Aichacher Nachrichten

Uduokhai findet zu alter Stärke

Gegen den SC Freiburg zählt der Innenverte­idiger zu den auffälligs­ten Akteuren des FC Augsburg. Nicht nur wegen seines Treffers macht sich der 26-Jährige derzeit wertvoll.

- Von Johannes Graf

Felix Uduokhai ließ sich nicht aufhalten. Der Wille war regelrecht zu spüren, mit dem der Spieler des FC Augsburg in diesem Moment Richtung Ball preschte. Erstaunlic­h obendrein, wie elegant sich der 1,93 Meter groß gewachsene Abwehrspie­ler in der Luft bewegte, wie er den Ball technisch anspruchsv­oll volley mit seinem schwächere­n rechten Fuß versenkte. Wenn Uduokhai trifft, dann eher selten. Zuvor war dies letztmals im Auswärtssp­iel beim 1. FC Heidenheim der Fall gewesen, gegen den SC Freiburg erzielte er seinen zweiten Saisontref­fer.

Uduokhai lächelte, als er am Sonntagabe­nd im Bauch der Augsburger Arena über seinen Treffer erzählen sollte. Wenn man ein Tor erziele, meinte er, sei das immer der richtige Zeitpunkt. Ganz egal wann. „Es hat mich einfach mega gefreut, dass wir uns heute für die gute Leistung belohnt haben.“Uduokhai hatte der Begegnung eine entscheide­nde Wende gegeben, hatte mit seinem Tor den Weg zum 2:1 (0:1)-Heimsieg geebnet.

Schon im ersten Spielabsch­nitt waren die Augsburger überlegen, entwickelt­en aber nur selten den Druck und die Durchschla­gskraft, um europapoka­lmüde Gäste in Bedrängnis zu bringen. Nach der Pause änderte sich das. „Wir haben gemerkt, dass wir gut im Spiel waren“, so Uduokhai. Was auf ihn zutraf, ließ sich auf die gesamte Mannschaft übertragen. „Wir sind klar geblieben im Kopf.“In der Halbzeitpa­use hatte unter anderem Kapitän Ermedin Demirovic appelliert, dass dieses Spiel längst nicht verloren sei. Uduokhai sprach davon, die passende Einstellun­g gehabt zu haben. „Wir haben uns nicht beunruhige­n lassen, haben uns an den Plan gehalten. Wir wussten aber auch: Wir müssen

nochmals eine Schippe drauflegen.“

Geduldig ließen die Augsburger den Ball in ihren Reihen laufen. Die schon müden Freiburger mussten weite Wege gehen, um Lücken zu schließen. Dies gelang ihnen gegen Ende der Partie immer seltener, während die Augsburger spielerisc­h ihren Treffern näherkamen. Spektakulä­r war der Ausgleich in der 72. Minute. Erst zwang Angreifer Phillip Tietz im Fallen Freiburgs Torhüter Noah Atubolu zu

einer Glanztat, im Nachschuss setzte Uduokhai den Ball akrobatisc­h ins Netz.

Für Spektakel steht Uduokhai selten. Eher für Attribute, die die Augsburger erst zurück in die Partie und dann auf die Siegerstra­ße brachten: für Ruhe und Besonnenhe­it. So gab er auch seinem Nebenmann Maximilian Bauer Halt, der nach langer Zeit einmal wieder in der Startelf stand. Jeffrey Gouweleeuw war wegen seiner fünften Gelben Karte gesperrt gewesen,

Bauer erhielt seine Chance. Und nutzte sie. Uduokhai lobte den ehemaligen U21-Nationalsp­ieler, dem mitunter fehlende Spielpraxi­s anzumerken war, der insgesamt aber einen ordentlich­en Auftritt hingelegt hatte. „Maxi hat das sehr gut gemacht. Für ihn war das keine leichte Aufgabe, wenn man sehr lange nicht spielt. Ein großes Kompliment.“Ohne Gouweleeuw an seiner Seite übernahm Uduokhai die Rolle des Abwehrchef­s.

Nach der Niederlage gegen

Mainz (0:1) waren sich die Spieler bewusst, eine Reaktion zeigen zu müssen. Der Erfolg gegen Freiburg stellte eine dar. „Wir haben aber auch versucht, das nicht zu sehr zu dramatisie­ren“, betonte Uduokhai. In den Begegnunge­n mit Darmstadt 98 (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) und eine Woche später zu Hause gegen den 1. FC Heidenheim kann der FCA einen gewaltigen Sprung in der Tabelle der Fußball-Bundesliga machen. Anderersei­ts wäre der Sieg gegen Freiburg bedeutend weniger wert, würde Augsburg nicht nachlegen.

Uduokhai wusste nach dem 2:1 gegen Freiburg um die Bedeutung der Duelle gegen die Aufsteiger. In den Heimspiele­n gegen Dortmund, Bayern, Leverkusen oder Leipzig zeigten die Augsburger ansprechen­de Leistungen, weitaus seltener gelingt dies in Auswärtssp­ielen bei Teams aus der unteren Tabellenhä­lfte. „Jetzt sind wir mental gefordert“, sagte Uduokhai. „Wir müssen voll da sein. Müssen die Spiele annehmen – auch wenn es etwas dreckiger wird.“

Uduokhai findet in dieser Saison zu alter Stärke zurück, die ihm einst eine Nominierun­g für die deutsche Nationalma­nnschaft bescherte. Nach einer schwierige­ren Phase mit Verletzung­en und Ausfällen ist er in dieser Spielzeit unumstritt­ene Stammkraft und stand in 22 von 23 Ligaspiele­n in der Startelf. Eine Partie verpasste er wegen einer Gelb-Roten Karte, die er im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg (3:2) kassiert hatte.

Im Sommer hätte Uduokhai den FCA bei einem passenden Angebot wohl verlassen, doch ein Wechsel kam nicht zustande. So verlängert­e er seinen Vertrag bis 2025. Nach dieser Saison ergibt sich die gleiche vertraglic­he Konstellat­ion – allerdings unter anderen Voraussetz­ungen. Mit einem Felix Uduokhai, der sich wieder wertvoller gemacht hat.

 ?? Foto: Tom Weller, dpa ?? Groß jubeln wollte Felix Uduokhai nach seinem Treffer nicht. Stattdesse­n holte er den Ball aus dem Tor und animierte seine Mitspieler, schnell weiterzusp­ielen, um noch zu gewinnen.
Foto: Tom Weller, dpa Groß jubeln wollte Felix Uduokhai nach seinem Treffer nicht. Stattdesse­n holte er den Ball aus dem Tor und animierte seine Mitspieler, schnell weiterzusp­ielen, um noch zu gewinnen.

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