Aichach ballt die Fäuste
Handball: TSV-Männer schlagen mit Gundelfingen ein Spitzenteam in einem dramatischen Spiel. Gedenkminute für Hans Niedermayr. Frauen holen sich Meisterschaft ohne zu spielen.
Die Handballer des TSV Aichach sind durchaus in der Lage, mal auch einem der Großen in der Bezirksoberliga ein Bein zu stellen. Das war eine wertvolle Erkenntnis nach dem 30:28-Sieg über den TV Gundelfingen, der zuvor sieben Mal ungeschlagen geblieben war. Warum schaffen sie es dann aber nicht, ins Ringen um den Titelgewinn einzugreifen? Auch auf diese Frage lieferte das vorletzte Heimspiel eine Antwort. Noch größer war der Jubel bei den Aichacher Handballerinnen, die allerdings gar nicht im Einsatz waren.
In Abschnitt eins zogen die Hausherren auf 5:1 davon, ehe sie mit einem Gleichstand (14:14) in die Pause gingen. Danach verdankten sie ihrer überragenden Phase acht Tore am Stück, ehe sie am Ende noch mal ernsthaft ins Zittern kamen. Auf Höhenflüge folgten schwache Minuten. „Zeit is’ worden“, meinte Spielertrainer Stefan Knittl zu diesem doppelten Punktgewinn gegen den Rangdritten. Zufrieden stellte er fest: „Wir können gut wechseln.“Was auch wieder oft der Fall war. Knittl lobte den sechsfachen Torschützen Konstantin Schön („Der hat sehr viel Verantwortung übernommen“) und hätte im gleichen Atemzug auch sich selbst anführen können. Wenngleich er lange Zeit von außen dirigierte, kam er auf neun Treffer.
Gefallen hat ihm auch Oliver Weymann im Tor, der eigentlich die Keeper trainiert. Und warum konnten die Aichacher die klare Führung nicht souverän über die Zeit retten? „Wir haben vorne Bälle weggeworfen.“Außerdem vermisste er in der Schwächephase, die von Gundelfinger Routiniers genutzt wurde, das schnelle Spiel, so wie es nach der Pause praktiziert worden war. Wichtig war Knittl auch der Hinweis auf die Leistung des Innenblocks mit Michael Kügle und Oliver Huber. Vor dem Anpfiff wurde eine Gedenkminute eingelegt. Am vergangenen Donnerstag starb im Alter von 76 Jahren Hans Niedermayr. Ihn bezeichnete Lothar Bahn, der Hallensprecher, als „eine tragende Säule der Handballfamilie“. Lange Jahre war Niedermayr in der Ersten Mannschaft aktiv, von 1996 bis 2007 fungierte er als Abteilungsleiter. Ebenso wie Hannes Meisinger
und Peter Hermannstädter wurde er für seine Verdienste mit einem Sandlöwen ausgezeichnet. Mit 43 Jahren starb zudem Martin Freiding, der ehemalige Torhüter. Aufgrund der beiden Todesfälle trugen die Aichacher diesmal eine schwarze Binde am Arm.
Die Handballerinnen des TSV Aichach haben allen Grund zur Freude und zum Feiern. Seit Sonntagabend ist ihnen der Titelgewinn in der Bezirksoberliga nicht mehr zu nehmen. Womit sicher nur wenige gerechnet hatten, das ist jetzt eingetreten. Der Kissinger SC kam bei der TSG Augsburg über ein 27:27 nicht hinaus, wenngleich er die meiste Zeit in Front lag. Das bedeutet im Rennen um die Meisterschaft: Der TSV Aichach, dessen Heimspiel gegen den TSV Niederraunau ausgefallen war, weil die Gäste ihren Auftritt abgesagt hatten, kann mit seinen 26:2 Punkten nicht mehr von Rang eins verdrängt werden. Damit ist er in der neuen Saison für die Landesliga spielberechtigt. Kissing liegt mit 19:7 Zählern auf dem zweiten Platz, käme in den nächsten Wochen selbst bei idealem Verlauf lediglich auf insgesamt 25 Punkte.
Dass die Aichacherinnen sich so eindeutig durchsetzen würden in der BOL, war keineswegs klar zu
Beginn der Saison. Schließlich hatten mit Tini Wonnenberg und Iris Kronthaler im Sommer 2022 zwei erfahrene Spielerinnen ihren Abschied erklärt. Zuletzt gab es zudem einen Engpass bei der Position zwischen den Torpfosten. Die Mannschaft aber ließ sich davon nicht beeindrucken, sondern eilte von Sieg zu Sieg. Lediglich das Heimspiel gegen Kissing ging bislang mit 30:31 Treffern verloren. Das Team blieb auch nach dem vorzeitigen Abschied von Trainer Lutz Augner auf dem Erfolgspfad.
Dass die Entscheidung nun so früh gefallen ist, kam überraschend für die Aichacherinnen. „Das wird das entscheidende Spiel“, hatte noch vor einer Woche Manfred Szierbeck gemutmaßt und damit die Begegnung am 26. März bei der HSG Lauingen-Wittislingen gemeint. Er leitet zusammen mit seiner Frau Stephi das Training. Doch nun spielt der Ausgang dieser Partie bei der Titelvergabe ebenso wenig eine Rolle wie das Landkreisderby eine Woche später in Kissing.
TSV Aichach Böhm, Weymann, Potterfield (3), Knittl (9/3), Kügle (5), Leopold (3), Stubner (1), Bauer, Oliver Huber (1), Euba, Hartl, Schön (6), Christoph Huber, Atzkern (2). Schiedsrichter Vathke und Walter (beide DJK Hochzoll) Zuschauer 250 Siebenmeter 8:6 Zeitstrafen 4:7.