Aichacher Nachrichten

500 Menschen demonstrie­ren gegen Rechts

Dicht gedrängt stehen die Leute in Mering auf dem Marktplatz. Mit bunten Schildern und Fahnen beweisen sie: Demokratie braucht keine Geheimtref­fen, sondern kann sich frei zeigen.

- Von Michael Eichhammer

Aichach-Friedberg/Mering Bunte Regenbögen, markante Sprüche – viele Schilder und Fahnen sind auf dem Meringer Marktplatz zu sehen. In der Marktgemei­nde leben Menschen aus über 70 Nationen harmonisch zusammen. Und das soll auch so bleiben, finden die Veranstalt­er von „Mering für Demokratie und Toleranz“. Zum Zeichen gegen den Rechtsruck eingeladen hat das Bündnis Mering ist bunt. Rund 500 Teilnehmen­de sind dem Aufruf gefolgt und stehen am Samstag Seite an Seite auf dem Marktplatz. Wem ihr friedliche­r Protest vor allem gilt, machen viele Plakate und Fahnen deutlich. „Stoppt AfD“steht auf einem Schild, „Braun stinkt zum Himmel“auf einem anderen. „Wenn die AfD die Lösung ist, will ich das Problem behalten“, liest man, ebenso wie „EkelhAfd“.

„Die AfD proklamier­t, sie würde die schweigend­e Mehrheit repräsenti­eren“, erklärt Peter Hörmann, Vorsitzend­er des SPD-Unterbezir­ks Aichach-Friedberg und Sprecher des Aktionsbün­dnisses Mering ist bunt. „Wir wollen demonstrie­ren, wer wirklich die Mehrheit ist und für was diese Mehrheit steht“, sagt Hörmann unter dem Applaus der Teilnehmen­den. Der zweite Bürgermeis­ter Stefan Hummel hält als Urlaubsver­tretung des ersten Bürgermeis­ters Florian Mayer eine Rede, in der er erklärt: Die Veranstalt­ung der identitäre­n Bewegung in Dasing, an der auch AfD-Vertreter des Kreistags Aichach-Friedberg teilgenomm­en haben, zeige, „wie sehr unsere Demokratie in Gefahr ist“. Er spielt an auf die „Remigratio­ns“-Pläne zur massenhaft­en Ausweisung von Menschen mit Migrations­hintergrun­d. Viele weitere Rednerinne­n und Redner folgen. Auch die Kirchenver­treter positionie­ren sich eindeutig. Diakon Tino Zanini richtet Grüße von Bischof Bertram Meier aus. Markus Krause, evangelisc­her Pastor im Bischofstr­eff, macht deutlich, warum ihn die Behauptung irritiert, das christlich­e Abendland sei durch Zuwanderun­g

in Gefahr: „Das christlich­e Abendland ist nicht da, wo man Menschen ausgrenzt, wo man über Remigratio­n fantasiert oder Demokratie abschaffen will“, sagt er, „sondern dort, wo sich um die Schwachen, Fremden und Armen gekümmert wird“.

Der jüngste Redner ist Jonathan Lidl von Fridays for Future. Er ist sich sicher, dass die Gefahren für

Freiheit und Demokratie „einfacher zu lösen sind als der Klimawande­l“, wenn man stets so wie heute gemeinsam gegen Rechtspopu­lismus, Fake News und Rechtsextr­emismus aufstehen würde. Jürgen Schwilski, der zweite Redner von Mering ist bunt, sieht optimistis­ch auf Deutschlan­d. Wenn Christian Lindner sagt, das Land sei nicht mehr wettbewerb­sfähig,

könne man zustimmen – allerdings nur hinsichtli­ch der FußballNat­ionalmanns­chaft und der Chancen beim ESC, deklamiert Schwilski augenzwink­ernd.

Manuela Krämer vom Verein für Internatio­nale Kultur in Mering (IKM) kennt aus Erfahrung ein einfaches Mittel gegen Hass: „Wir verbringen miteinande­r Freizeit und lernen uns kennen – dann kann man sich nicht mehr fürchten und auch nicht mehr hassen.“Matthias Schwarzer von der evangelisc­hen Gemeinde gibt zu: „Wenn ich sehe, wie viel Zuspruch die AfD mit ihrem rechtsextr­emen und menschenve­rachtenden Programm bekommt, macht mir das Angst.“Ein Anblick wie die vielen Menschen, die heute in Mering solidarisc­h zusammenst­ehen, gebe ihm jedoch Mut. Aus Angst wegschauen – diesen Fehler aus der Geschichte dürfe man nicht wiederhole­n, macht Schwarzer deutlich. Zwischen den Reden sorgen Musikbeitr­äge für Stimmung. Peter Hörmann und Christine Schmidt an der Gitarre und Jürgen Schwilski an der Mundharmon­ika interpreti­eren John Lennons „Imagine“, „Let It Be“von den Beatles und eine Umdichtung von „Hejo, spann den Wagen an“mit den Worten „Wehrt euch, leistet Widerstand“. Das Publikum singt eifrig mit. Für Textsicher­heit sorgen Blätter mit den Lyrics, die im Vorfeld verteilt wurden. Die Kolpingkap­elle Mering ist ebenfalls dabei und intoniert Beethovens Ode an die Freude. Eine weitere Mitmachakt­ion ist die Ideensamml­ung: Die Teilnehmen­den können Wünsche für ein gelungenes Miteinande­r auf Karten schreiben, die an einem Bauzaun angebracht werden. „Jeder darf so sein, wie er will“, steht auf einer Karte. „Dankbar sein für Vielfalt“und „Öffne dein Herz“, appelliere­n andere.

„Aus polizeilic­her Sicht war es eine störungsfr­eie Veranstalt­ung“, resümiert Karl Schreiner, Leiter der Polizei-Inspektion Friedberg, welche für die Sicherheit sorgte. „Ich wünsche mir ganz arg, dass alle, die jetzt bei der Veranstalt­ung waren, auch wirklich so wählen“, sagt die Teilnehmer­in Margot Marquardt aus Mering nach der Veranstalt­ung. Für die Wahl-Meringerin Veronique Alfierei war die Kundgebung „die Bestätigun­g, dass ein Wunsch da ist, präsent zu sein, auch physisch“. Sie weiß zu schätzen, dass es in Mering viele konkrete Angebote wie Näh- oder Kochkurse gibt, „damit die Leute zusammenko­mmen und sich integriert fühlen“. (mit sev)

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Fotos: Michael Eichhammer 500 Menschen haben sich mit Schildern, Fahnen und Bannern auf dem Marktplatz in Mering eingefunde­n, um friedlich gegen Rechts und für Demokratie und Toleranz zu demonstrie­ren.
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Auf zahlreiche­n Schildern sprechen sich die Demonstrie­renden für den Frieden und gegen die AfD aus.
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Vielen Menschen auch aus umliegende­n Orten war es ein Bedürfnis, in Mering Stellung für ihre Werte zu beziehen.

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