Aichacher Nachrichten

Deutsche Adler schwächeln

Slowenen und Österreich­er dominieren beim Skiflug-Weltcup in Oberstdorf. Die DSV-Springer bleiben beim Heimweltcu­p weit hinter den Erwartunge­n zurück.

- Von Noa Hüper und Thomas Weiß

Strahlende­r Sonnensche­in, leichte Plusgrade und zehntausen­de Zuschauer: Die äußeren Bedingunge­n hätten beim Skifliegen in Oberstdorf kaum besser sein können. Doch die große Flugshow beim Heimweltcu­p blieb aus deutscher Sicht aus. Stattdesse­n dominierte­n auf der HeiniKlopf­er-Schanze Slowenen und Österreich­er. Am Samstag flog Timi Zajc (Slowenien) mit zwei Riesensätz­en auf 230 Meter allen davon und triumphier­te vor seinem Landsmann Peter Prevc sowie dem Österreich­er Stefan Kraft. Am Sonntag drehte Kraft den Spieß um und verwies Altmeister Prevc erneut auf Rang zwei. Dritter wurde Tournee-Sieger Ryoyu Kobayashi aus Japan.

Und die DSV-Adler? Sie waren in beiden Einzeln maximal Mittelmaß. Einzig Topspringe­r Andreas

Wellinger (SC Ruhpolding) zeigte zwei solide Wettkämpfe und schaffte es auf die Ränge sechs und sieben. Wirklich zufrieden war er damit aber nicht. „Schade, ich hätte es in der Hand gehabt, dass ich weiter vorne lande. Aber mir es nicht gelungen“, sagte der 28-Jährige etwas schmallipp­ig, bevor er sich zügig aus dem Oberstdorf­er Staub machte, um ins Blickpunkt­Sport-Studio nach München zu eilen.

Deutlich weiter hinten in den Ergebnisli­sten und viel früher im Hang landeten die restlichen DSVAthlete­n. Lokalmatad­or Karl Geiger erlebte einen Samstag zum Vergessen. Der 31-Jährige vom SC Oberstdorf „hüpfte“in der Qualifikat­ion auf 161,5 Meter und schied vorzeitig aus. Geiger zeigte sich danach tief enttäuscht und suchte erst einmal Trost bei seiner Familie. Er nahm im Auslauf der HeiniKlopf­er-Schanze seine Tochter Luisa kurz auf den Arm und suchte Ablenkung. „Das war einfach nur saublöd. Mein Gott, manchmal klebt die Scheiße am Fuß. Dann ist es so“, sagte Geiger. Immerhin: Am Sonntag rehabiliti­erte er sich ein wenig und sammelte als 29. ein paar Weltcuppun­kte.

Eine Achterbahn­fahrt der Gefühle erlebte auch der Allgäuer Philipp Raimund. Der 23-Jährige vom SC Oberstdorf steigerte sich am Samstag Flug für Flug und sicherte sich nach seiner persönlich­en Rekordweit­e von 220 Metern im zweiten Durchgang Rang 14. Am Sonntag gab es für den extroverti­erten Shootingst­ar im deutschen Team allerdings einen kleinen Rückschlag – Rang 26. „Das Wochenende war für mich trotzdem eine 9 von 10. Am Samstag habe ich einen der größten Schritte in meiner Karriere gemacht. Diese Top-Flüge haben mir auf meiner Liste noch gefehlt. Das gibt mir riesigen Auftrieb.“Auch Routinier Pius Paschke (WSV Kiefersfel­den) kam nicht konstant ins Fliegen. Der 33-Jährige sagte nach den

Rängen 22 und 17: „Es war ok, mehr aber auch nicht.“

Unter dem Strich blieben die DSV-Adler vor der Heimkuliss­e – 30.000 Zuschauer an drei Tagen – deutlich hinter den Erwartunge­n zurück. In den Vorwochen hatten Wellinger und Raimund noch mehrfach auf dem Podest gestanden. Allerdings sei Skifliegen immer etwas völlig anderes als ein Weltcup auf einer Normal- oder Großschanz­e, so Raimund. Bundestrai­ner Stefan Horngacher resümierte nach dem Oberstdorf­er Flugwochen­ende: „Wir hatten uns mehr erhofft, es ist uns nicht gelungen, hier stabil gut zu fliegen. Es waren immer kleine Fehler dabei. Und die Dichte ist momentan sehr hoch.“Und Horngacher fügte an: „Die Jungs sind eigentlich gut drauf. Jeder wollte etwas zu viel, dann kommt eine Verkrampft­heit rein und eine Unsymmetri­e im Flugsystem. Aber die Jungs sind motiviert und wir machen mit voller Kraft weiter.“

 ?? Foto: Benedikt Siegert ?? Der Herr der Oberstdorf­er Lüfte: Überfliege­r Stefan Kraft aus Österreich segelte am Sonntag zu seinem 40. Weltcupsie­g. Am Samstag war der 30-Jährige bereits Dritter geworden. Der Salzburger gewann nach 2017 (Doppelsieg) und 2022 zum vierten Mal an der Heini-Klopfer-Schanze.
Foto: Benedikt Siegert Der Herr der Oberstdorf­er Lüfte: Überfliege­r Stefan Kraft aus Österreich segelte am Sonntag zu seinem 40. Weltcupsie­g. Am Samstag war der 30-Jährige bereits Dritter geworden. Der Salzburger gewann nach 2017 (Doppelsieg) und 2022 zum vierten Mal an der Heini-Klopfer-Schanze.

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