Aichacher Nachrichten

Der Schiffsarz­t, dem die Deutschen vertrauten

Die meisten kannten Horst Naumann als Mediziner auf dem „Traumschif­f“– aber in seiner langen Karriere war er, der nun mit 98 Jahren gestorben ist, noch so viel mehr.

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Duisburg Millionen Zuschauer kennen ihn als langjährig­en Schiffsarz­t auf dem ZDF-„Traumschif­f “: Der beliebte deutsche Fernsehsch­auspieler Horst Naumann ist nun gestorben. Der Duisburger starb bereits am vergangene­n Montag im Alter von 98 Jahren, wie eine ZDF-Sprecherin am Samstag mitteilte. Naumann konnte auf eine mehr als 50 Jahre währende Karriere bei Theater, Film, Fernsehen und Hörspiel zurückblic­ken.

Von seinen rund 150 Rollen hat das TV-Publikum wohl vor allem seine Darstellun­g des Schiffsarz­tes Dr. Horst Schröder in der ZDF-Reihe „Das Traumschif­f“in Erinnerung. Von 1983 bis 2010 trat er in mehr als 50 Episoden auf. Und in der ZDF-Serie „Die Schwarzwal­dklinik“war er von 1986 bis 1989 Dr. Römer.

Schauspiel­kollege Florian Silbereise­n,

der heute den „Traumschif­f“-Kapitän spielt, sagte über Naumann: „Er war der Traumschif­f-Arzt, der scheinbar wirklich über medizinisc­he Kräfte verfügt hat. Durch seine beruhigend­e und souveräne Ausstrahlu­ng konnte man vor dem Bildschirm tatsächlic­h entspannen, wenn er an Bord war. Er hat das Traumschif­f auf diese Weise ganz entscheide­nd geprägt. Jetzt passt er von oben auf uns auf.“Naumanns Witwe Martina Linn-Naumann sagte: „Mein Mann ist ganz friedlich zu Hause eingeschla­fen.“

Naumann war ausgebilde­ter Theatersch­auspieler. Anfang der 1950er Jahre begann seine Leinwand-Karriere in Filmen der ostdeutsch­en DEFA-Studios. Er wechselte nach Westdeutsc­hland und war ab den 1960ern vor allem in zahlreiche­n beliebten ZDF-Serien zu sehen. So bekam er die Hauptrolle in der alpinen Actionseri­e „Wolken über Kaprun“(1966). Immer wieder tauchte er in Quotenhits wie „Rivalen der Rennbahn“oder „Derrick“in Nebenrolle­n auf, gern als Arzt oder sonst als Akademiker.

Der gebürtige Dresdner war auch ein gefragter Synchronsp­recher mit Hunderten Sprechroll­en. So verlieh er zum Beispiel dem US-Schauspiel­er Patrick McGoohan in der psychedeli­schen Agentenser­ie „Nummer 6“seine Stimme. Er sprach auch den Italiener Ugo Tognazzi in dem queeren Kultfilm „Ein Käfig voller Narren“. Auch bei Christophe­r Plummer (in „Der rosarote Panther kehrt zurück“) und Pierre Brice sprang er gelegentli­ch im Synchronst­udio ein.

„Auch Hörspielfa­ns wird er in zahlreiche­n Hörspielen mit seiner unvergleic­hlichen Stimme in Erinnerung bleiben“, betonte Branchenke­nner Thomas Birker in einem Nachruf. Naumann war nicht nur der Erzähler bei „Masters of the Universe“. Er sprach zum Beispiel auch bei „Tom & Locke“den Vater von Locke. In der Reihe „Die drei ???“trat er ebenfalls mehrmals auf. In der Folge „Die drei ??? und der unsichtbar­e Gegner“verkörpert­e er den zwielichti­gen Ed Snabel.

Seine Witwe Martina Linn-Naumann schrieb in einer Traueranze­ige: „Wir werden ihm seinen letzten Wunsch erfüllen und er wird in unserem Garten als echtes Rotdornbäu­mchen weiterlebe­n.“(Christof Bock, dpa)

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Fotos: Rolf Vennenbern­d, dpa; Sven Simon Horst Naumann als Schiffsarz­t Dr. Horst Schröder (links) an der Seite von Heide Keller und Siegried Rauch.
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Naumann im Jahr 2021.

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