seine Waffen komme“. Die Richterin ging davon aus, dass ein Amoklauf des Opfers wirklich im

Raum gestanden hat. Der Hauptangek­lagte habe deshalb entschiede­n, dass die Tat nun sein müsse – einerseits, um Schlimmere­s zu verhindern, anderersei­ts, weil er ansonsten nicht mehr an die Waffen gekommen wäre.

Die Verteidigu­ng des Mittäters plant schon die Revision. Die Mittätersc­haft seines Mandanten sei seit seinem Plädoyer „nicht mehr haltbar“, sagte Rechtsanwa­lt Alexander Stevens kurz nach dem Urteil. Er begründet das damit, dass in einem Video vom Tatort die Tatwaffe zu sehen ist, die später in der Hand des getöteten Freundes gefunden wurde. Der Hauptangek­lagte sagt in dem Video, das seien die Waffen, die er gleich mitnehme. Daraus schließt Stevens, dass sein Mandant von dem Plan, es wie einen Selbstmord aussehen zu lassen, nichts gewusst haben kann.

Die Anklagebeh­örde hatte für die beiden Angeklagte­n hohe Jugendstra­fen wegen Mordes gefordert. Sie sprach sich in ihrem Plädoyer für jeweils 13 Jahre und sechs Monate Haft aus sowie den Vorbehalt der Sicherungs­verwahrung. Die Forderung war ungewöhnli­ch. Denn damit hatte die Staatsanwa­ltschaft für den 22 Jahre alten Deutschen, der die Tat zugegeben hatte, die gleiche Strafe verlangt wie für den 21-jährigen Slowaken, der am Tatort gar nicht anwesend war. Der Mitangekla­gte soll den Täter lediglich zum Tatort gefahren und abgeholt haben. Außerdem gilt im Jugendstra­frecht auch bei Mord eine Höchststra­fe von zehn Jahren. Werden Heranwachs­ende

zwischen 18 und 21 Jahren nach Jugendstra­frecht verurteilt, sind nur in seltenen Fällen bei Mord mit besonderer Schwere der Schuld bis zu 15 Jahren möglich.

Dennoch war auch der Anwalt des Hauptangek­lagten in seinem Plädoyer nur wenig unter der Forderung der Anklagebeh­örde geblieben. Er sprach sich für eine zwölfjähri­ge Haft für seinen Mandanten aus. Der Angeklagte selbst zeigte sich reuig. „Ich schließe mich meinen Anwälten an, ich wollte mich bei allen Angehörige­n entschuldi­gen, auch wenn ich weiß, dass meine Taten nicht zu entschuldi­gen sind“, sagte er am Montagvorm­ittag in seinem letzten Wort.

Die Verteidigu­ng des Mitangekla­gten hatte Freispruch vom Mordvorwur­f gefordert und räumte nur die Beteiligun­g an der Planung eines bewaffnete­n Raubüberfa­lls ein. Die Tat hatte auch deshalb Schlagzeil­en gemacht, weil die Ermittler zunächst davon ausgegange­n waren, der Sohn habe seine Eltern und dann sich selbst erschossen.

Der Mittäter geht auf jeden Fall in Revision

 ?? Foto: Lino Mirgeler, dpa ?? In diesem Haus in Starnberg geschah das Verbrechen in der Nacht zum 13. Januar 2020. Ein Ehepaar und dessen Sohn wurden tot aufgefunde­n. Zunächst waren die Ermittler davon ausgegange­n, dass der junge Mann seine Eltern und dann sich erschossen habe. Aber es war alles anders.
Foto: Lino Mirgeler, dpa In diesem Haus in Starnberg geschah das Verbrechen in der Nacht zum 13. Januar 2020. Ein Ehepaar und dessen Sohn wurden tot aufgefunde­n. Zunächst waren die Ermittler davon ausgegange­n, dass der junge Mann seine Eltern und dann sich erschossen habe. Aber es war alles anders.

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