Aichacher Nachrichten

Landratsam­t-Anbau teurer und später fertig

Die Erweiterun­g des Blauen Palais in Aichach läuft seit Beginn nicht problemlos. Es gibt Ärger mit einer Baufirma, ein Notdach und auch dadurch Mehrkosten. Jetzt soll der Holzhybrid-Riegel mit 60 Büros bis zum Jahresende fertig werden.

- Von Christian Lichtenste­rn Diese Woche

Aichach-Friedberg Er wird teurer, er wird später fertig und es gibt Ärger mit einer Baufirma. Kurz zusammenge­fasst: Es läuft nicht alles rund beim Anbau an das Blaue Palais. Eigentlich sollten die Bürger schon seit Jahresbegi­nn über ein großzügige­s, kundenfreu­ndliches Foyer in das Landratsam­t Aichach eintreten können, in den 60 neuen Büros in der Holzhybrid-Erweiterun­g gearbeitet werden und die Sanierung des Altbaus (WC-Kerne und Brandschut­z) beginnen. Doch von diesem Zeitplan, wie er nach jahrelange­r teils heftiger Diskussion beim umstritten­en Baubeschlu­ss im Kreistag Mitte 2021 vorgestell­t wurde, hat sich die Bauabteilu­ng der Kreisbehör­de schon lange verabschie­den müssen. Dazwischen war die Rede von September, dann Anfang November. Jetzt hofft Gerd Pelzer vom Sachgebiet Hochbau auf einen Einzug der Kolleginne­n und Kollegen bis zum Jahresende. Es könne aber auch Anfang 2025 werden, sagte er in der jüngsten Sitzung des Bauausschu­sses des Kreistags.

In seinem Sachstands­bericht ging es vorrangig um die Verzögerun­gen auf der Baustelle. Bereits die Betonarbei­ten beim Start Mitte 2022 begannen mit eineinhalb Monaten Verspätung wegen Problemen im Baugrund und archäologi­schen Grabungsar­beiten. Es folgten Probleme durch Korrosions­schäden am Haupteinga­ng, die nach dem Abriss überrasche­nd entdeckt wurden. Gemeinsam mit den jahreszeit­lich bedingten Witterungs­bedingunge­n sorgte das schon für einen Verzug von acht Monaten. Die Zeitproble­me des Projekts an der Münchner Straße begannen also schon beim Rohbau.

Im Mittelpunk­t steht derzeit aber das Notdach, das seit Dezember das Gebäude vor Bauschäden schützt und bis April bleiben soll. Es war aber ursprüngli­ch gar nicht geplant und wurde nur notwendig, weil die Dachdecker­firma den Zeitplan nicht einhielt. Die Handwerker hätten im September beginnen müssen, dann wäre das Flachdach mit zurückgese­tztem drittem Obergescho­ss rechtzeiti­g vor dem Winter dicht gewesen. Haben sie aber nicht. Warum: weil die Personalka­pazitäten der Firma nicht ausreichte­n. Die Dachdecker sind aktuell unter anderem auch beim Großprojek­t Staatsthea­ter Augsburg zu Werke. Und dann kommt sozusagen auch noch „Pech“dazu, sprich der heftige Wintereinb­ruch Anfang Dezember mit Schneemass­en. Der Bau musste geschützt werden, weil die Notabdicht­ung nicht ausreichte. Das Satteldach­konstrukt macht nicht nur dicht, so konnte auch geschützt weitergear­beitet werden.

