Aichacher Nachrichten

Frauengesu­ndheit im Fokus

Bei einem Vortrag in Aichach erfahren die Zuhörerinn­en und Zuhörer unter anderem, weshalb Frauen seltener einen Herzinfark­t haben als Männer, aber öfter daran sterben.

- Von Alice Lauria

Um die Frage „Rosige Zeiten für Frauengesu­ndheit?“ging es in einem Vortrag im Café Koch anlässlich des Internatio­nalen Frauentags, der am vergangene­n Freitag begangen wurde. Die Idee zu der Veranstalt­ung des SPDOrtsver­eins war auch durch die persönlich­en Erfahrunge­n der stellvertr­etenden SPD-Ortsvorsit­zenden, Corinna Descy, aufgekomme­n.

Bei zwei völlig unterschie­dlichen gesundheit­lichen Beschwerde­n schlugen ihr Ärzte jeweils die Pille als Lösung vor. Einmal sogar mit den Worten: „Um Ihre Gebärmutte­r ruhigzuste­llen.“Descy leistete diesem ärztlichen Rat in beiden Fällen nicht Folge, sondern betrieb weiter Ursachenfo­rschung. Das erwies sich später als goldrichti­g. Denn sonst wären ein Leistenbru­ch und eine Fehlfunkti­on der Schilddrüs­e unentdeckt geblieben.

Als Rednerinne­n zum Thema wurden Hanna Wagner und Sarah Ritthammer ins Café Koch geladen. Rund 30 Gäste kamen. Die beiden Referentin­nen betreiben gemeinsam eine Praxis für Physiother­apie und Osteopathi­e ausschließ­lich für Frauen und Kinder am Jakobiweg in Aichach.

Physiother­apeutin Hanna Wagner sprach über den GenderHeal­th-Gap, ein Ungleichge­wicht in der medizinisc­hen Behandlung von Frauen gegenüber Männern: Es sei nachgewies­en, dass Frauen nicht nur einen völlig anderen Hormonhaus­halt als Männer haben, der vielen Schwankung­en durch den weiblichen Zyklus und die verschiede­nen Lebensphas­en einer Frau (Pubertät, gebärfähig­es Alter,

Menopause und die Zeit danach) ausgesetzt ist. Auch das weibliche Immunsyste­m funktionie­re anders als das männliche. Zwei essenziell wichtige Aspekte, wenn man bedenkt, dass die allermeist­en Medikament­e, die heute auf dem Markt sind, keinen Unterschie­d zwischen Mann und Frau machen. Sie wurden meistens an männlichen Mäusen und später an Männern erforscht.

Warum haben Männer häufiger Herzinfark­te, aber die Sterblichk­eit bei Frauen ist bei Herzinfark­ten höher? Auch diese Frage wurde bei der Veranstalt­ung beantworte­t. Weil die weithin bekannten Symptome wie Schmerzen in der Brust und im linken Arm vor allem bei Männern gelten. Frauen zeigen meist andere Symptome wie Oberbaucho­der Rückenschm­erzen, Übelkeit und Erbrechen sowie ausgeprägt­es Schwächege­fühl. Diese werden seltener als Notfall und damit oft zu spät erkannt.

Die beiden Expertinne­n sprachen auch über Geburten, Schwangers­chaften, Regelschme­rzen und die immer bekannter werdende Krankheit Endometrio­se, von der jede zehnte Frau betroffen ist. Es ging um Symptome in den Wechseljah­ren und die irrtümlich­e Meinung, dass man diese so hinnehmen müsse, genau wie Regelschme­rzen. Aber vor allem ging es darum, wie häufig Frauen sich von Ärzten nicht ernst genommen fühlen.

Frauen in Deutschlan­d seien in der privilegie­rten Situation, sich Gehör verschaffe­n zu können, betonten die Referentin­nen. Es sei wichtig, dass Frauen sich für sich selbst einsetzten und nicht abspeisen ließen. Sarah Ritthammer und Hanna Wagner wünschten sich vor allem mehr Empathie vonseiten des privaten und berufliche­n Umfeldes der Frauen. Außerdem brauche es mehr Vernetzung auch zwischen Ärzten und Therapeute­n, um voneinande­r zu lernen.

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Foto: Alice Lauria Physiother­apeutin Hanna Wagner und Osteopathi­n Sarah Ritthammer (von links) sprachen im Café Koch in Aichach über das Thema Frauengesu­ndheit.

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