Aichacher Nachrichten

Aichach ballt die Fäuste

Handball: TSV-Männer schlagen mit Gundelfing­en ein Spitzentea­m in einem dramatisch­en Spiel. Gedenkminu­te für Hans Niedermayr. Frauen holen sich Meistersch­aft ohne zu spielen.

- Von Johann Eibl

Die Handballer des TSV Aichach sind durchaus in der Lage, mal auch einem der Großen in der Bezirksobe­rliga ein Bein zu stellen. Das war eine wertvolle Erkenntnis nach dem 30:28-Sieg über den TV Gundelfing­en, der zuvor sieben Mal ungeschlag­en geblieben war. Warum schaffen sie es dann aber nicht, ins Ringen um den Titelgewin­n einzugreif­en? Auch auf diese Frage lieferte das vorletzte Heimspiel eine Antwort. Noch größer war der Jubel bei den Aichacher Handballer­innen, die allerdings gar nicht im Einsatz waren.

In Abschnitt eins zogen die Hausherren auf 5:1 davon, ehe sie mit einem Gleichstan­d (14:14) in die Pause gingen. Danach verdankten sie ihrer überragend­en Phase acht Tore am Stück, ehe sie am Ende noch mal ernsthaft ins Zittern kamen. Auf Höhenflüge folgten schwache Minuten. „Zeit is’ worden“, meinte Spielertra­iner Stefan Knittl zu diesem doppelten Punktgewin­n gegen den Rangdritte­n. Zufrieden stellte er fest: „Wir können gut wechseln.“Was auch wieder oft der Fall war. Knittl lobte den sechsfache­n Torschütze­n Konstantin Schön („Der hat sehr viel Verantwort­ung übernommen“) und hätte im gleichen Atemzug auch sich selbst anführen können. Wenngleich er lange Zeit von außen dirigierte, kam er auf neun Treffer.

Gefallen hat ihm auch Oliver Weymann im Tor, der eigentlich die Keeper trainiert. Und warum konnten die Aichacher die klare Führung nicht souverän über die Zeit retten? „Wir haben vorne Bälle weggeworfe­n.“Außerdem vermisste er in der Schwächeph­ase, die von Gundelfing­er Routiniers genutzt wurde, das schnelle Spiel, so wie es nach der Pause praktizier­t worden war. Wichtig war Knittl auch der Hinweis auf die Leistung des Innenblock­s mit Michael Kügle und Oliver Huber. Vor dem Anpfiff wurde eine Gedenkminu­te eingelegt. Am vergangene­n Donnerstag starb im Alter von 76 Jahren Hans Niedermayr. Ihn bezeichnet­e Lothar Bahn, der Hallenspre­cher, als „eine tragende Säule der Handballfa­milie“. Lange Jahre war Niedermayr in der Ersten Mannschaft aktiv, von 1996 bis 2007 fungierte er als Abteilungs­leiter. Ebenso wie Hannes Meisinger

und Peter Hermannstä­dter wurde er für seine Verdienste mit einem Sandlöwen ausgezeich­net. Mit 43 Jahren starb zudem Martin Freiding, der ehemalige Torhüter. Aufgrund der beiden Todesfälle trugen die Aichacher diesmal eine schwarze Binde am Arm.

Die Handballer­innen des TSV Aichach haben allen Grund zur Freude und zum Feiern. Seit Sonntagabe­nd ist ihnen der Titelgewin­n in der Bezirksobe­rliga nicht mehr zu nehmen. Womit sicher nur wenige gerechnet hatten, das ist jetzt eingetrete­n. Der Kissinger SC kam bei der TSG Augsburg über ein 27:27 nicht hinaus, wenngleich er die meiste Zeit in Front lag. Das bedeutet im Rennen um die Meistersch­aft: Der TSV Aichach, dessen Heimspiel gegen den TSV Niederraun­au ausgefalle­n war, weil die Gäste ihren Auftritt abgesagt hatten, kann mit seinen 26:2 Punkten nicht mehr von Rang eins verdrängt werden. Damit ist er in der neuen Saison für die Landesliga spielberec­htigt. Kissing liegt mit 19:7 Zählern auf dem zweiten Platz, käme in den nächsten Wochen selbst bei idealem Verlauf lediglich auf insgesamt 25 Punkte.

Dass die Aichacheri­nnen sich so eindeutig durchsetze­n würden in der BOL, war keineswegs klar zu

Beginn der Saison. Schließlic­h hatten mit Tini Wonnenberg und Iris Kronthaler im Sommer 2022 zwei erfahrene Spielerinn­en ihren Abschied erklärt. Zuletzt gab es zudem einen Engpass bei der Position zwischen den Torpfosten. Die Mannschaft aber ließ sich davon nicht beeindruck­en, sondern eilte von Sieg zu Sieg. Lediglich das Heimspiel gegen Kissing ging bislang mit 30:31 Treffern verloren. Das Team blieb auch nach dem vorzeitige­n Abschied von Trainer Lutz Augner auf dem Erfolgspfa­d.

Dass die Entscheidu­ng nun so früh gefallen ist, kam überrasche­nd für die Aichacheri­nnen. „Das wird das entscheide­nde Spiel“, hatte noch vor einer Woche Manfred Szierbeck gemutmaßt und damit die Begegnung am 26. März bei der HSG Lauingen-Wittisling­en gemeint. Er leitet zusammen mit seiner Frau Stephi das Training. Doch nun spielt der Ausgang dieser Partie bei der Titelverga­be ebenso wenig eine Rolle wie das Landkreisd­erby eine Woche später in Kissing.

TSV Aichach Böhm, Weymann, Potterfiel­d (3), Knittl (9/3), Kügle (5), Leopold (3), Stubner (1), Bauer, Oliver Huber (1), Euba, Hartl, Schön (6), Christoph Huber, Atzkern (2). Schiedsric­hter Vathke und Walter (beide DJK Hochzoll) Zuschauer 250 Siebenmete­r 8:6 Zeitstrafe­n 4:7.

 ?? Melanie Nießl, Peter Appel (Archivbild) Fotos: ?? Jubelschre­ie: Torwart-Trainer Oliver Weymann stand zwischen den Pfosten und bejubelte mit den Aichacher Handballer­n einen Sieg gegen Gundelfing­en.
Melanie Nießl, Peter Appel (Archivbild) Fotos: Jubelschre­ie: Torwart-Trainer Oliver Weymann stand zwischen den Pfosten und bejubelte mit den Aichacher Handballer­n einen Sieg gegen Gundelfing­en.
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H. Niedermayr †

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