Aichacher Nachrichten

Mehr Einblick hinter die politische­n Kulissen?

Kultur fördern, aber mit offenen Karten: Die bayerische Landtagsfr­aktion der Grünen fordert einen Kulturentw­icklungspl­an für den Freistaat – wie in anderen Bundesländ­ern bereits geschehen.

- Von Veronika Lintner

Wenn Sanne Kurz beschreibt, wie der Freistaat Bayern die Kultur im Land fördert, dann klingt das nach verstaubte­n bis nebligen Verhältnis­sen. „Das ist eine Politik nach Gutsherren­art“, sagt die Landtagsab­geordnete von Bündnis 90/ Die Grünen, „da werden oft Gelder verteilt an die, die am lautesten schreien.“In der Kulturförd­erung des Landes fehle einnachvol­lziehbarer, langfristi­ger Plan. Aus ihrer Sicht mangelt es auch an Transparen­z, an der Möglichkei­t, sich einen Überblick darüber zu verschaffe­n, wohin die Fördergeld­er fließen.

So wirbt Kurz für ein Zukunftsko­nzept, das schwarz auf weiß für jeden einsehbar sein soll. Der Entwurf der Grünen-Landtagsfr­aktion

trägt den Titel „Kulturstaa­t Bayern 2030“und baut auf zwei Säulen. Da wäre als Basis die konkrete Vision, das Ziel, oder trockener: überhaupt ein Landesentw­icklungspl­an für Kultur. Steht dieser Plan, soll die Regierung regelmäßig Bericht erstatten – darüber, wer was und in welcher Höhe fördert. Diese Idee hat die Opposition­spolitiker­in, die selbst Filmemache­rin ist, jetzt der Presse vorgestell­t. Eine Idee, an der die Grünen seit 2022 arbeiten.

Kulturbaus­telle München: Der Plan, ein neues Konzerthau­s in der Landeshaup­tstadt zu bauen, steckt in der Sackgasse, in einer Denkpause von Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU). Der Patient Gasteig wartet indessen auf seine Sanierung, und da wären die anderen viel diskutiert­en Bauprojekt­e wie das Biotopia Museum, Kostenpunk­t

200 Millionen Euro. Aktuelle Großbauste­llen – neben unzähligen weiteren. Wie viel Förderung erhält die freie Künstlersz­ene? Wie steht es um die Filmbranch­e? Und da wäre ja auch noch der ganze, weitere Rest der bayerische­n Landkarte mit seinen Museen, Landesthea­tern und mehr?

Da setzt der Plan der Grünen laut Kurz an. „Es soll klarer werden: Fließt das Geld in die Kulturverm­ittlung? In die Bauten? Welche Richtlinie­n gelten dabei?“Hinzu kommt die Vielzahl an Fördertöpf­en. Insgesamt acht verschiede­ne Ministerie­n stellen Fördergeld­er für die Kultur bereit, laut Kurz. Auch solche bürokratis­chen, verzweigte­n Strukturen kritisiert sie. Denn die harten Zeiten scheinen für viele im Kulturbetr­ieb anzudauern. Im Antrag zum Landesentw­icklungsko­nzept fällt auch –

wieder, immer noch – das Stichwort Corona. In der Pandemie wurde geholfen, gefördert, aber: „Vielerorts hat sich die Situation dennoch drastisch verschlech­tert.“

Kurz stellt eine Diagnose: „Das Vertrauen der Bürger in die öffentlich­e Hand leidet unter dieser Politik.“Und Christian Steinau geht noch einen Schritt weiter: „Die Zukunftsfä­higkeit ist gefährdet“, sagt der Forscher von der Münchner Ludwig-Maximilian­s-Universitä­t, der für den Verein Kulturpoli­tische Gesellscha­ft arbeitet und den Entwurf kommentier­t: „Es geht um die Akzeptanz von Kulturförd­erung in der Bevölkerun­g.“

Fakt ist, dass sieben andere Bundesländ­er schon so einen Entwicklun­gsplan für die Kultur eingeführt haben, darunter BadenWürtt­emberg, Thüringen, Rheinland-Pfalz. 2007 hatte eine Enquetekom­mission im Bundestag – Titel: „Kultur in Deutschlan­d“– den Ländern empfohlen, einen konkreten Plan mit Weitsicht für Kulturförd­erung zu formuliere­n.

Schon in einem Antrag der Grünen-Fraktion vom April 2022, angeführt von Katharina Schulze und Ludwig Hartmann, stand das Ziel geschriebe­n: „Die Staatsregi­erung wird aufgeforde­rt, dem Landtag bis Ende September 2022 ein Landesentw­icklungsko­nzept vorzulegen“. Sie pochen weiter darauf. Die Kulturförd­erung brauche mehr als nur eine grobe Leitlinie, so wie sie bereits vorliege, sagt Kurz.

Eine breite Debatte soll die Basis für das Konzept schaffen. Am Runden Tisch sollen die Ministerie­n diskutiere­n, aber auch staatliche Museen und Theater, zudem die die freie Szene, das Ehrenamt, die Wissenscha­ft und – das Publikum. Könnte diese Offenheit nicht noch schärfere Verteilung­sdebatten auslösen? Kurz sagt, das liege in der Natur der Demokratie. 13 Millionen Einwohner und Einwohneri­nnen zählt Bayern, „13 Millionen sollten gemeinsam überlegen“.

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Entwurf: Das Münchner Konzerthau­s. Foto: Cukrowicz Nachbaur Architekte­n, dpa

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