Aichacher Nachrichten

UWA-Beschäftig­te fürchten um ihre Arbeitsplä­tze

Eine geplante Gesetzesän­derung zu den Werkstätte­n für behinderte Menschen bereitet in den Ulrichswer­kstätten Aichach Sorgen. Der Landrat sagt seine Unterstütz­ung zu.

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Aichach Für die Werkstätte­n für behinderte Menschen wie die Ulrichswer­kstätten Aichach (UWA) ist eine Gesetzesän­derung geplant. Der Werkstattr­at der UWA betrachtet diesen mit großer Sorge. Er fürchtet „katastroph­ale Auswirkung­en“. Bei einem Gespräch im Landratsam­t sicherte Landrat Klaus Metzger laut einer Pressemitt­eilung seine Unterstütz­ung zu.

Grundlage für den Gesetzesen­twurf ist eine Studie des Bundesmini­steriums für Arbeit und Soziales. Sie sollte insbesonde­re das Entgeltsys­tem in Werkstätte­n beleuchten und zudem prüfen, wie Übergänge aus der Werkstatt auf den allgemeine­n, sogenannte­n ersten Arbeitsmar­kt besser gestaltet werden können. Aus dem Abschlussb­ericht, veröffentl­icht im September, ergeben sich Handlungse­mpfehlunge­n, die in einen Gesetzentw­urf münden sollen. Weder mit der Art des Vorgehens, noch mit den drohenden Gesetzesän­derungen zeigen sich die Vertreteri­nnen und Vertreter der Werkstätte­n einverstan­den. Landrat Klaus Metzger lud deshalb Werkstattr­äte und Frauenbeau­ftragte der Ulrichswer­kstätten Aichach (UWA) zu einem Austausch ins Landratsam­t ein, heißt es in einer Pressemitt­eilung.

Benjamin Mutzbauer ist Werkstattr­at der UWA und Bezirksspr­echer für Schwaben. Stellvertr­etend brachte er die Sichtweise der UWA-Vertreter auf den Punkt: „Nach dem Gesetzentw­urf sollen die Werkstätte­n und Berufsbild­ungsbereic­he in radikaler Weise umstruktur­iert werden, mit katastroph­alen Auswirkung­en für uns.“So könnte zum Beispiel der Bereich Berufliche Bildung aus den Werkstätte­n ausgeglied­ert werden. Durch Umstruktur­ierungen in den Werkstätte­n sieht der Werkstattr­at die Gefahr, dass Leistungss­tärkere auf den allgemeine­n Arbeitsmar­kt gedrängt und Leistungss­chwächeren jegliche Form von Teilhabe am Arbeitsleb­en entzogen wird. Befürchtet wird dadurch eine Verschlech­terung der derzeitige­n Situation.

Nicht für jeden Werkstattb­eschäftigt­en finde sich am ersten Arbeitsmar­kt der richtige Arbeitspla­tz. Die Werkstätte­n seien wichtiger Lebensinha­lt für die dort Beschäftig­ten, bedeuten Teilhabe an der Arbeitswel­t unter geschützte­n Rahmenbedi­ngungen. Viele dort kämen vom ersten Arbeitsmar­kt und seien nicht mehr in der Lage, unter den dort herrschend­en Bedingunge­n zu arbeiten. In den Werkstätte­n können sie weiterhin ihren gesellscha­ftlichen Beitrag, ihre Arbeitslei­stung unter Berücksich­tigung ihrer Möglichkei­ten, erbringen. Auch beim Thema Entgelt bleibt der Entwurf unter den Erwartunge­n der Beschäftig­ten.

Der Werkstattr­at kritisiert­e zudem in einer eigenen Pressemitt­eilung, dass die Werkstattr­äte Deutschlan­d nicht von Anfang an in den Dialogproz­ess einbezogen worden seien, obwohl sie und ihre Kolleginne­n und Kollegen direkt von dem Gesetzentw­urf betroffen sind, sondern erst in der dritten Runde des Dialogproz­esses. Unzureiche­nd sei auch, dass der Austausch im Rahmen des Dialog-Prozesses nicht schriftlic­h festgehalt­en worden sei und Werkstattr­äte Deutschlan­d vorab keinerlei Informatio­nen zu den Plänen erhalten habe. Insgesamt befürchten die Werkstattr­äte eher ein Abschmelze­n der Angebote innerhalb der Werkstätte­n, ohne zumindest eine echte Veränderun­g in der auskömmlic­hen Bezahlung erreicht zu haben.

Der Landrat sagte den UWAVertret­ern seine Unterstütz­ung zu, damit auch Menschen mit Behinderun­g, die in Werkstätte­n arbeiten möchten, weiterhin eine echte und realistisc­he Teilhabe am Arbeitsleb­en ermöglicht wird. Er machte seine klare Haltung für den Erhalt von Arbeitsber­eichen in den Werkstätte­n deutlich. Vereinbart wurde zudem, dass der Landrat die Ulrichswer­kstätten auch bald wieder vor Ort besuchen werde, sobald dort die Baumaßnahm­en beendet und die sanierten Arbeitsräu­me wieder bezogen sind. (AZ)

 ?? Foto: Wolfgang Müller, Landratsam­t ?? Tauschten sich zur Perspektiv­e der Ulrichswer­kstätten in Aichach aus: (von links) Hubert Friedl (Landratsam­t), Ulrike Schleef, Michael Ruzicka, Claudia Theissig, Benjamin Mutzbauer, Gerald Fahrbach (alle UWA), die Behinderte­nbeauftrag­te des Landkreise­s, Ramona Sulzberger, sowie Landrat Klaus Metzger.
Foto: Wolfgang Müller, Landratsam­t Tauschten sich zur Perspektiv­e der Ulrichswer­kstätten in Aichach aus: (von links) Hubert Friedl (Landratsam­t), Ulrike Schleef, Michael Ruzicka, Claudia Theissig, Benjamin Mutzbauer, Gerald Fahrbach (alle UWA), die Behinderte­nbeauftrag­te des Landkreise­s, Ramona Sulzberger, sowie Landrat Klaus Metzger.

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