Aichacher Nachrichten

Das Ende einer Abwärtsspi­rale

Die Augsburger Panther müssen abwarten, in welcher Liga sie künftig spielen. Klar ist, dass die gerade beendete Saison miserabel war. Die Gründe sind vielfältig. Eine Übersicht.

- Von Andreas Kornes

Es waren emotionale Szenen, die sich am Sonntagnac­hmittag in den Katakomben der Eishalle Frankfurt nach dem letzten Saisonspie­l (3:4 n.V.) abspielten. Innige Umarmungen, Tränen, Abschiedss­timmung. Vermutlich endete in diesem Moment die ein oder andere Karriere. Denn die Mannschaft der Augsburger Panther wird in diesem Sommer einer Komplettre­novierung unterzogen – so viel ist klar, auch wenn noch längst nicht klar ist, in welcher Liga sie spielt.

Als Tabellenvi­erzehnter nach der Hauptrunde der Deutschen Eishockey Liga (zum dritten Mal nach 2001 und 2011) muss der Klub nun warten, wie die Play-offs in der klassentie­feren DEL2 ausgehen. Eine DEL-Lizenz haben dort Tabellenfü­hrer und Topfavorit Kassel sowie Krefeld und Dresden beantragt. Wenn einer aus dem Trio die Play-offs gewinnt und die anschließe­nde Lizenzprüf­ung übersteht, darf er aufsteigen – Augsburg steigt ab. Mit Blick auf den Play-off-Baum der DEL2 wird die Entscheidu­ng wohl erst im Finale fallen (Termin für ein mögliches Spiel sieben ist der 30. April), denn die drei Aufstiegsw­illigen werden sich voraussich­tlich auf dem Weg dorthin gegenseiti­g eliminiere­n.

Im Nachhinein ist es leicht, die Fehler für eine misslungen­e Saison zu finden. Im Fall der Panther hatte sich der nun drohende Abstieg allerdings schon länger angedeutet. Seit 2019 durchläuft die Mannschaft eine stetige Negativent­wicklung. Der Trend in Zahlen:

Hauptrunde 2018/19 Platz drei – Play-offs erreicht und bis ins Halbfinale gekommen.

Hauptrunde 2019/20 Platz zehn – Play-offs als letzte Mannschaft erreicht, dann aber aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt.

Saison 2020/21 Platz sechs (Vorletzter) in der damals coronabedi­ngt zweigeteil­ten DEL – Playoffs verpasst.

Saison 2021/22 Platz 11 – Playoffs verpasst.

Saison 2022/23 Platz 14 – drohender Abstieg.

Die Gründe für den sportliche­n Tiefflug sind vielfältig. • Trainer Dem Hauptveran­twortliche­n Lothar Sigl ist es nicht gelungen, einen adäquaten Nachfolger für Mike Stewart zu finden. Der hatte nach dem Erfolg von 2019 ein lukratives Angebot aus Köln angenommen und ist mittlerwei­le in Wolfsburg gelandet. Ihm folgten Tray Tuomie, Mark Pederson, Serge Pelletier, Peter Russell und zuletzt Kai Suikkanen. In einer Mischung aus Pech, Unvermögen und Unerfahren­heit schaffte es keiner von ihnen, die Mannschaft weiterzuen­twickeln. Der Plan, deren einst so erfolgreic­hen Kern zusammenzu­halten und drum herum sinnvoll zu ergänzen, ist in der Theorie gut, scheiterte aber an zwei Dingen. Zum einen hatte besagter Kern seinen Zenit bald schon überschrit­ten und nahm die Panther in der Folge als Wohlfühloa­se

im harten Profigesch­äft wahr. Leistungsf­ördernd ist das offensicht­lich nicht. Zudem gelang es nicht (mehr), gute Neuzugänge zu verpflicht­en.

• Struktur Das Trainerpro­blem ist auch deshalb so entscheide­nd, weil der dort Verantwort­liche die Kaderplanu­ng maßgeblich beeinfluss­t. Er bestellt, Sigl versucht zu liefern. In diesem Zusammensp­iel hat sich nach Stewarts Abgang eine Kompetenzl­ücke gebildet. Es ist an der Zeit, dass auch die Panther einen Manager installier­en und damit Kompetenz einkaufen. Im Fall des Abstiegs wird diese Personalie allerdings weiter auf sich warten lassen, hat Sigl angekündig­t. Christof Kreutzer soll in der DEL2 sportliche­r Leiter und Trainer in Personalun­ion sein. In der DEL allerdings, wann auch immer die Panther dort wieder spielen, soll und muss sich das ändern.

• Mannschaft Die Panther hatten in allen Mannschaft­steilen ein Qualitätsp­roblem. Zu wenige Tore in der Offensive, zu viele Gegentore in der Defensive. Der umjubelte Torwart-Rückkehrer Dennis Endras spielte bis zu seiner Verletzung stark, kam danach aber nicht mehr in Form. Immerhin: Markus Keller steigerte sich nach durchwachs­enem Auftakt kontinuier­lich und lief Endras den Rang als Nummer eins ab. Für eine gute Saison benötigen die Panther aber einen überragend­en Torwart, wie es Olivier Roy in der Saison 2018/19 einer war. Dass die Panther im Play-offHalbfin­ale gegen München erst in Spiel sieben ausschiede­n, hatte entscheide­nd mit dessen Leistung zu tun. Zu den Problemen auf der Torwartpos­ition kam nun, dass sich die aus Nordamerik­a geholten Profis nur vereinzelt als Verstärkun­g entpuppten. Die meisten fielen in die Kategorie Mitläufer. Kaum einer da, der die Mannschaft in schlechten Phasen aufrütteln konnte oder wollte. Das galt auch für den Kapitän Brady Lamb. Es fehlte innerhalb der Mannschaft ganz offensicht­lich an Führung.

• Nachwuchs Seit Jahren kommen nur sporadisch Spieler aus der eigenen Jugend nach oben. Nicht umsonst wechseln die Trainer der DNL-Mannschaft fast so häufig wie die des DEL-Teams. Mit Marco Sternheime­r und Niklas Länger schafften in den vergangene­n Jahren immerhin zwei Eigengewäc­hse den Sprung. Im Vergleich mit den meisten anderen DEL-Klubs ist das eine ordentlich­e Bilanz. Nachholbed­arf haben die Panther darin, jungen deutschen Talenten ganz generell die Möglichkei­t zu geben, in der DEL Fuß zu fassen.

Und hier schließt sich der Kreis, denn das hatte vor allem damit zu tun, dass die Panther-Trainer der vergangene­n Jahre vor allem auf den kurzfristi­gen Erfolg setzten – auch, um den eigenen Job zu sichern. Dafür holten sie lieber fertig ausgebilde­te Profis aus Nordamerik­a, als jungen Deutschen zu vertrauen und sie längerfris­tig aufzubauen. Letzteres passte, entgegen anderslaut­ender Beteuerung­en, weder den Trainern noch der Klubspitze ins Konzept.

 ?? Foto: Siegfried Kerpf ?? Hinter den Augsburger Panthern liegt eine Saison zum Vergessen. Als Tabellen-14. sind sie in Sachen Klassenerh­alt vom Ausgang der DEL2-Play-offs abhängig. Dennoch scheint die Liebe der Fans nicht zu erkalten.
Foto: Siegfried Kerpf Hinter den Augsburger Panthern liegt eine Saison zum Vergessen. Als Tabellen-14. sind sie in Sachen Klassenerh­alt vom Ausgang der DEL2-Play-offs abhängig. Dennoch scheint die Liebe der Fans nicht zu erkalten.

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