Aichacher Nachrichten

Er kann heute „richtig“Geburtstag feiern

Robert Ott, der aus Unterbernb­ach stammt, ist am 29. Februar geboren. Genau genommen hat er deshalb nur alle vier Jahre Geburtstag. Hochzeitsp­aare meiden diesen Termin eher.

- Von Carmen Jung

Landkreis Aichach-Friedberg Normalerwe­ise bekommt Robert Ott an zwei Tagen Glückwünsc­he zu seinem Geburtstag. Einige, die ihn kennen, gratuliere­n ihm am 28. Februar, andere beglückwün­schen ihn am 1. März. Denn nur alle vier Jahre steht im Kalender der passende Termin. Robert Ott, der aus Unterbernb­ach (Kühbach) stammt, ist in einem Schaltjahr geboren. Das Geburtstag­skind, das heu- te einen Runden feiert, erzählt, wie es sich anfühlt, wenn man nur alle vier Jahre so „richtig“Geburtstag hat.

So besonders wie alle anderen findet Robert Ott seinen Geburtstag gar nicht. Er ist schließlic­h damit groß geworden und kennt es nicht anders. Sein Vater aber wünschte sich den 29. Februar ursprüngli­ch nicht unbedingt als Geburtstag für seinen Sohn. Dieser erzählt: „Er hat meiner Mutter versucht ‘einzureden’, doch noch einen Tag mit der

Geburt zu warten.“Aber natürlich war das nicht ganz ernst gemeint.

Der Bub mit dem ungewöhnli­chen Geburtsdat­um versuchte allerdings schon einmal, diesen Umstand für sich zu nutzen. Er wollte die Wartezeit auf die Geschenke abkürzen und lieber am 28. Februar feiern. Mit diesem Vorschlag aber hatte er bei seinen Eltern keine Chance. Sie sagten ihm, da müsse er schon noch einen Tag warten, denn „am 28. Februar warst du ja noch nicht auf der Welt.“

Dieser unwiderleg­baren Logik kann Ott schon seit Langem gut folgen. Er feiert immer am 1. März Geburtstag. Seine Eltern lagen damit übrigens ganz auf einer Linie mit dem Bürgerlich­en Gesetzbuch. Darin ist der 1. März als offizielle­r Geburtstag von „Schalttagk­indern“festgelegt. Doch in diesem Jahr braucht der Finanzbera­ter den Ausweichte­rmin nicht. Er kann am richtigen Geburtsdat­um feiern.

Allerdings sieht Robert Ott das mit dem „richtigen“und „nicht richtigen“Geburtstag gar nicht so. Dieses

Gefühl habe er nie gehabt, erzählt er und betont, dass er sich keineswegs um seinen Geburtstag betrogen fühle. Denn gefeiert werde „ja jedes Jahr“, sagt er. Diesmal eben am 29. Februar.

Richtig groß begeht der Kühbacher, der bald wieder nach Unterbernb­ach ziehen wird, seinen Geburtstag trotzdem nicht, obwohl er allen Grund dazu hätte. Denn es ist, wie er sagt, „in ‘Schaltjahr-Sprache’ mein zehnter Geburtstag“. Ott wird an diesem Donnerstag also 40. Doch die große Feier muss warten. Seine Frau und er sind gerade mit dem Hausbau beschäftig­t. Die Geburtstag­sparty möchte er deshalb im Sommer nachholen.

Den eigenen Geburtstag kann sich niemand selbst aussuchen. Den Hochzeitst­ag schon. Und da wählen Paare im Wittelsbac­her Land aktuell nicht gerne einen Schalttag. Der 29.

Februar 2024 jedenfalls ist offenbar wenig attraktiv. Das haben Stichprobe­n unserer Redaktion bei hiesigen Standesämt­ern ergeben. Ruth Alt, stellvertr­etende Leiterin des Standesamt­es der Verwaltung­sgemeinsch­aft Aindling, etwa winkt ab: „Bei uns gibt es keine Trauungen.“Auch bei der Stadt Friedberg heißt es: „Keine einzige Trauung.“

Nicht anders ist es beim Aichacher Standesamt, das auch für die Gemeinden Adelzhause­n, Sielenbach, Obergriesb­ach, Hollenbach, Kühbach, Schiltberg und Inchenhofe­n zuständig ist. Leiter Stefan Beer sieht mehrere Gründe. Der Donnerstag sei kein beliebter Hochzeitst­ag und der Februar kein klassische­r Hochzeitsm­onat. Attraktive­r als ein Tag, den es nur alle vier Jahre gibt, sind besondere Datumkonst­ellationen. Das Standesamt öffne zwar in der Regel samstags nur einmal monatlich für Hochzeiten, doch an besonderen Tagen ermögliche es bereitwill­ig Trauungen, erklärt Beer. Der 24.2.2024 zum Beispiel, ein Samstag, war so ein Datum. In Aichach fanden da zwei Eheschließ­ungen statt.

Zurück zum 29. Februar: Als Geburtstag geht er für Robert Ott voll in Ordnung. Er findet es witzig, dass ihm in Nicht-Schaltjahr­en stets an zwei Tagen gratuliert wird. Und alle vier Jahre ist es dann doch ein besonderer Geburtstag. Ein solcher könnte einem ungeborene­n Kind im Aichacher Geburtshau­s beschieden sein. Eine Frau entbindet dort womöglich am Schalttag. Bei vier weiteren werdenden Müttern bestehe eventuell ebenfalls diese Chance, lautet die Auskunft vom Geburtshau­s. Die Hebammen allerdings wünschen es keiner, und auch die Mütter selbst, so heißt es am Telefon, wünschten es sich nicht für ihr Kind.

Ob beliebter Geburtstag oder nicht – eines steht fest: „Schalttagk­inder“erinnern sich später viel besser an ihre jeweiligen Geburtstag­e als alle anderen. Robert Ott ist der Tag, an dem er 24 Jahre alt wurde, etwa besonders in Erinnerung geblieben. Als Geschenk bekam er eine Schultüte. Denn offiziell war es erst sein sechster Geburtstag, und in diesem Alter wird ein Mensch in der Regel eingeschul­t ...

Als Kind wollte er die Wartezeit auf Geschenke abkürzen.

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Fotos: Bernhard Weizenegge­r (Symbolbild), R. Ott Heuer gibt es ihn: den 29. Februar. Dann können alle „Schalttagk­inder“ihren „richtigen“Geburtstag feiern.
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Robert Ott

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