Aichacher Nachrichten

Mittelschu­le wehrt sich gegen Holzkuppel

Die Schulfamil­ie ist gegen das Projekt des Technologi­etransferz­entrums Aichach, das die Stadt im Pausenhof aufstellen lassen wollte. Friedberge­r Schüler protestier­en im Rathaus.

- Von Ute Krogull Kommentar Seite 37

Eine durchbroch­ene Holzkuppel mit 15 Metern Spannweite und 6,5 Metern Höhe sollte noch dieses Jahr im Pausenhof der Friedberge­r Mittelschu­le prangen, ein erstes Vorzeigepr­ojekt des neu gegründete­n Technologi­etransferz­entrums Aichach (TTZ). Doch die Schulfamil­ie protestier­te gegen die Idee. Die Leiterinne­n von Grund- und Mittelschu­le schrieben Briefe an Bürgermeis­ter und Fraktionen, ebenso Schüler und Schülerinn­en, die sogar mit Schildern („Nein zur Holzkuppel!“) vor dem Sitzungssa­al Aufstellun­g nahmen. Die Mitglieder des Umweltauss­chusses waren nicht alle von dem Protest begeistert; der Bürgermeis­ter war stinksauer und warf der Schulleitu­ng „Blockadeha­ltung“vor. Trotzdem kommt die Kuppel nun an einen anderen Ort – die Frage ist, an welchen.

Den Standort der Kuppel hatte der Umweltauss­chuss im Oktober ausgewählt; Schulleite­rin Susanna Albrecht sagt, sie habe davon aus der Zeitung erfahren. Eichmann betont indes, er habe Albrechts kommissari­sche Vorgängeri­n, welche mittlerwei­le an einer anderen Schule arbeitet, von einem Sonnenschu­tzprojekt für die Schule unterricht­et. Albrecht wiederum bezog dies auf die Außenstell­e am Eisenberg, nicht auf den Hauptsitz. Auf jeden Fall stieß der Schule die (fehlende) Kommunikat­ion auf, jedoch genauso der Standort für den Pavillon.

Sowohl Albrecht als auch Kristina Fischer, Leiterin der benachbart­en Theresia-Gerharding­er-Grundschul­e, schickten Schreiben an Stadtrat und Verwaltung, in denen sie sich gegen die Situierung der Kuppel aussprache­n. Der Pausenhof sei „der absolut falsche Platz“dafür, hieß es.

Auch Klassen- und Schülerspr­echerinnen und -sprecher verfassten Stellungna­hmen. Zwei handgeschr­iebene

Briefe liegen unserer Redaktion vor. In diesen sowie im Gespräch am Rand der Sitzung argumentie­rten die Schüler ähnlich wie die Rektorinne­n. Sie befürchten, dass Kinder und Jugendlich­e auf die Konstrukti­on klettern und sich verletzten könnten, dass der Raum im Pausenhof eingeschrä­nkt wird und dass der Pavillon Fremde anzieht, die ihn filmen und fotografie­ren – egal, ob auf dem Bild Schülerinn­en und Schüler sind, denen das nicht recht ist.

Sie finden, es „sollten Alternativ­en geschaffen werden, die den Bedürfniss­en der Schülerinn­en und Schüler entspreche­n“, etwa Basketball­körbe und Fußballtor­e. Außerdem befürchten sie, dass die Kuppel Ziel von Schmierere­ien wird.

In der Sitzung zeigten sich alle Fraktionen überrascht von diesen Reaktionen – man hätte sich sonst anders positionie­rt, betonte Sebastian Pfundmeir von der SPD. Sie könne der Argumentat­ion teils nicht folgen, meinte Marion Brülls von den Grünen, doch man wolle sich auf keinen Fall gegen die Schule stellen. Die Briefe der Schülerspr­echer seien auf jeden Fall „sehr viel besser als die Mail der Schulleite­rin“, so Wolfgang Rockelmann (Parteifrei­e Bürger). Letztlich waren alle der Meinung

Florian Fleigs (CSU): „Wenn das Kunstobjek­t nicht angenommen wird, bringt es nichts.“Doch für Friedberg retten wolle man es auf jeden Fall.

Eichmann war in seinem Statement mehr als deutlich geworden. Er warf der Schulleitu­ng vor, sie habe Schüler „instrument­alisiert“. Einige Argumente (etwa die Befürchtun­g vor mehr Drogenkons­um im Schutz der Kuppel) hielt er für „absurd“und stellte klar, es gehe darum, wer Besitzer der Schule ist, und wer „nur die Aufgabe hat, eine Schule zu leiten“.

Das Gremium beschloss letztlich, dass die Verwaltung einen anderen Standort suchen soll – da hatten die Schülerinn­nen und Schüler, welche anfangs die Diskussion verfolgt hatten, den Saal schon verlassen. Die

Zeit drängt, denn das Projekt erhält nur dann Fördermitt­el, wenn es 2024 umgesetzt wird.

Man habe seit Oktober viel Zeit investiert, es an den Standort anzupassen, sagte Prof. Christophe­r Robeller, Leiter der Forschungs­gruppe „Digitaler Holzbau“am TTZ. Sie plant das Projekt in Edelkastan­ie – einem Baum, der aufgrund der Klimakrise künftig häufig in bayerische­n Wäldern wachsen wird. Die Kuppel soll als luftiger Schattensp­ender im urbanen Raum dienen.

Im Ausschuss kam eine Reihe von Vorschläge­n, vor sie nun hinsoll – wobei manche Standorte gleich ausschiede­n wie der SkatePark (kein Platz) und der See (schwierig für die Baugenehmi­gung).

Bürgermeis­ter Eichmann spricht von Blockadeha­ltung.

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Foto: TTZ So sollte die Holzkuppel des Technologi­etransferz­entrums Aichach im Pausenhof der Friedberge­r Mittelschu­le positionie­rt werden.

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