Sudetendeutsche erinnern an die Nachkriegsjahre
Aichach hat sich in den 1950er- und 60er-Jahren enorm entwickelt. Bei einem Vortrag mit vielen historischen Fotos begaben sich die Mitglieder der Landsmannschaft auf eine spannende Zeitreise.
Welche rasante Entwicklung die Kreisstadt in den 50erund 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts nahm, wurde beim kürzlich Vortragsnachmittag der Sudetendeutschen Landsmannschaft im Gasthaus Specht mit dem Vorsitzenden des Aichacher Heimatvereins, Wolfgang Brandner, deutlich.
Mit alten Fotografien und Luftbildaufnahmen belegte der Heimatforscher die Siedlungsentwicklung Aichachs vor allem nach Osten und Norden hin. Die politische Verantwortung trugen in jenen Jahren Bürgermeister Wilhelm Wernseher (SPD) und die Landräte
Max Glötzl und Josef Bestler. Die Ausweisung neuer Baugebiete auf dem Kreisgutgelände, an der Flurund Auenstraße sowie östlich des Alten Friedhofs eröffnete letztlich auch die Auflösung der Barackeneinheiten, in denen vor allem die Heimatvertriebenen untergebracht waren.
Mit der Errichtung der Grundschule-Mitte im Jahr 1958, damals als Volksschule, realisierte die Stadt ihren ersten Schulneubau nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Fertigstellung der „Wittelsbacher Realschule“1966 stellte den ersten Baustein für das folgende breit gefächerte Spektrum weiterführender Schulen in der Kreisstadt dar. Völlig aus dem Stadtbild verschwunden sind heute das Kreisgut, der frühere Kreisbauhof, das Milchwerk, der einstige Güterbahnhof und Firmen wie Meisinger, Neusa, die Beckmühle oder die Fleischfabrik Haselberger. Auch an Gaststätten wie den „GallusKeller“und den „Froschermayr“, geschweige denn an die Brauereien Hofmann oder Müllerbräu werde die Erinnerung in der Bevölkerung immer schwächer.
Als „genialen Schachzug“bezeichnete Wolfgang Brandner, der heute das Kreisarchiv des Landkreises leitet, den Kauf des Haselberger-Geländes
durch Bürgermeister Wilhelm Wernseher. Dadurch habe der Neue Friedhof realisiert und ein großes Baugebiet für den Wohnungs- und Gewerbebau umgesetzt werden können. Von besonderer Bedeutung für den gesamten Altlandkreis war der Bau des Kreiskrankenhauses am Kellerberg, der die Umwandlung des alten Hauses zur Sonderschule ermöglichte.
Dass die SL mit ihrem breit gefächerten Vortragsangebot richtig liegt, darüber freute sich die stellvertretende Ortsobfrau Erika Glöckner. Während bei anderen Vereinen eine Stagnation zu beobachten sei, erfreue sich die Aichacher SL über stetig steigende Besucherzahlen. Erfreulich sei dabei auch der immer größer werdende Anteil von Gästen. Fortgesetzt wird das SL-Programm am Freitag, 15. März, mit Kreisheimatpfleger Michael Schmidberger. Dieser wird dabei über „Die Wittelsbacher und ihre Stammburg“referieren. Bereits am 8. März trifft sich die Vorstandschaft zum Gedenken am Grab ihres verstorbenen Ehrenmitglieds Günther Worsch im Neuen Friedhof. Anschließend findet in der SL-Heimatstube eine Besprechung zur Feier des 75. Vereinsjubiläums im Herbst statt. (AZ)