Warum Schmetterlinge immer schwerer überleben
Aktuell werden viele Sträucher aus privaten Forsten in Stadt und Land geschnitten. Das hat fatale Folgen für Zitronenfalter und andere Arten. Ein Naturforscher schlägt Alarm.
Georg Stiegel freut sich schon darauf, wenn sie bald wieder fliegen: Zitronenfalter, Schillerfalter und andere schöne, bunte und interessante heimische Schmetterlinge. Doch den Augsburger treibt auch eine große Sorge um. Viele Schmetterlingsarten tun sich auf Dauer immer schwerer, zu überleben. Als Stiegel kürzlich im Augsburger Norden unterwegs war, entdeckte er einen Grund, warum das so ist, und beschloss zu handeln.
Der Augsburger Hobbynaturforscher hat sich im Bereich der Westlichen Wälder umgeschaut. Was er dort entdeckte, hat ihn alarmiert. In privaten Forsten sah er große Haufen von frisch geschnittenen Sträuchern. Die Weichgehölze seien wahrscheinlich entfernt worden, um die Wege und Randstreifen freizumachen, sagt Stiegel. Klar sei, dass der Wald gepflegt werden müsse. „Man braucht aber auch Areale, wo sich die Natur entwickeln kann.“
Der Augsburger sagt, dass es bundesweit einen Trend gibt, den Wald so zu pflegen, dass er sauber und aufgeräumt wirkt. Um Sträucher wegzuschneiden, werden nach seinen Angaben spezielle Maschinen eingesetzt. Die Kehrseite dieser Entwicklung sei, dass bestimmten Schmetterlingen im Wald ein Lebensraum verloren geht, an dem sich Eier und Raupen entwickeln können. Als ein Beispiel für das Problem sieht Stiegler den Zitronenfalter. Diesen gelben
Schmetterling kennt jeder. Er überwintert im Wald und beginnt im März wieder herumzufliegen. Viele Menschen wissen nicht, dass die Raupen dieses Schmetterlings die Blätter von Faulbaum und Kreuzdorn fressen. „Kreuzdorn gibt es bei uns nicht so oft, Faulbaum wächst an vielen Stellen in unseren Wäldern. Wenn es diese Pflanzen nicht mehr gibt, gibt es diesen Schmetterling auch nicht mehr“, sagt Stiegler.
Der Augsburger nennt noch weitere betroffene Arten, deren Eier und Raupen bestimmte Bäume und Sträucher brauchen. An Weißdorn leben die Raupen des Baumweißlings. An Salweide findet man die Raupe des Großen Schillerfalters, die Raupe des Kleinen Schillerfalters braucht wiederum Zitterpappel als Futterpflanze. „Man sollte ihnen ihre Lebensgrundlage nicht entziehen“, appelliert er. Das Problem sei, dass nicht alle Waldbesitzer oder Waldpächter
darüber informiert seien, an welchen Weichhölzern Schmetterlingsarten leben. Weichhölzer würden auch keinen wirtschaftlichen Ertrag bringen, seien aber für die betroffenen Schmetterlinge überlebenswichtig.
Der Hobbyforscher hat ein neues Informationsblatt erstellt, das auf der Homepage des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schwaben unter www.nwvschwaben.de/Entomologie/Aktuelles abgerufen werden kann. Auch private Gartenbesitzer in Stadt und Umland können einiges tun, damit Schmetterlinge genügend Futter finden, sagt er. Ideal seien Nektarpflanzen wie Blaukissen oder Sommerflieder. Dann kann man die schönen Falter auch daheim beobachten.