Deutsche Adler schwächeln
Slowenen und Österreicher dominieren beim Skiflug-Weltcup in Oberstdorf. Die DSV-Springer bleiben beim Heimweltcup weit hinter den Erwartungen zurück.
Strahlender Sonnenschein, leichte Plusgrade und zehntausende Zuschauer: Die äußeren Bedingungen hätten beim Skifliegen in Oberstdorf kaum besser sein können. Doch die große Flugshow beim Heimweltcup blieb aus deutscher Sicht aus. Stattdessen dominierten auf der HeiniKlopfer-Schanze Slowenen und Österreicher. Am Samstag flog Timi Zajc (Slowenien) mit zwei Riesensätzen auf 230 Meter allen davon und triumphierte vor seinem Landsmann Peter Prevc sowie dem Österreicher Stefan Kraft. Am Sonntag drehte Kraft den Spieß um und verwies Altmeister Prevc erneut auf Rang zwei. Dritter wurde Tournee-Sieger Ryoyu Kobayashi aus Japan.
Und die DSV-Adler? Sie waren in beiden Einzeln maximal Mittelmaß. Einzig Topspringer Andreas
Wellinger (SC Ruhpolding) zeigte zwei solide Wettkämpfe und schaffte es auf die Ränge sechs und sieben. Wirklich zufrieden war er damit aber nicht. „Schade, ich hätte es in der Hand gehabt, dass ich weiter vorne lande. Aber mir es nicht gelungen“, sagte der 28-Jährige etwas schmallippig, bevor er sich zügig aus dem Oberstdorfer Staub machte, um ins BlickpunktSport-Studio nach München zu eilen.
Deutlich weiter hinten in den Ergebnislisten und viel früher im Hang landeten die restlichen DSVAthleten. Lokalmatador Karl Geiger erlebte einen Samstag zum Vergessen. Der 31-Jährige vom SC Oberstdorf „hüpfte“in der Qualifikation auf 161,5 Meter und schied vorzeitig aus. Geiger zeigte sich danach tief enttäuscht und suchte erst einmal Trost bei seiner Familie. Er nahm im Auslauf der HeiniKlopfer-Schanze seine Tochter Luisa kurz auf den Arm und suchte Ablenkung. „Das war einfach nur saublöd. Mein Gott, manchmal klebt die Scheiße am Fuß. Dann ist es so“, sagte Geiger. Immerhin: Am Sonntag rehabilitierte er sich ein wenig und sammelte als 29. ein paar Weltcuppunkte.
Eine Achterbahnfahrt der Gefühle erlebte auch der Allgäuer Philipp Raimund. Der 23-Jährige vom SC Oberstdorf steigerte sich am Samstag Flug für Flug und sicherte sich nach seiner persönlichen Rekordweite von 220 Metern im zweiten Durchgang Rang 14. Am Sonntag gab es für den extrovertierten Shootingstar im deutschen Team allerdings einen kleinen Rückschlag – Rang 26. „Das Wochenende war für mich trotzdem eine 9 von 10. Am Samstag habe ich einen der größten Schritte in meiner Karriere gemacht. Diese Top-Flüge haben mir auf meiner Liste noch gefehlt. Das gibt mir riesigen Auftrieb.“Auch Routinier Pius Paschke (WSV Kiefersfelden) kam nicht konstant ins Fliegen. Der 33-Jährige sagte nach den
Rängen 22 und 17: „Es war ok, mehr aber auch nicht.“
Unter dem Strich blieben die DSV-Adler vor der Heimkulisse – 30.000 Zuschauer an drei Tagen – deutlich hinter den Erwartungen zurück. In den Vorwochen hatten Wellinger und Raimund noch mehrfach auf dem Podest gestanden. Allerdings sei Skifliegen immer etwas völlig anderes als ein Weltcup auf einer Normal- oder Großschanze, so Raimund. Bundestrainer Stefan Horngacher resümierte nach dem Oberstdorfer Flugwochenende: „Wir hatten uns mehr erhofft, es ist uns nicht gelungen, hier stabil gut zu fliegen. Es waren immer kleine Fehler dabei. Und die Dichte ist momentan sehr hoch.“Und Horngacher fügte an: „Die Jungs sind eigentlich gut drauf. Jeder wollte etwas zu viel, dann kommt eine Verkrampftheit rein und eine Unsymmetrie im Flugsystem. Aber die Jungs sind motiviert und wir machen mit voller Kraft weiter.“