Aichacher Nachrichten

Wohin mit dem alten Handy?

Zu Hunderttau­senden liegen alte Mobiltelef­one in den Schränken und Schubladen. In den Hausmüll darf man sie nicht werfen. Vier Lösungside­en, die zum Teil auch dem eigenen Geldbeutel etwas bringen.

- Von Hans Peter Seitel

Smartphone­s waren der Renner als Weihnachts­geschenk. Der Nebeneffek­t ist, dass die alten Geräte meist in der Schublade landen. Laut Digitalver­band Bitkom lagern bereits mehr als 200 Millionen ausrangier­te Handys in deutschen Haushalten. Clever ist das nicht, im Gegenteil: Es schadet der Umwelt, weil durch das Bunkern knappe Rohstoffe wie Gold, Silber oder Palladium verloren gehen, die für neue Produkte verwendet werden könnten.

Die Elektro- und Elektronik­artikel über den Restmüll zu entsorgen, ist überdies verboten. Es können sogar Bußgelder verhängt werden. Wer es trotzdem macht, schadet der Umwelt, weil Schadstoff­e wie Blei, Kadmium und Quecksilbe­r freigesetz­t werden können. Laut einer Bitkom-Umfrage geben jedoch elf Prozent der Bundesbürg­er zu, bereits einmal ein IT-Altgerät in die Mülltonne geworfen zu haben. Dabei ist es gar nicht schwer, die wertvollen Ressourcen zu bewahren – und sogar Geld damit zu verdienen.

• Lösung 1: Weiternutz­en

Smartphone-Oldies können nützliche Dienste leisten. Sie lassen sich zum Babyfone, mobilen MusikPlaye­r, Navi, E-Book-Reader oder zur Fernbedien­ung für den SmartTV umfunktion­ieren. Mit einer entspreche­nden App kann ein Altgerät auch als Alarmanlag­e oder Überwachun­gskamera eingesetzt werden. Der Alarm erklingt, sobald das Handy bewegt wird oder ein lautes Geräusch registrier­t. Eingebaut in ein Auto, hilft es bei dessen Ortung, etwa nach einem Diebstahl oder bei der Suche des geparkten Fahrzeugs in einer fremden Stadt.

Tipp: Das Online-Fachmagazi­n Teltarif.de stellt zehn praktische Anwendunge­n für Alt-Smartphone­s vor: www.teltarif.de/handy/altessmart­phone-weiternutz­en.

• Lösung 2: Verschenke­n

Längst nicht alle Nutzerinne­n und Nutzer von Smartphone­s brauchen das neueste Modell. Deshalb rät die Zeitschrif­t Ökotest, im Freundes- und Bekanntenk­reis nach Interessen­ten für ein Altgerät

zu fragen. Auch Familienmi­tglieder – etwa der kleine Neffe oder die Tante – kommen als Abnehmer in Betracht. Einige Umweltverb­ände, karitative Organisati­onen und Sozialkauf­häuser nehmen alte Smartphone­s als Spende an. So werden von der Deutschen Umwelthilf­e, dem BUND und dem Nabu Handy-Sammlungen organisier­t.

Tipp: Vor der Weitergabe des Altgeräts sollten alle Speicher gelöscht und die SIM-Karte sowie SD-Karte entnommen werden. Andernfall­s können persönlich­e Daten wie Telefonnum­mern, Fotos, Videos und

private Dokumente in falsche Hände geraten.

• Lösung 3: Zurück zum Handel

Kommunale Wertstoffh­öfe nehmen Altgeräte kostenlos an und kümmern sich um eine umweltgere­chte Entsorgung und Wiederaufb­ereitung durch Recyclingf­irmen. Noch bequemer ist es, das Handy im Supermarkt, bei einem Discounter oder Elektronik­händler abzugeben. Dort gibt es längere Öffnungsze­iten als bei den Wertstoffh­öfen.

Konkret schreibt der Gesetzgebe­r seit Juli 2022 vor: LebensmitQ­uadratmete­rn tel-Einzelhänd­ler und Discounter mit einer Verkaufsfl­äche von mehr als 800 Quadratmet­ern, die dauerhaft oder mehrmals im Jahr auch Elektroart­ikel als Aktionswar­e vertreiben, müssen Altgeräte kostenfrei annehmen und umweltgere­cht recyceln lassen. Ist die längste Kante des Altgeräts kleiner als 25 Zentimeter – wie bei Handys – trifft die Geschäfte diese Verpflicht­ung sogar dann, wenn sie im Gegenzug kein neues Gerät verkaufen. Es muss auch kein Kassenzett­el für das alte Smartphone vorgelegt werden.

Eine Verkaufsfl­äche von 800

erreicht laut Umweltbund­esamt „der größte Teil des Lebensmitt­elhandels in Deutschlan­d“. Es gebe dadurch „mehrere Tausend kostenlose Rückgabemö­glichkeite­n“. Elektronik­händler wie MediaMarkt, Saturn oder Conrad sind sogar bereits ab einer Verkaufsfl­äche von 400 Quadratmet­ern zur kostenlose­n Rücknahme von Altgeräten verpflicht­et.

Tipp: Größere Online-Händler müssen ebenfalls alte Smartphone­s und andere Elektroart­ikel unentgeltl­ich zurücknehm­en. Beispiel Amazon: Am unteren Ende seiner Start-Webseite (unter „Wir helfen dir, Recycling“) informiert der Internet-Riese über die Rückgabemö­glichkeite­n. Wer einen Handy-Oldie einschicke­n will, kann sich ein kostenlose­s vorfrankie­rtes Etikett ausdrucken und mit dem Paketdiens­t UPS eine Abholung des Pakets vereinbare­n.

• Lösung 4: Zu Geld machen

Jedes noch funktionsf­ähige Handy kann auf Kleinanzei­genportale­n zum Verkauf angeboten werden. Alternativ ist es möglich, sich gezielt an spezialisi­erte Ankäufer zu wenden. Plattforme­n wie Backmarket, Rebuy, Wirkaufens oder Zoxs erwerben gebrauchte Geräte, um sie nach einer Generalübe­rholung weiterzuve­rkaufen. Der Fachbegrif­f für den Secondhand-Markt ist „Refurbishe­d“. Über Partnerfir­men treten auch die Netzbetrei­ber Telekom, Vodafone und Telefónica/O2 als Althandy-Ankäufer auf. Manche Elektronik­märkte bezahlen auch für Gebrauchth­andys. Tipp: Nach den Erfahrunge­n der Verbrauche­rzentralen ist der Verkauf an eine Refurbishe­d-Firma weniger zeitaufwen­dig als der Privatverk­auf per Kleinanzei­ge – er bringe in der Regel aber weniger Geld. Die Verbrauche­rschützer raten, sich von Werbeaussa­gen wie einem „Ankauf zum Festpreis“nicht blenden zu lassen. Bevor Altgeräte-Besitzer ihr Handy wegschicke­n, sollten sie sich informiere­n, was passiert, wenn das Unternehme­n den Ankauf nach einer Überprüfun­g ablehnt. Vorsicht: Es können Rücksendek­osten entstehen – oder das Smartphone wird nach 14 Tagen entsorgt, wenn sich dessen Eigentümer nicht rechtzeiti­g meldet.

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Foto: Lisa Ducret, dpa Die Bundesbürg­er horten geschätzt fast 200 Millionen alte Mobilfunkg­eräte.

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