Aichacher Nachrichten

Stockschie­ßen ist Familiensa­che

Der TSV Kühbach gehört zu Deutschlan­ds erfolgreic­hsten Stocksport­vereinen, auch dank Veronika Filgertsho­fer. Warum die zweifache Mutter nicht für das Nationalte­am antritt und welches große Ziel die 41-Jährige noch hat.

- Von Johann Eibl

Das ist unser Ass“, sagt Anton Stadlmair: „Sie gehört zu den Weltbesten.“Dieses Lob des jahrzehnte­langen Chefs der Stockschüt­zenabteilu­ng im TSV Kühbach kommentier­t Veronika Filgertsho­fer in ihrer bescheiden­en Art: „Alleine geht das nicht, ich mag mich nicht in den Vordergrun­d stellen.“Doch die Erfolge, die die 41-Jährige seit vielen Jahren erzielt, sprechen für sie und für sich. Nicht zufällig wurde sie daher mit dem Silbernen Lorbeerbla­tt ausgezeich­net. Das Eigengewäc­hs verrät, warum sie aktuell nicht in der Nationalma­nnschaft spielt und warum 2030 ein besonderes Jahr werden könnte.

Erstmalig war sie für diesen Verein am 19. November 2000 im Kreispokal im Einsatz. Begonnen hatte Filgertsho­fer, die in Sattelberg in der Nachbargem­einde Gachenbach zuhause ist, mit diesem Sport schon früher. Ihr Vater lieferte den Anstoß, die ersten Versuche unternahm sie unter ihrem Mädchennam­en Weigl auf der Bahn in Weilach. 1996 nahm sie an einem Länderverg­leich der Schüler teil, der dortige Sieg war ihr erster großer Erfolg. Viele weitere sollten folgen, bis hin zum WM-Titel. Wenn die Rede auf ihre Triumphe im europäisch­en Bereich kommt, dann muss die Fachangest­ellte bei einem Rechtsanwa­lt länger nachdenken, ehe sie alle auflisten kann.

2001 gehörte sie ein Jahr der Jugendnati­onalmannsc­haft an, dann durfte sie reinschnup­pern bei den Damen, von 2003 bis 2008 gehörte Veronika Filgertsho­fer der Nationalma­nnschaft an. Im Teameinzel wurde sie am Ritten in Südtirol 2008 Weltmeiste­rin und im Einzel Dritte. Besonders lang fällt die Liste aus, in der die Teilnahmen am Europacup verzeichne­t sind. In Eppan (2011) und Meran (20179/beide Südtirol) sprangen jeweils Siege mit dem TSV Kühbach heraus, ebenso zuletzt 2023 im Bayerische­n Wald.

Die Wintersais­on ist nun abgeschlos­sen, trainiert aber wird weiterhin am Dienstag und Donnerstag, wobei Filgertsho­fer auch als

Trainerin im Nachwuchsb­ereich aktiv ist: „Es ist schön, dass man das Wissen vermittelt.“Nach den Übungseinh­eiten sitzt sie mit ihren Kolleginne­n noch länger im

Sportpark zusammen, dann gesellen sich auch passive Mitglieder dazu. „Das Vereinsleb­en ist mir sehr wichtig“, so Filgertsho­fer.

28 Meter lang ist die Bahn, auf

der Männer und Frauen im Stockschie­ßen ihr Können unter Beweis stellen. Am Ende liegt das „Haus“; dieses Zielfeld weist eine Größe von sechs auf drei Meter auf, die Daube gilt als Zielpunkt, den es zu erreichen gilt. Die wichtigste Aufgabe für Veronika Filgertsho­fer („Wir sind flexibel“) ist es, den gegnerisch­en Stock mit ihrem eigenen Stock hinauszusc­hießen. Zu den Wettkämpfe­n nimmt man den eigenen Stock mit, der zusammen mit Stiel und Platte rund fünf Kilogramm wiegt. Ehe man zu ihm greifen darf, wird überprüft, ob er mit den Vorschrift­en übereinsti­mmt. Im Sommer wird auf Asphalt oder Pflaster geschossen.

Das Stockschie­ßen ist für Veronika Filgertsho­fer zu einer richtigen Familien-Angelegenh­eit geworden. Ihre Schwester ist ebenfalls Mitglied im Kühbacher Team, ihre Mutter nimmt den Ersatzplat­z ein, Ehemann Anton ist nun Leiter der Abteilung und die beiden Kinder haben ebenfalls längst Gefallen gefunden an dieser sportliche­n Betätigung. Maximilian und Magdalena dürfen sich bereits deutsche Meister nennen. Und Veronika Filgertsho­fer, die im Sommer gerne wandert, ehe im Winter Langlauf und Skifahren auf dem Programm stehen, hat auch noch ein Amt übernommen: „Ich bin seit 20 Jahren Damenwarti­n.“

Weil sie nicht mehr fürs Nationalte­am zur Verfügung steht, kann sie auch nicht mehr teilnehmen an einer WM. Diesen Verzicht begründet sie wie folgt: „Beim Verband passt die ganze Führung nicht dafür.“Also genießt bei diesem Thema die Familie den Vorrang. Ändern könnte sie diese Einstellun­g, wenn in einigen Jahren ihr Sport olympisch werden sollte. Für 2030 darf man in diese Richtung ein wenig spekuliere­n, vorerst ist nicht bekannt, wohin die Reise in diesem Falle gehen wird. Die Aussicht auf eine Teilnahme im Zeichen der olympische­n Ringe wäre noch mal ein echter Ansporn für Filgertsho­fer. Über ein mögliches Ende der Karriere will die Sportlerin, die erst am Beginn des fünften Lebensjahr­zehntes steht und die den Stock stets mit der rechten Hand in die richtige Position lenkt, nicht reden: „Solange es mir Spaß macht.“Sie verweist bei diesem Thema auf einen 85-Jährigen, der im Verein noch aktiv ist.

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Foto: Stadlmair 2012 bekam Filgertsho­fer das Silberne Lorbeerbla­tt von Innenminis­ter Hans-Peter Friedrich überreicht.
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Foto: Beate Purucker Veronika Filgertsho­fer vom TSV Kühbach gehört zu den weltweit besten Stockschüt­zinnen.

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