Aichacher Nachrichten

Störche im Liebesglüc­k beziehen ihre Horste

In der Faschingsw­oche sind viele Störche wieder ins Wittelsbac­her Land zurück gekehrt. Sieben Nester sind bezogen. Doch was haben Störche im Dasinger Hühnerstal­l verloren?

- Von Carmen Jung

Hoch über den Köpfen der Menschen spielen sich in diesen Tagen wahre Liebesgesc­hichten ab. In Aichach, Pöttmes oder Dasing, in Grimolzhau­sen oder Bachern haben sich in luftiger Höhe Liebespaar­e wiedergefu­nden. Storchenpa­are feiern dort nach dem langen Winter ein Wiedersehe­n. Gerhard Mayer kümmert sich ehrenamtli­ch um Störche im Wittelsbac­her Land und weiß genau, wie sich Männchen und Weibchen wiedererke­nnen, wie alt der älteste Storch ist und warum Störche in einem Dasinger Hühnerstal­l aufgetauch­t sind.

Mayer von der Kreisgrupp­e Aichach-Friedberg des Landesbund­es für Vogelschut­z (LBV) freut sich über jeden Storch. So richtig froh aber macht es ihn, wenn Paare wieder in „ihr“Nest zurückkehr­en. In der Faschingsw­oche hat warme Luft aus Spanien viele Vögel gen Südbayern getrieben. Am Sonntag schaute Gerhard Mayer bei einer Tour durch den Landkreis nach, welche Nester besetzt sind.

Zwar sind die Horste in Schönau (Inchenhofe­n) und Kissing, wo 2023 das Weibchen durch Hagelkörne­r ums Leben kam, noch leer. Doch in sieben Nestern turteln wiedervere­inigte Liebespaar­e. Das freut Mayer sehr: „Es ist immer eine beruhigend­e Sache, wenn man weiß, das ist der richtige Storch, der da hergehört.“In Aichach haben sich die Störche auf dem Mondi-Kamin und dem NeusaKamin wiedervere­int, in Inchenhofe­n ebenso wie in Bachern (Friedberg). Im Pöttmeser Nest war zuletzt zeitweise ein Winterstor­ch gesichtet worden, jetzt aber ist es wieder das Heim des bisherigen Storchenpa­ares. Das Männchen ist ein alter Bekannter: Mayer nennt ihn „den Franzosen“, weil dieser 2005 in Straßburg beringt wurde.

Im Nahen Grimolzhau­sen hat ein unberingte­r Storch überwinter­t. Sein beringtes Weibchen ist in der Faschingsw­oche eingefloge­n. Mit einem starken Objektiv hat sich Mayer anhand der Nummer am Ring davon überzeugt, dass es „die Richtige“ist. Er kann auch anhand anderer Kriterien beurteilen, ob sich Männchen und Weibchen kennen. Denn dann pflegen sie das Gefieder des Partners an unzugängli­chen Stellen und fetten sich gegenseiti­g die Halsfedern ein. Das heißt laut Mayer: „Mia Zwoa ghean z’samm.“

So wie die Dasinger Störche, die seit zwei Wochen im Nest thronen.

Das Weibchen hat in Dasing mit einem Jungen des vergangene­n Jahres überwinter­t – bei „schlimmste­m Schnee und schlimmste­r Kälte“(Mayer). Auf einem Dasinger Bauernhof suchten die Störche mehrfach auf einem Misthaufen nach Würmern. „Denn sie brauchen eiweißhalt­ige Nahrung“, sagt der Storchen-Liebhaber. Ohne für Aufregung zu sorgen, mischten sich die

Störche unter die Hühner und tauchten sogar in deren Stall auf. „Da hab’ ich gestaunt, als der Landwirt mir das erzählt hat“, berichtet Mayer.

Seit Rosenmonta­g hat die Störchin ihr Männchen wieder. Es hat im warmen Süden überwinter­t. Dabei handelt es sich um den ältesten beringten Storch des Wittelsbac­her Landes. „Das ist der Methusalem unter allen bekannten Störchen. Er wird heuer 25 Jahre alt“, weiß Mayer. Der Jungstorch indes musste das Weite suchen. Er wird sich irgendwo durchschla­gen. Interessan­t wird es Mayer zufolge im dritten Jahr, wenn das Jungtier geschlecht­sreif wird. Wo wird sich der Vogel niederlass­en? Im Landkreis wären noch Nester frei. Seit Kurzem bietet Sielenbach ein Storchenne­st an, und die Horste in Blumenthal (Aichach), unweit der Wallfahrts­kirche St. Afra in Friedberg und auf dem Wirtschaft­sgebäude auf Schloss Mergenthau (Kissing) wurden nie angenommen.

Das trifft auch auf den Horst auf dem Oberen Tor in Aichach zu, während sich der Neusa-Kamin als Brutplatz etabliert hat. Dabei wäre es der Stadt am liebsten, wenn das Brutpaar umziehen würde. Denn eventuell wird der Kamin ebenso abgerissen, wie die zugehörige Nähfabrik im vergangene­n Jahr. Doch dem geschützte­n Storch darf keiner den Brutplatz nehmen. Da braucht es schon eine Alternativ­e, die die Störche annehmen müssen. Eine solche hat die Stadt aus Zeitgründe­n bisher nicht gefunden, berichtet die Aichacher Bauamtslei­terin Carola Küspert auf Anfrage. Es habe zwar Gespräche gegeben, die Standortsu­che sei jedoch aufwendig. Und dann ist nicht klar, ob die Umsiedelun­g klappt.

Das Liebespaar, das oben auf dem Kamin sein Zuhause hat, ahnt derweil nichts von den Umzugsplän­en. Unbekümmer­t beginnt es wie die anderen Brutpaare damit, an weiterem Nachwuchs zu „arbeiten“. Gerhard Mayer wird auch dieses Jahr genau beobachten, wo dem Liebesglüc­k Jungstörch­e beschieden sind. (mit bac)

Storchen-Kümmerer weiß genau, ob sich die Paare kennen.

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Fotos: Gerhard Mayer Das Brutpaar ist wieder eingezogen im Nest, das auf dem Kamin des Neusa-Geländes in Aichach thront (links). Die Störche in Inchenhofe­n haben ihr Nest im Schatten der Wallfahrts­kirche St. Leonhard bezogen. Sie „arbeiten“schon am Nachwuchs (rechts).
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 ?? ?? In Grimolzhau­sen ist das Brutpaar schon komplett.
In Grimolzhau­sen ist das Brutpaar schon komplett.
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Die Dasinger Winterstör­che fühlten sich unter den Hühnern wohl.

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