Kochen verdient Respekt und einen fairen Lohn
Henssler, Lafer, Lichter, Mälzer oder Sarah Wiener: Die Liste der in Deutschland bekannten Fernsehköche ist lang. Kaum ein Berufsstand ist im Fernsehen derart prominent vertreten wie der des Kochs oder der Köchin. Bei all diesen, meist strahlenden Vorbildern verwundert es, dass hierzulande kaum mehr jemand diesen Beruf erlernen will.
Kaspar Wagner, der Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands im Landkreis, ist sich sicher, dass Kochshows im Fernsehen kontraproduktiv für die Branche sind. Denn: Sie zeigen nicht, dass die Köche auch am Wochenende und an Feiertagen gefordert sind. Sie zeigen meist auch nicht, dass häufig unter Zeitdruck gearbeitet werden muss. Und dass nicht jeden Tag ein neues, einzigartiges Geschmackserlebnis entstehen kann. Sprich: Der vermittelte Arbeitsalltag ist in der Regel weit weg von dem in den Küchen im Wittelsbacher Land. Besuchsaktionen für Schülerinnen und Schüler wie jetzt in Rohrbach können helfen, ein realistisches Bild zu gewinnen.
Oft lassen sich nicht nur Bewerberinnen und Bewerber von der idealen TV-Welt blenden, auch viele Gäste in den Restaurants erwarten ein top angerichtetes, fantasievolles Traumessen, das in Windeseile serviert wird und sehr preisgünstig ist. Dabei sollte die Corona-Pandemie vielen Menschen gezeigt haben, dass es gar nicht so leicht ist, jeden Tag ein wohlschmeckendes Gericht auf den Tisch zu bringen. Manchmal musste da auch Mittelmaß reichen.
Natürlich wird in den meisten Lokalen im Wittelsbacher Land auf gutem oder gar hohem Niveau gekocht. Wenn das auch künftig so bleiben soll, brauchen die Gaststätten mehr Personal. Es ist schade, dass sich insbesondere nicht mehr junge Leute für den wertvollen Beruf des Kochs begeistern können. Idealerweise geht es bei ihm auch um den sorgsamen Umgang mit Lebensmitteln, Regionalität und Gesundheit.
Bestimmt gibt es viele Berufe mit höherer Bezahlung, besseren Arbeitszeiten und mehr Wertschätzung. Jeder Beruf hat gute und schlechte Seiten. Trotzdem müssen viele Arbeitgeber in der Gastro-Branche die Arbeitsbedingungen für ihre Mitarbeitenden verbessern. Vermutlich zu höheren Preisen für die Gäste. Doch auch das Personal muss bereit sein, für fairen Lohn hart und flexibel zu arbeiten. Diese Flexibilität – Stichwort Arbeitszeiten – darf es dann aber auch von den Chefs und Kunden erwarten.