Turmuhr von Herrgottsruh schlägt wieder
Ein Blitzeinschlag hatte im Juni die Elektronik des Kirchturms in Friedberg lahmgelegt. Nun gehen die Uhren wieder. Und die Glocken schlagen wie gewohnt.
Um halb 11 ertönten die ersten Probeschläge, um halb 12 schlug die Turmuhr dann wieder richtig. Am Donnerstag baute ein Uhrentechniker die letzten Bauteile ein und reparierte damit den Glockenturm der Friedberger Herrgottsruh-Kirche. Acht Monate lang hatte die weit hörbare Zeitansage auf sich warten lassen; auch die Zeiger standen still. Durch einen Blitzeinschlag im Juni vergangenen Jahres war die Elektronik kaputtgegangen. Die notwendigen Computerbauteile konnten wegen Lieferproblemen erst jetzt eingebaut werden.
Das Gewitter des 6. Juni war eigentlich nicht besonders stark. Trotzdem schlug an dem Frühsommerabend ein Blitz um 18.10 Uhr mit voller Wucht in den Glockenturm ein und legte die elektronische Steueranlage in mehreren Bereichen lahm. Auch die Alarmanlage, der Aufzug im Priesterhaus, die Gegensprechanlage und die Heizungssteuerung waren betroffen. Im nebenstehenden Gebäude ging sogar das Telefon kaputt. Nach außen war vor allem sichtbar, dass die vier Uhren stehen blieben und das regelmäßige Schlagen der Glocken ausblieb. Insgesamt entstand ein Schaden im fünfstelligen Bereich. Die Versicherung kam für den Betrag auf.
Dass die Reparatur acht Monate auf sich warten ließ, lag an der langen Lieferzeit, wie Wallfahrtsdirektor Hans-Joachim Winkens. Die neue Technik musste für die Herrgottsruh-Kirche speziell angefertigt werden. Die Firma hatte zudem so viele Aufträge wegen mehreren Blitzeinschlägen, dass sie die Lieferung immer weiter nach hinten schieben mussten. Am Donnerstag schloss dann ein Uhrentechniker endlich das neue Gerät an und programmierte die Elektronik. Die Uhren werden über einen kleinen Computer gesteuert, der sich in einem Kästchen in der Sakristei befindet. In der Turmspitze selber befindet sich nur der Motor. Mit der Reparatur ist das elektronische System nun auf dem neuesten Stand.
Die vier Uhren am Kirchturm zeigen die Zeit von allen Richtungen sichtbar an. Das viertelstündige Schlagen des Glockenturms ist gerade für Anwohner eine bedeutende Zeitansage. Pater Winkens freut sich
über die wieder funktionstüchtige Turmuhr. „Dadurch ist die Kirche endlich wieder vollkommen“, findet der Wallfahrtsdirektor. Er habe – wie viele Menschen – das Läuten und die Zeitanzeige in den letzten Monaten
vermisst. Ein funktionierender Glockenturm sei ein wichtiger Teil des Gotteshauses. „Jetzt hören Besucher der Messe wieder, ob sie noch pünktlich oder spät dran sind“, scherzt Winkens.
Nach der Reparatur am Kirchturm wartet die Kirchengemeinde weiterhin auf die Sanierung der Wallfahrtskirche. Statische Mängel an Kuppel und Dach müssen behoben werden, seit 2017 sind die Probleme Thema. Im Dezember deutete ein Bauzaun auf weitere Maßnahmen hin, nun wurde ein Schutzgerüst aufgebaut. Dabei geht es jedoch vorerst nur um Sicherheitsmaßnahmen.
Die ersten Bauarbeiten am Dach sollen im späten Frühjahr starten. „Aber ob das dann April, Mai oder erst Juni wird, ist noch unklar“, erklärt Pater Winkens. Allein der erste Teil der Sanierung kostet 611.000 Euro. Die gesamte Baumaßnahme wird voraussichtlich fünf Millionen Euro kosten.
Eine wichtige Information für Kirchenbesucher: Die Maßnahmen beeinträchtigen nur das Dach und den Dachstuhl, nicht den Innenraum der Kirche. Gottesdienste können demnach normal stattfinden, die Kirche bleibt innen unverändert. „Gerade Paare, die bei uns heiraten wollen, sind daran immer besonders interessiert“, sagt der Wallfahrtsdirektor. Und die Glocken können dafür auch wieder läuten.