Wasserschä­den sind dennoch entstanden, die deshalb getrocknet werden müssen. Für das Notdach werden etwa 75.000 Euro fällig. Wer zahlt Dach, Trocknungs­kosten und Nachforder­ungen anderer Firmen, weil der Zeitplan nicht

eingehalte­n wurde? Pelzer geht von einer niedrigen sechsstell­igen Summe aus. Die Dachdecker – sagt die Bauabteilu­ng. Die Firma sieht es sicher anders. Bisher habe das Dachdecker­unternehme­n, das weiterarbe­itet, noch keinen Euro bekommen, berichtete Pelzer. Er geht davon aus, dass sich die Streitfrag­e über die Mehrkosten in die Länge ziehe und eventuell erst vor Gericht entschiede­n werde. In Verhandlun­gen sei aber auch ein Vergleich möglich. Die Bauabteilu­ng sieht sich im Spagat: Die Baustelle soll trotz der Verzögerun­gen bestmöglic­h durchgezog­en werden. Jetzt noch eine andere Firma zu beauftrage­n, würde den Zeitplan erst recht aushebeln. CSU-Kreisrat Erwin Gerstlache­r, selbst Handwerksm­eister und Bürgermeis­ter in Ried, empfahl, einen Kompromiss zu suchen. Wenn überhaupt

noch ein anderer Dachdecker weitermach­en würde, dann habe der Landkreis keine Gewährleis­tung für das Flachdach, warnte Gerstlache­r. Gerade bei dieser Dachform, die immer mal für Probleme gut ist, ist dies alles andere als eine verlockend­e Aussicht.

Womit wir bei den Kosten für den 55 Meter langen und 16 Meter breiten Querriegel mit vier Geschossen sind. Diese Zahlen rufen auch keine Jubelstürm­e bei den Kreisrätin­nen und Kreisräten aus. Vor zweieinhal­b Jahren wurde das Erweiterun­gsprojekt mit 15 Millionen Euro taxiert. Derzeit geht die Bauabteilu­ng in ihrer Prognose von einem Betrag unter 20 Millionen aus. Ganz zu Beginn des Projekts im Herbst 2018 sprach sich der Kreistag noch einstimmig für den Anbau in Richtung Münchner Straße statt der über ein Jahrzehnt lang diskutiert­en Überbauung des Parkplatze­s aus – vor allem die deutlich niedrigere Kostenschä­tzung (neun Millionen Euro) durch die abgespeckt­e Lösung überzeugte damals. Der Zeitplan dazu: Einzug Ende 2021. Die Erweiterun­gsoption mit Parkdeck plus ein Stockwerk mit neuen Büros in Richtung Süden wurde bei dieser Grundsatze­ntscheidun­g auf über 20 Millionen Euro kalkuliert. Das war den Kreisräten eindeutig zu teuer. Vor allem der schlechte Baugrund sorgte für die neuen Überlegung­en. Die von der Unabhängig­en-Fraktion in der Diskussion zuvor noch vorgeschla­gene Anmietung von Bürofläche­n auf dem nahen Milchwerkg­elände (im Büroturm am Kreisverke­hr) fand keine Mehrheit im Kreistag. Auch die Kreisverwa­ltung favorisier­te eindeutig die zentralisi­erte Lösung.

Zu den rund 20 Millionen kommt nach der Fertigstel­lung des Holzhybrid-Bauwerks zum Jahresende noch die Sanierung des Altbaus. Die Kosten dafür wurden zuletzt mit über acht Millionen Euro hochgerech­net. Nicht inbegriffe­n ist da die energetisc­he Ertüchtigu­ng des 45 Jahre alten Betonskele­tt-Gebäudes. Die ist eigentlich überfällig, denn das Blaue Palais ist wärmetechn­isch gesehen eine Energiesch­leuder und das Gegenteil von einem kommunalen Vorzeigeob­jekt wie der Anbau. Aber das ist ein Projekt, das in der PrioListe und im Zeitplan des Kreistags vor allem aus Kostengrün­den inzwischen weit nach hinten gerückt ist.

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Foto: Raum und Bau (Visualisie­rung) So soll die Erweiterun­g des Landratsam­tes in Aichach mit einem Anbau in Holzhybrid-Bauweise bei Fertigstel­lung Ende 2024 aussehen. Die Arbeiten verlaufen aber nicht problemlos.
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Foto: Christian Lichtenste­rn Das Notdach über der Erweiterun­g des Landratsam­tes soll bis April bleiben. Im Bauausschu­ss des Kreistags wurde jetzt über die Verzögerun­gen im Zeitplan gesprochen.

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