Uduokhai findet zu alter Stärke
Gegen den SC Freiburg zählt der Innenverteidiger zu den auffälligsten Akteuren des FC Augsburg. Nicht nur wegen seines Treffers macht sich der 26-Jährige derzeit wertvoll.
Felix Uduokhai ließ sich nicht aufhalten. Der Wille war regelrecht zu spüren, mit dem der Spieler des FC Augsburg in diesem Moment Richtung Ball preschte. Erstaunlich obendrein, wie elegant sich der 1,93 Meter groß gewachsene Abwehrspieler in der Luft bewegte, wie er den Ball technisch anspruchsvoll volley mit seinem schwächeren rechten Fuß versenkte. Wenn Uduokhai trifft, dann eher selten. Zuvor war dies letztmals im Auswärtsspiel beim 1. FC Heidenheim der Fall gewesen, gegen den SC Freiburg erzielte er seinen zweiten Saisontreffer.
Uduokhai lächelte, als er am Sonntagabend im Bauch der Augsburger Arena über seinen Treffer erzählen sollte. Wenn man ein Tor erziele, meinte er, sei das immer der richtige Zeitpunkt. Ganz egal wann. „Es hat mich einfach mega gefreut, dass wir uns heute für die gute Leistung belohnt haben.“Uduokhai hatte der Begegnung eine entscheidende Wende gegeben, hatte mit seinem Tor den Weg zum 2:1 (0:1)-Heimsieg geebnet.
Schon im ersten Spielabschnitt waren die Augsburger überlegen, entwickelten aber nur selten den Druck und die Durchschlagskraft, um europapokalmüde Gäste in Bedrängnis zu bringen. Nach der Pause änderte sich das. „Wir haben gemerkt, dass wir gut im Spiel waren“, so Uduokhai. Was auf ihn zutraf, ließ sich auf die gesamte Mannschaft übertragen. „Wir sind klar geblieben im Kopf.“In der Halbzeitpause hatte unter anderem Kapitän Ermedin Demirovic appelliert, dass dieses Spiel längst nicht verloren sei. Uduokhai sprach davon, die passende Einstellung gehabt zu haben. „Wir haben uns nicht beunruhigen lassen, haben uns an den Plan gehalten. Wir wussten aber auch: Wir müssen
nochmals eine Schippe drauflegen.“
Geduldig ließen die Augsburger den Ball in ihren Reihen laufen. Die schon müden Freiburger mussten weite Wege gehen, um Lücken zu schließen. Dies gelang ihnen gegen Ende der Partie immer seltener, während die Augsburger spielerisch ihren Treffern näherkamen. Spektakulär war der Ausgleich in der 72. Minute. Erst zwang Angreifer Phillip Tietz im Fallen Freiburgs Torhüter Noah Atubolu zu
einer Glanztat, im Nachschuss setzte Uduokhai den Ball akrobatisch ins Netz.
Für Spektakel steht Uduokhai selten. Eher für Attribute, die die Augsburger erst zurück in die Partie und dann auf die Siegerstraße brachten: für Ruhe und Besonnenheit. So gab er auch seinem Nebenmann Maximilian Bauer Halt, der nach langer Zeit einmal wieder in der Startelf stand. Jeffrey Gouweleeuw war wegen seiner fünften Gelben Karte gesperrt gewesen,
Bauer erhielt seine Chance. Und nutzte sie. Uduokhai lobte den ehemaligen U21-Nationalspieler, dem mitunter fehlende Spielpraxis anzumerken war, der insgesamt aber einen ordentlichen Auftritt hingelegt hatte. „Maxi hat das sehr gut gemacht. Für ihn war das keine leichte Aufgabe, wenn man sehr lange nicht spielt. Ein großes Kompliment.“Ohne Gouweleeuw an seiner Seite übernahm Uduokhai die Rolle des Abwehrchefs.
Nach der Niederlage gegen
Mainz (0:1) waren sich die Spieler bewusst, eine Reaktion zeigen zu müssen. Der Erfolg gegen Freiburg stellte eine dar. „Wir haben aber auch versucht, das nicht zu sehr zu dramatisieren“, betonte Uduokhai. In den Begegnungen mit Darmstadt 98 (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) und eine Woche später zu Hause gegen den 1. FC Heidenheim kann der FCA einen gewaltigen Sprung in der Tabelle der Fußball-Bundesliga machen. Andererseits wäre der Sieg gegen Freiburg bedeutend weniger wert, würde Augsburg nicht nachlegen.
Uduokhai wusste nach dem 2:1 gegen Freiburg um die Bedeutung der Duelle gegen die Aufsteiger. In den Heimspielen gegen Dortmund, Bayern, Leverkusen oder Leipzig zeigten die Augsburger ansprechende Leistungen, weitaus seltener gelingt dies in Auswärtsspielen bei Teams aus der unteren Tabellenhälfte. „Jetzt sind wir mental gefordert“, sagte Uduokhai. „Wir müssen voll da sein. Müssen die Spiele annehmen – auch wenn es etwas dreckiger wird.“
Uduokhai findet in dieser Saison zu alter Stärke zurück, die ihm einst eine Nominierung für die deutsche Nationalmannschaft bescherte. Nach einer schwierigeren Phase mit Verletzungen und Ausfällen ist er in dieser Spielzeit unumstrittene Stammkraft und stand in 22 von 23 Ligaspielen in der Startelf. Eine Partie verpasste er wegen einer Gelb-Roten Karte, die er im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg (3:2) kassiert hatte.
Im Sommer hätte Uduokhai den FCA bei einem passenden Angebot wohl verlassen, doch ein Wechsel kam nicht zustande. So verlängerte er seinen Vertrag bis 2025. Nach dieser Saison ergibt sich die gleiche vertragliche Konstellation – allerdings unter anderen Voraussetzungen. Mit einem Felix Uduokhai, der sich wieder wertvoller gemacht hat.