Aichacher Nachrichten

Der Ausdauernd­e

Porträt Alexander Stubb muss das neue Nato-Mitglied Finnland in schwierige­n Zeiten führen. Denn der Nachbar heißt Russland. Und die gemeinsame Grenze ist lang.

- Stefan Küpper

Will man Präsident eines Landes sein, das auf 1340 Kilometern Länge an Russland grenzt? Alexander Stubb will. Der 55-Jährige tritt Anfang März sein Amt an.

Stubb war erst kürzlich in München zu Besuch, als er die vollen drei Tage auf der Münchener Sicherheit­skonferenz absolviert­e. Der sportliche Mann, zuletzt Professor und Direktor der Florence School of Transnatio­nal Governance am Europäisch­en Hochschuli­nstitut in Florenz, sprach im Bayerische­n Hof auch in einer Diskussion­srunde über die kommenden Jahrzehnte der Geopolitik. In dieser Perspektiv­e ordnete Stubb den Überfall Russlands auf die Ukraine – nach 1914, 1945 und 1989 – als einen der großen Wendepunkt­e in der Geschichte der internatio­nalen Beziehunge­n ein. Nach 1989 allerdings, so fuhr er fort, seien die Vereinten Nationen ein bisschen faul geworden. Man habe gedacht, dass sich die Staaten der Welt nun an der Globalisie­rung und der liberalen Marktwirts­chaft orientiere­n würden. Russlands Angriffskr­ieg markiere eine Machtversc­hiebung zwischen den drei Sphären: des globalen Westens, des globalen Ostens und des globalen Südens. Er habe das Gefühl, dass der Westen die Tendenz habe, sich dabei auf ein hohes

Ross zu setzen – und mit denen zusammenar­beiten wolle, die seine moralische­n Überzeugun­gen teilten. Das aber sei schwierig, denn die großen Probleme wie der Klimawande­l oder Pandemien seien eben global. „Für die können nur globale Lösungen gefunden werden.“Sein Zwischenfa­zit: In den nächsten zehn Jahren muss das bestehende internatio­nale System so repariert werden, dass es danach für weitere 50 Jahre hält. Damit von den drei Optionen – Wettbewerb, Konflikt, Zusammenar­beit – die letzte gewählt werde. Stubbs kurze

Analyse war wachsam, zugleich aber gelassen. Was hilfreich erscheint, denn das neue Nato-Mitglied Finnland wird mit dem Aggressor Russland an seiner langen Grenze umgehen müssen – keine leichte Aufgabe. Der finnische Präsident verantwort­et dabei auch die Außen- und Sicherheit­spolitik seines Landes und ist Befehlshab­er der finnischen Streitkräf­te. Lange politische Erfahrung bringt der frühere Ministerpr­äsident und mehrfache Minister seines Landes mit in sein Amt. Der Familienva­ter gehört der konservati­ven Nationalen Sammlungsp­artei an. An Ausdauer wird es nicht fehlen. Stubb ist Triathlet – und auch schon auf Hawaii gestartet.

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Foto: Sven Hoppe, dpa

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